- Katrinagate
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Der Begriff Katrinagate wurde in Anlehnung an Watergate geprägt, um die der Regierung des Präsidenten George W. Bush im Zusammenhang mit dem Katastrophenmanagement nach dem Hurrikan Katrina im August 2005 vorgeworfenen Versäumnisse in einem griffigen Wort zu konzentrieren. Das semantische Bindeglied zwischen beiden Begriffen ist die Rolle der Presse als Mittel der Aufdeckung von Skandalen, die ansonsten Gefahr liefen, vertuscht zu werden.
Der Hurrikan Katrina hatte verheerende Auswirkungen, die zum Teil seiner Stärke, zum Teil den besonderen geografischen Gegebenheiten der Region und zum Teil einer angeblich zögerlichen Reaktion der Verantwortlichen angelastet wurden.
Präsident George W. Bush unterbrach seinen Urlaub erst am 3. Tag, was von vielen Beobachtern als deplatziert eingestuft wurde. Da noch Tage nach dem Sturm Zehntausende in der Stadt auf Hilfe warten mussten, beschuldigte der Bürgermeister von New Orleans, Ray Nagin, in einem Interview mit dem Sender WWL-TV in drastischen Worten die US-Regierung versagt zu haben.
8 Tage nach Abflauen des Hurrikans waren über 125.000 Soldaten der Nationalgarde im Einsatz, um den Menschen im Katastrophengebiet zu helfen und Plünderungen zu unterbinden. Nachteilig war jedoch, dass sich zu diesem Zeitpunkt 36 % der Nationalgardisten von Louisiana und Mississippi im Irak befanden. Zusätzliche Soldaten in die Krisenregion abzukommandieren schien zwar kein Problem, doch Kritiker entgegnen, dass ausgerechnet die gut ausgerüsteten Kampftruppen - welche durch Bewaffnung, Fahrzeuge, Kommunikationsgeräte und eigenen Feldküchen autonom operieren können - fehlten. Kritisiert wird auch, dass die Nationalgarde im Irak für Kampfeinsätze eingesetzt würde. Die Hauptaufgabe der Nationalgarde bestehe aber vielmehr darin, Hilfe bei Naturkatastrophen zu leisten.
Von afroamerikanischer Seite wurde der Regierung Rassismus vorgeworfen, da der größte Teil der noch nach Tagen auf Hilfe wartenden Bevölkerung schwarz war.
Der Historiker und Soziologe Mike Davis prangerte in einem SZ-Interview vom 5. September 2005 den Abtransport der schwarzen Bevölkerung als Deportation an.
Über das Nachrichtenmagazin Der Spiegel wurde am 8. September 2005 kolportiert, dass der Bruch der Schutzdeiche in New Orleans Bestandteil einer Katastrophenschutzübung gewesen sei. Dies lege den Schluss nahe, dass die FEMA bei der nun eingetretenen Katastrophe inkompetent sei.
Folgen und Rezeption
Nachdem die Presse zunächst nachsichtig mit dem Präsidenten umging, wurde zunehmend Kritik laut, als das ganze Ausmaß der Katastrophe sichtbar wurde. Vor allem die Kolumnistin der New York Times, Maureen Dowd, prägte mit ihrem Artikel United States of Shame den Ton der Kritik. Auf verschiedenen Ebenen - unter anderem auch vom Präsidenten selbst - wurde eine politische Untersuchung gefordert. Beobachter rechneten damit, dass die US-amerikanische Presse Katrinagate nutzen könne, um den Kurs wohlwollend unkritischer Berichterstattung über die Regierung seit dem 11. September 2001 zu wechseln. Der Präsident hat unterdessen den Opfern der Katastrophe zugesagt, die Soforthilfe über die zunächst bewilligten 10,5 Mrd. Dollar hinaus deutlich aufzustocken, was durch die immensen Schäden begründet ist, aber sicher auch den Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen soll. Allerdings gehen von den angekündigten Hilfen in Höhe von 51,8 Milliarden Dollar (41,6 Milliarden Euro) 1,4 Milliarden Dollar an die Streitkräfte und 400 Millionen an ein Pionierkorps. Den Rest erhält die Katastrophenschutzbehörde FEMA.
Auf einer Pressekonferenz vom 13. September 2005 übernahm Präsident Bush schließlich die Verantwortung für „mögliche Pannen“ beim Krisenmanagemant auf Bundesebene. Zuvor war der Leiter der FEMA, Michael Brown, ersetzt worden. Es bleibt abzuwarten, ob durch diesen Schritt die angeblich von der Presse geschürte Kritik und die von den politischen Behörden angeblich angedrohten Untersuchungsmaßnahmen unterbleiben.
Weblinks
- „United States of Shame“, New York Times, 3. September 2005, Maureen Dowd
- DemocraticUnderground
- „Erste Seuchentote gefunden“, stern, 8. September 2005
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