- Kali (Kampfsport)
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Kali, auch bekannt als Eskrima/Escrima oder Arnis, ist eine hauptsächlich bewaffnete Kampfkunst. Das bedeutet, dass stets davon ausgegangen wird, das einer der Kontrahenten entweder offensichtlich oder aber heimlich bewaffnet ist. Kali stellt jedoch nur den Überbegriff dar. Es gibt nicht "das" Kali, sondern nur verschiedene Stile davon.
Inhaltsverzeichnis
Begriff
Woher der Name Kali stammt, ist nicht eindeutig bewiesen. Dan Inosanto führte den Begriff auf die beiden alt-malayischen Worte KAhmot (Hand) und LIhot (Körper) zurück und meinte, dass es für Bewegung von Hand und Körper stünde. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Name der indischen Göttin Kali, nachempfunden wurde, oder aber von dem alt-malayischen „Kalis“, Schwert, abgeleitet ist.
Geschichte
Kali ist eine alte südostasiatische Kriegskunst, die von der Kriegerkaste der Maharlika entwickelt wurde. Diese wurden ab dem Grundschulalter im verantwortungsvollen Umgang mit Waffen trainiert. Sie trainierten erst mit Rattanstöcken, später mit welchen aus Hartholz und Schwertern. Allerdings musste man als Krieger auch in anderen Gebieten des Kampfes bewandt sein, und so übten sie sich auch im Kampf mit Messern, Speeren, Pfeil und Bogen, Schlag- und Tritttechniken, sowie dem Ringkampf und der Verteidigung mit Alltagsgegenständen und dem Kampf mit zwei Waffen unterschiedlichen Typs. Alle asiatischen Kampfkünste wurden jedoch 1764 von den spanischen Besatzern verboten und die hiesige Bevölkerung entwaffnet. Kali existierte nur im Geheimen und wurde erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Prinzip und Technik
Philosophie
In Bezug auf die Philosophie ist Kali wohl eher eine Ausnahme unter den Kampfkünsten. Der Weg des Kali ist lebensbejahend. Im Kali glaubt man an Erfolg, nicht an Misserfolg, man glaubt an Gesundheit, nicht an Krankheit oder Schmerz und an das Leben, nicht an den Tod. Auch wird Kali nicht trainiert um die Gesundheit oder das Leben anderer zu zerstören, sondern um das eigene Leben, das Leben der Familie oder das von Freunden zu schützen.
Kampfart
Die Bewegungsmuster im Kali sind mit und ohne Waffe gleich (Prinzip der Vielfältigkeit), was die Verinnerlichung bei Anfängern beschleunigt und bei Fortgeschrittenen intensiviert. Intuitive, nur mäßig modifizierte Alltagsbewegungen werden gegenüber künstlichen Bewegungen bevorzugt, um auch in extremen Stresssituationen handlungsfähig zu bleiben. Daher verzichtet Kali auf die gekünstelte Ausführung einer Technik, was zählt ist die Effektivität. Manche Techniken sehen dadurch für den äußeren Betrachter nicht unbedingt ästhetisch, sondern ungewöhnlich aus.
Anders als in den meisten anderen Kampfkünsten, bei denen die Waffentechniken erst nach Jahren des Trainings gelehrt werden, wird beim Kali von Anfang an das Training mit Hieb- und Stichwaffen (insbesondere Messer und Stock), ein- oder zweihändig einbezogen. Das Training mit dem Einzel- bzw. mit dem Doppelstock, fördert dabei vor allem die Kraft, die man später waffenlos bei Schlägen und Hebeln einsetzt. Das Training mit dem Messer fördert die Reaktionszeit und Schnelligkeit die man auch für waffenlose Techniken benötigt.
Im Kali wird immer davon ausgegangen, dass der Angreifer eine Klingenwaffe führt, auch wenn man diese nicht sehen kann. Dementsprechend konsequent und hart wird der Angriff abgewehrt und der Angreifer schnellstmöglich kampfunfähig gemacht. Das Besondere an der Bewegungsart ist, dass sich die Fortgeschrittenen so schnell und wendig mit ihrem Stock bewegen, dass der Gegner kaum mit seiner Waffe nachkommt. Das vorherrschende Kampfprinzip ist die taktisch-strategische Anwendung des direkten Gegenangriffs zur Verteidigung, d. h. Abwehr und Gegenangriff erfolgen in einer Bewegung ähnlich der Riposte. Der Angriff bzw. Gegenangriff wird direkt, schnell und offensiv ausgeführt.
Ganzheitliches System und Inhalte
Kali ist nicht nur eine umfangreiche Kampfkunst, es ist ein abgeschlossenes System. Während bei vielen anderen Kampfkunstarten oder Kampfsportarten auf verschiedene Inhalte verzichtet wird (z. B. Bodenkampf beim Kickboxen, Distanzkampf beim Ringen, etc.), beinhaltet Kali Techniken für alle Distanzen und Angriffsformen. Kali gliedert sich grob aus folgenden Inhalten:
• Doppelstock - Vor allem zur Förderung der Kraft und der Koordination. Grundvoraussetzung für viele weitere Techniken.
