Kaltzeit

Kaltzeit
Eisbohrkerndaten und die Kalt- und Warmzeiten des Quartärs

Eine Kaltzeit bezeichnet in der Klimageschichte und auch in der Geologie neutral einen Zeitraum mit im Durchschnitt tieferen Temperaturen zwischen zwei Zeitabschnitten mit durchschnittlich höheren Temperaturen, sogenannten Warmzeiten.[1] Ist ein Zeitraum mit im Durchschnitt tieferen Temperaturen innerhalb eines Eiszeitalters gemeint, so spricht man auch von einem Glazial[2]. In der quartärgeologischen Literatur ist daher Kaltzeit meist gleichbedeutend mit Glazial. Umgangssprachlich und in der älteren Literatur werden Kaltzeiten häufig ungenau auch als Eiszeiten bezeichnet. Selbst in der neueren wissenschaftlichen Literatur sind die Begriffe Eiszeit und Kaltzeit gelegentlich nicht eindeutig getrennt.[Anmerkung 1]

Inhaltsverzeichnis

Der Begriff Glazial

Der Begriff Glazial ist mehrdeutig und wird deshalb häufig nicht eindeutig verwendet. Zur Verwirrung trägt bei, dass er als Substantiv (das Glazial) und als Adjektiv (glazial) gebraucht wird.

Der Begriff Glazial als Substantiv (von lat. glacies ‚Eis‘) steht für einen Zeitabschnitt, der durch Eis und Kälte stark beeinflusst ist. Häufig wird Glazial mit Kaltzeit gleichgesetzt, und die beiden Begriffe werden in der quartärgeologischen Literatur meist als Synonyme gebraucht. Die Gleichsetzung der beiden Begriffe trifft im Quartär meist zu, da die dortigen Kaltzeiten häufig tatsächlich durch Gletschervorstöße und/oder sehr kalte Klimaphasen charakterisiert sind. In der neueren Literatur wird inzwischen überwiegend der Begriff Kaltzeit benutzt, um damit zu verdeutlichen, dass häufig die eigentliche "Eiszeit" mit Gletscherablagerungen nur einen relativ kurzen Zeitraum der gesamten Kaltzeit einnimmt.

Das Adjektiv glazial wird für alle geomorphologischen und geologischen Erscheinungen benutzt, die während einer Vergletscherung direkt durch das Gletschereis entstanden sind. Ein genauerer Begriff für solche Erscheinungen ist glazigen, also durch die Aktion des Eises entstanden. Als Adjektiv wird glazial auch für geomorphologische Formen verwendet, die im Umkreis von Eis im weitesten Sinn auftreten. Hierfür gibt es den präziseren Begriff glaziär, wie zum Beispiel glaziäre Formen.

Sedimentablagerungen während Glazialen

Material aus Gletscherbächen oder Schmelzwässern des Inlandeises wird zwar vom fließenden Wasser abgelagert; ihre Entstehung ist aber an das Vorkommen von Gletschern geknüpft. Diese Erscheinungen werden glazifluvial, glazifluviatil oder fluvioglazial genannt, je nachdem ob die Aktion des Eises oder des fliessenden Wasser im näheren Umfeld dominiert. Hierzu gehören die Übergangskegel in Gletschernähe, deren Gerölle im Allgemeinen noch wenig gerundet sind. Die Materialsortierung ist zwar bereits vorhanden aber undeutlich. Mit zunehmender Entfernung vom Gletscher sind die glazifluvialen Ablagerungen zwar rein fluviatil, jedoch ohne den Gletscher nicht zu erklären. Bekannt sind die Sander in Norddeutschland.

Die glaziäolischen Ablagerungen verdanken ihre Bildung dem Wind und dem Gletscher, aus dessen Vorland ihr Material stammt. In Mitteleuropa gehören dazu der Löss sowie Flugsandablagerungen (Düne).

Glaziolimnische Ablagerungen werden im Becken eines Sees abgelagert, der durch das Eis aufgestaut wird. Auch hier ist die Entstehung der Ablagerungen ohne den Gletscher nicht denkbar.

