- Kannelierung
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Die Kannelierung (lat. canna = Rohr; frz. cannelure = Rinne, Furche, Rille) ist die Auskehlung eines Objektes, meist einer Säule, eines Pfeilers oder eines Pilasters mit senkrechten, konkaven Furchen. Sie ist vor allem in der antiken und in deren Tradition stehenden Architektur zu finden. Als dekoratives Motiv wurden sie auch im Möbelbau, Kunsthandwerk und der Metallverarbeitung übernommen.
Die Kannelierung dient der optischen Strukturierung des Schaftes, der Betonung des Aufstrebens der Säule und, um die horizontalen Fugen zwischen den einzelnen Säulentrommeln zu überspielen – also den Schaft monolithisch erscheinen zu lassen. Sie hat keine bautechnische Funktion.
Dorische Säulen haben in der Regel 20 flache Kanneluren, die sich in Graten verschneiden, daher auch Gratkannelierung bezeichnet. Säulen ionischer und korinthischer Ordnung haben hingegen - zumindest seit klassischer Zeit - meist 24 Kanneluren, die durch einen schmalen Steg (Stria) voneinander getrennt sind. Sie sind im Querschnitt halbkreisförmig und werden am oberen und unteren Ende ebenfalls halbkreisförmig abgeschlossen. Die Enden bilden also das Viertel einer Kugel. In archaischer Zeit hingegen hatten ionische Säulen flache Kanneluren in unterschiedlicher Zahl bis zu 48, die durch nur sehr schmale Stege getrennt waren oder sich teils sogar wie an dorischen Säulen in Graten berührten.
Seit dem Hellenismus wurden Säulen bisweilen erst ab einer bestimmten Höhe kanneliert, auch als teilkannelierte Säulen oder Teilkanneluren bezeichnet. Im unteren Bereich können die Säulenschäfte dabei glatt belassen oder in Facetten gearbeitet sein, die im Gegensatz zu Kanneluren die Form ebener Streifen haben. In der römischen Architektur werden in ähnlicher Weise die Kanneluren im unteren Teil des Säulenschaftes manchmal mit schmalen Rundstäben, sogenannten Pfeifen, gefüllt. Diese Unterteilung des Schaftes, die der ursprünglichen Betonung der Senkrechten entgegenläuft, bewirkt eine horizontale Gliederung einer Säulenfront.
Einen wichtigen Stellenwert hat die Kehlung auch in der Gotik. Gotische Portalgewände sind oft gekehlt. Man spricht jedoch hier nicht von "Kannellierung". Der Bündelpfeiler – ein typisch gotisches Element – ist im Grunde genommen ein tief kannelierter Einzelpfeiler.
In der Metallverarbeitung (z.B. bei Gewehrläufen) dient sie zur Gewichtsreduzierung bei hoher Stabilität (Aussteifung durch das stehengebliebene Material) und zur Vergrößerung der Oberfläche zwecks besserer Wärmeableitung.
Literatur
Detlev Wannagat: Säule und Kontext. Piedestale und Teilkannelierung in der griechischen Architektur. Biering & Brinkmann, München 1995.
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