- Kaval
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Der Kaval, kyrillisch Кавал, ist eine lange endgeblasene Flöte mit zylindrischer Bohrung aus Holz. Er ist auf dem Balkan verbreitet und gilt als das Nationalinstrument Bulgariens und Mazedoniens. Unter demselben Namen Kaval oder Qaval sind unterschiedlich lange, schmale Flöten in der Türkei und Armenien bekannt. Er ist das traditionelle Instrument der Schafhirten.
Die je nach Region zwischen 30 Zentimeter und etwas weniger als einen Meter lange Flöte ist traditionell ein Hirteninstrument. Der Kaval verfügt über kein Mundstück, daher kann nur unter einem bestimmten Winkel ein Ton geblasen werden. Er besteht aus drei zusammensteckbaren Teilen.
Durch unterschiedlich starkes Blasen oder Zusammenpressen der Stimmbänder können verschiedene Register angeblasen werden, die aber meistens nicht vollständig sind, so fehlen im mittleren Register die Töne c und dis. Im mittleren und hohen Register ähnelt der Kaval einer Flöte, im tiefen Register nähert er sich dem Klang einer tiefgespielten Klarinette. Mit besonderer Blastechnik lassen sich auch "rauschende" Töne spielen, deren Klangfarbe für den Kaval typisch ist und mit normalen Flöten oder Klarinetten nicht erzeugt werden kann. Verzierungen, wie etwa das Vibrato oder das Abtrennen zwei gleich hoher Töne erfolgen durch die Finger und nicht wie bei anderen Blasinstrumenten mit dem Mund.
Die berühmtesten türkischen Kaval kommen aus dem türkischen Dorf Erikbelen und werden von Yasar Güc hergestellt. Diese Kaval erzielen Höchstpreise bei den türkischen Musikanten.
Es gibt zwei Arten der Kaval: den „dreiteiligen“ Kaval, der im Großteil Bulgariens verbreitet ist, und den einteiligen, den man seltener findet. Der einteilige kann von den Spielern selbst angefertigt werden, während der dreiteilige durchweg von Instrumentenbauern hergestellt wird. Am Mittelteil jedes Kavals befinden sich acht Löcher. Sieben davon befinden sich auf der Vorder-, eines auf der Rückseite. Die sieben Löcher sind in gleich großem Abstand voneinander gebohrt.
Kavale werden in drei Größen hergestellt: tief, mittel und hoch. Weiterhin gibt es unterschiedlich gestimmte Kavale. Der Grundton kann d1 sein – die populärste Variante – aber auch c1, h, b oder a. Der Ton des Kavals entsteht durch seitliches Hineinblasen. Er hat kein wirkliches Mundstück. Der Grundton erklingt beim Verschließen aller Löcher. Der Tonumfang ist annähernd drei Oktaven und reicht z. B. beim c-Kaval von c1 bis a3 bzw. b3. Es können fast alle Halbtöne gespielt werden mit Ausnahme einiger Töne. Beim c-Kaval sind dies cis1, ais1, h1 und cis2.
Der Kaval ist ein an Möglichkeiten reiches Musikinstrument. Die zahlreichen technischen Möglichkeiten des Instruments zeigen sich in schnellen Reigenmelodien ebenso wie in langsamen Melodien. Im tiefen Register (Kaba) hat er einen vollen, an Obertönen reichen Klang. Dieses Register wird nur von sehr geübten Kavalspielern, hauptsächlich in Thrakien und der Dobrudscha, benutzt.
Der Kaval ist vornehmlich ein Instrument der Schafhirten. Gespielt wurde der Kaval meist von Hirten, weshalb er zu den Hirtenflöten zählt. Diese glaubten durch langsame, unrhythmische Melodien ihre Schafe zu beruhigen. Auch wurde der Kaval oft auf Dorffesten und Hochzeiten gespielt, wobei er in der modernen Balkan-Musik zunehmend von der Klarinette verdrängt wird.
Meistens wird er zum Solospiel oder mit anderen Volksinstrumenten zusammen verwendet. Interessant ist die Verbindung von zwei einteiligen Kavalen. Dies ist eine Hirtentradition in den Westrhodopen. Der Hirt hat zwei einteilige, in Länge und Stimmung gleiche Kavale bei sich. Trifft er einen anderen Spieler, so gibt er ihm einen, und die beiden spielen zusammen Hirtenmelodien und zwar meistens antiphon.
Im neuzeitlichen bulgarischen Volksorchester spielt der Kaval eine wichtige Rolle. Gewöhnlich spielen drei Kavale mit. Oft kommt auch ein kleiner Kaval hinzu, der eine Oktave höher klingt. Der kleine Kaval, auch „Swirka“ (Pfeife) oder „Zafara“ genannt, besteht immer aus einem Stück. Er ist zweimal kürzer als der Kaval und hat einen scharfen Ton. Heute ist auch die dreiteilige Swirka im Orchester eingeführt. Diese besitzt auch Halbtöne, die die alte nicht hat.
Literatur
- Daniel Koglin: Gelebtes Spiel, gespieltes Leben. Improvisation und Tradition in der Musik des griechischen Kaval. Bärenreiter Verlag, Kassel 2002, ISBN 3-7618-1359-7 (Musiksoziologie; 10).
Weblinks
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