Kalabar-Beule

Kalabar-Beule
Klassifikation nach ICD-10
L98.4 Chronisches Ulkus der Haut, anderenorts nicht klassifiziert
Ulcus tropicum
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Das Buruli-Ulkus (Ulcus tropicum) ist eine in den Tropen verbreitete infektiöse Erkrankung der Haut und Weichteile mit Bildung zum Teil ausgedehnter Geschwüre. Erreger ist das atypische Mykobakterium (MOTT) Mycobacterium ulcerans, das mit den Erregern von Tuberkulose und Lepra verwandt ist.

Inhaltsverzeichnis

Epidemiologie

Verbreitet ist die Erkrankung in vielen Ländern West-, Zentral- und Ostafrikas, kommt aber auch in Südasien, Lateinamerika und Australien vor. Häufig ist die ländliche Bevölkerung in der Nähe von Gewässern oder Sumpfland betroffen. Die Übertragungsmechanismen sind nicht völlig geklärt. Möglich scheint die Übertragung durch bestimmte Mückenarten.

Klinik

In den meisten Fällen sind die Extremitäten betroffen, bei Kindern können die Ulzerationen überall vorkommen. Aus einer papelartigen bis knotigen Hautschwellung heraus entwickelt sich das Geschwür, das erhebliche Ausdehnung annehmen kann. Verhängnisvoll ist, dass die Läsion schmerzlos ist und daher oft erst sehr spät einem Arzt vorgestellt wird. Nach Monaten bis Jahren heilt sie gelegentlich von selbst aus, allerdings kann es auch zu schweren Verstümmelungen, narbigen Kontrakturen oder Lymphödemen kommen.

Diagnose und Behandlung

In Endemiegebieten kann die Diagnose in der Regel auf den ersten Blick gestellt werden. Im nekrotischen Gewebe können säurefeste Stäbchen (Mykobakterien) nachgewiesen werden. Andere mögliche Nachweismethoden sind die PCR und die kulturelle Anzüchtung des Bakteriums, die allerdings mindestens sechs Wochen in Anspruch nimmt.

Die Behandlung stützt sich auf die chirurgische Ausschneidung (Exzision) der Läsion mit einem großen Randabstand, da die Bakterien auch unter der scheinbar gesunden Haut weit vordringen. Eine antibiotische Therapie kann mit Rifampicin und Streptomycin versucht werden, meist ist sie jedoch nicht effizient.

Konsequentes Erhitzen der betroffenen Areale auf Temperaturen von 40°C inaktiviert die Bakterien und wird derzeit im Feldversuch erprobt. In einer ersten Studie bekamen sechs Buruli-Patienten mehrere Wochen lang Verbände mit entsprechenden Paketen aufgelegt. Alle Geschwüre heilten, Rückfälle waren auch 18 Monaten nach Abschluss der Behandlung nicht zu beobachten. Jetzt sollen die Methode an einer größeren Zahl von Patienten weiter erprobt und die Funktionsmechanismen im Detail erforscht werden.[1]
Wie kürzlich französische Wissenschaftler feststellten haben auch bestimmte Illite (Tonmineralien) eine gute heilende Wirkung, welche zukünftig kostengünstige Präparate ermöglichen könnten[2].

Weblinks und Referenzen

  1. Erste Studie erfolgreich (englisch).
  2. Wissenschaft.de: Schlamm gegen Bakterien
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