• Stock - Bekannteste Waffe der philippinischen Kampfkunstarten. Nachdem der Umgang mit dem Stock erlernt wurde, kann das Bewegungsmuster auf andere Gegenstände übertragen werden. Der Stock kann aus verschiedenen Materialien bestehen (z. B. Rattan) und wird in unterschiedlichen Längen gebraucht.
• Messer(Dolch) - Der Klingenbezug ist im Kali stark ausgeprägt. Bei jedem Angriff wird im Kali davon ausgegangen, dass der Angreifer ein Messer führt, auch wenn man es nicht sehen kann. Dementsprechend wird der Angriff abgewehrt.
• Zwei Messer(Dolche) - Die Bewegungsabläufe mit zwei Messern entsprechen denen von zwei Stöcken. Allerdings werden hierbei auch Scherentechniken gebraucht, deren Ziel es ist den Angreifer mit einer Klinge zu schneiden und sich mit der anderen zu schützen und zu sichern.
• Machete/Kurzschwert - Ein wichtiges Werkzeug der Filipinos, schnell auch als Waffe einsetzbar.
• Zwei Macheten/Schwerter - Das Prinzip ist auch hier wieder gleich wie beim Doppelstock. Man nimmt an, dass hier Techniken des thailändischen Waffenkampfsystems Krabi Krabong Einfluss genommen haben.
• Stock und Messer - Espada y Daga heißt diese Methode. Dabei wird der Stock in die rechte und das Messer in die linke Hand genommen.
• Philippinisches Boxen - Unter Panantukan versteht man das philippinische Boxen ohne Regeln, welches jedoch nicht gleich dem westlichen Boxen ist.
• Sikaran/Pananjakman - Die beiden Kampfmethoden sind in etwa mit dem Kickboxen oder dem Muay Thai vergleichbar. Sie bestehen zum Großteil aus Tritttechniken in weiter Distanz. In der Mittel- bzw. Nahdistanz, kommen eher Knie- bzw. Ellbogentechniken zum Einsatz.
• Dumog - Als Dumog (auch Buno) wird das Ringen in den philippinischen Kampfkünsten bezeichnet. Unterschieden werden das Ringen im Stehen und der Bodenkampf. Dumog zeichnet sich dadurch aus, das eine Vielzahl der Techniken mit Waffen und auch ohne Waffen eingesetzt werden kann.
In den letzten Jahrhunderten hat sich Kali durch den Einfluss der Kolonialmächte (Spanien und Amerika), aber auch durch den Einfluss der Indonesier, Chinesen und Japaner weiterentwickelt. Die Vorteile des Systems sind vor allem, die einfachen und effektiven Techniken, die kurzen Vorbereitungsbewegungen, die flüssigen Bewegungen, die Umsetzbarkeit der Techniken mit anderen Waffen und Gegenständen, die Ausnutzung der gegnerischen Kraft, die Gleichheit der Bewegungsabläufe, egal ob Empty Hand (Waffenlos) oder mit diversen Waffen, u.v.m.
Training
Auf gesunde Bewegungen und freund(schaft)liche, gute Atmosphäre wird meist großer Wert gelegt. Geschwindigkeit, Timing und Überblick trainiert man mit Drills – Partnerübungen, deren Ende wieder die Ausgangssituation ist, die also einen Kreislauf ohne Unterbrechungen darstellen, und daher in kurzer Zeit viele Wiederholungen erlauben. Nicht selten steigt die Geschwindigkeit kontinuierlich an, teilweise werden aufmerksam-meditative Zustände erreicht. Bei zweihändiger Waffennutzung übt sich die Koordination ungemein gut. Links und rechts stehen gleichberechtigt nebeneinander.
Stile
Es gibt unter den drei Begriffsgruppen Kali, Arnis und Eskrima eine große Anzahl von verschiedenen Systemen und Stilarten.
Beim Kali sind dies u. a. folgende:
- Pekiti-Tirsia Kali
- Inosanto Kali
- Kali Sikaran
- Rapido Realismo Kali
- Sayoc Kali
Im Arnis gibt es u. a. folgende Stilarten:
- Balintawak Arnis
- Modern Arnis
Im Eskrima gibt es u. a. folgende Stilarten:
- Cabales Serrada Eskrima
- Doce Pares Eskrima
- Giron Arnis Escrima
- Inayan Eskrima
- Lameco Escrima
- Latosa Escrima
- Visayan Escrima
- Warriors Eskrima
Sonstiges
Traditionell gibt es keine Gürtel wie bei Budo-Sportarten. Zur Motivation der Schüler und um Gruppen besser nach Leistungsständen einteilen zu können, haben auch in machen Kali-Stilen Graduierungen Einzug gehalten, meist kenntlich gemacht durch unterschiedliche T-Shirt-Farben oder Streifen an den Hosen. Die meisten Stile sind nicht wettkampforientiert; dementsprechend werden keine Turniere veranstaltet. Stile, die Stockkampf-Wettkämpfe durchführen, tragen entsprechend Schutzkleidung, um Verletzungen auszuschließen. Kali-Schulen sind, im Vergleich zu denen anderer Kampfkünste, noch sehr dünn gesät. Die Kraft beim Schwert-/Stockkampf kommt aus dem ganzen Körper, nicht dem Arm oder Handgelenk, d. h. man muss nicht überdurchschnittlich kräftig sein, um auch zwei bis drei Stunden Training durchzuhalten.
Siehe auch
Weblinks
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