Material, das durch Gletscher und Gletscherflüsse im Meer abgelagert worden ist, bezeichnet man als glazimarin.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Jürgen Ehlers: Allgemeine und historische Quartärgeologie. Enke, Stuttgart 1994, ISBN 3432259115.
  2. Murawski, H., Meyer, W. (2004): Geologisches Wörterbuch. Spektrum Akademischer Verlag, 11. Auflage, 262 S. ISBN 3-8274-1445-8

Anmerkung

  1. Ein gutes Beispiel für das Durcheinander der Begriffe ist das inzwischen etwas veraltete Standardwerk Das Quartär Deutschlands von Leopold Benda (Hrsg.), Verlag Bornsträger Stuttgart aus dem Jahr 1995. Als Beispiel sei der Saale-Komplex genannt, der in den Einzelartikeln in diesem Band als Saale-Kaltzeit, Saale-Glazial, Saale-Komplex und Saaleeiszeit bezeichnet wird.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kaltzeit — Kạlt|zeit 〈f. 20〉 weltweite Temperaturerniedrigung während des Quartärs, durch die eine neue Eiszeit eingeleitet wurde; Ggs Warmzeit * * * Kaltzeit,   durch kühleres Klima gekennzeichnete Periode der Erdgeschichte, Eiszeit. * * * Kạlt|zeit, die …   Universal-Lexikon

  • Elster-Kaltzeit — schematische Darstellung der jeweils maximalen Gletschervorstöße der drei letzten Kaltzeiten im norddeutschen Tiefland: rote Linie = Eisrandlage der Weichsel Kaltzeit; gelbe Linie = Eisrandlage der Saale Kaltzeit; blaue Linie = Eisrandlage der… …   Deutsch Wikipedia

  • Haslach-Kaltzeit — Die Haslach Kaltzeit (auch Haslach Glazial, Haslach Komplex oder umgangssprachlich Haslach Eiszeit) ist eine Kaltzeit des Pleistozäns. Sie ist im traditionellen Kaltzeitschema der Alpen von Albrecht Penck und Eduard Brückner nicht enthalten.[1]… …   Deutsch Wikipedia

  • Riß-Kaltzeit — Ausdehnung der Mindel und Riß Vereisung (blau) im Vergleich zur Eissausdehnung der Würmkaltzeit Die Riß Kaltzeit (auch Riß Glazial, Riß Komplex oder veraltet Riß Eiszeit) ist im traditionellen viergliedrigen Kaltzeitschema der Alpen die… …   Deutsch Wikipedia

  • Mindel-Kaltzeit — Ausdehnung der alpinen Vereisung. Blau: Eisrandlage in der Mindel und Riß Kaltzeit Die Mindel Kaltzeit (auch Mindel Glazial, Mindel Komplex sowie umgangssprachlich Mindel Eiszeit) ist die drittälteste Kaltzeit der Alpen. Der Name geht auf… …   Deutsch Wikipedia

  • Würm-Kaltzeit — Ausdehnung der alpinen Vereisung in der Würmkaltzeit. Blau: Eisrandlage früherer Kaltzeiten Die Würm Kaltzeit, auch Würm Glazial (umgangssprachlich oft auch Würmeiszeit oder Würmzeit; vgl. Eiszeit), im Fachjargon aber meist nur kurz Würm genannt …   Deutsch Wikipedia

  • Weichsel-Kaltzeit — Glaziale/ Interglaziale   Stadiale/ Interstadiale[1]    Zeitraum (v. Chr.)[2]  Weichsel Spätglazial Jüngere Dryaszeit 10.730–9.700 Alleröd In …   Deutsch Wikipedia

  • Donau-Kaltzeit — Die Donau Kaltzeit (auch Donau Glazial oder umgangssprachlich Donau Eiszeit) ist eine Kaltzeit des Pleistozäns. Sie ist im traditionellen viergliedrigen Kaltzeitschema der Alpen nach Albrecht Penck nicht enthalten. Die Donau Kaltzeit wurde von… …   Deutsch Wikipedia

  • Günz-Kaltzeit — Die Günz Kaltzeit (auch Günz Glazial, Günz Komplex oder veraltet Günz Eiszeit) ist eine Kaltzeit des Pleistozäns. Sie gilt im traditionellen viergliedrigen Kaltzeitschema der Alpen als die älteste, obwohl es Anzeichen für noch ältere Vereisungen… …   Deutsch Wikipedia

  • Saale-Kaltzeit — Maximale Eisrandlage (Drenthestadium) der Saaleeiszeit (gelbe Linie). Die rote Linie zeigt zusätzlich die größte Ausdehnung der jüngeren Weichseleiszeit …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”