Handchirurgie

Handchirurgie
Beispiel einer Handchirurgie: die Entfernung eines Lipoms aus dem Zeigefinger der rechten Hand eines Patienten.[1]

Die Handchirurgie ist eine aus der US-amerikanischen Kriegschirurgie angesichts der fachübergreifend notwendigen Behandlung von an den oberen Extremitäten verletzten Soldaten hervorgegangene Disziplin; sie hat sich aus den Teilgebieten Unfallchirurgie (Traumatologie), Neurochirurgie und plastische Chirurgie entwickelt. Als Vater der Handchirurgie gilt Sterling Bunnel, amerikanischer Chirurg.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines Aufgabengebiet

Die Handchirurgie befasst sich mit der Diagnosestellung und Behandlung von akuten oder chronischen Schäden oder Verletzungen an den oberen Extremitäten (Schulter, Oberarm, Unterarm, Hand, Finger, Daumen).

Spezielles Aufgabengebiet

Versorgung der Verletzungen an Fingerknochen, Sehnen, Bändern, Handgelenk (Kahnbeinbruch), Unterarmknochen (Distale Radiusfraktur), Ellen-Speichen-Gelenk (distales Radioulnargelenk) sowie an Blutgefäßen und Nerven (Plexus brachialis). Versorgung von chronischen Erkrankungen, sowie verschiedener Arthroseformen, Durchblutungsstörungen, Knochenveränderungen (Lunatummalazie), Einengungen von Nerven- oder Sehnenscheiden (Karpaltunnelsyndrom, schnellender Finger), Tendovaginitis stenosans, Veränderungen am Bindegewebe (Dupuytren'sche Kontraktur, Tumoren (gut- oder bösartige Geschwulste) von Hand und Arm. Funktionswiederherstellung mit motorischen Ersatzoperationen komplex verletzter oberer Extremitäten.

Eingeschlossen ist die Behandlung von Kindern (kindliche Fehlbildungen), Rheumatikern und chronischen Schmerzsyndromen (Komplexes regionales Schmerzsyndrom), die Replantation von Fingern bis hin zu ganzen Extremitäten sowie die Versorgung von Patienten mit Prothesen sowie die Rehabilitation handverletzter Patienten, die spezielle Erfordernisse an die Ausbildung der Therapeuten stellt.

Fachliche Voraussetzungen

Eingehende Fachkenntnis von anatomischen und funktionellen Zusammenhängen werden zur Diagnosestellung und zur Erstellung eines Behandlungsplanes benötigt. Beim Therapieerfolg macht einen großen Anteil die komplexe Nachbehandlung aus: Physiotherapie, physikalische Therapie und Ergotherapie.

Technische Voraussetzungen und Hilfsmittel

  • Gewebsschonendes, differenziertes Vorgehen (atraumatische Operationstechnik)
  • Spezielles Instrumentarium
  • Lupenbrille oder besser Fernrohrbrille
  • Operationsmikroskop
  • Blutsperre: um ein blutarmes Operationsfeld zu ermöglichen wird mit einer pneumatischen Manschette die Durchblutung am Oberarm unterbrochen
  • Blutleere: um ein blutfreies Operationsfeld zu ermöglichen wird vor der Blutsperre mit einer elastischen Binde der Arm von der Peripherie her ausgewickelt

Ausbildung und Weiterbildung

Die Weiterbildung auf dem Gebiet der Handchirurgie ist eine so genannte Zusatzweiterbildung. Die Voraussetzung dieser Zusatzweiterbildung ist eine Anerkennung als Facharzt für Plastische Chirurgie, Chirurgie oder Orthopädie und eine 36-monatige Weiterbildung bei einem Weiterbildungsbefugten (davon können 12 Monate während der Weiterbildung in Allgemeine Chirurgie, Kinderchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie oder Plastische Chirurgie abgeleistet werden, siehe Weiterbildungsordnung).

Einzelnachweise

  1. E. Chronopoulos u. a.: Patient presenting with lipoma of the index finger: a case report. In: Cases Journal 3, 2010, 20. doi:10.1186/1757-1626-3-20 PMID 20205806 (Open Access)

Literatur

  • Dieter Buck-Gramcko: Ein Leben für die Handchirurgie: 100 Lebensbilder. Verlag Steinkopff, 2007, ISBN 3-7985-1776-2

Weblinks

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