Melodie

Melodie

Eine Melodie (von griech. melos = Lied und odé = Gesang) ist in der Musik die geordnete Folge von Tönen verschiedener Höhe in einem bestimmten Zeitraum, die als selbständiges, in sich geschlossenes Gebilde auftritt.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Zwecks Schaffung eines solchen Gebildes muss der Komponist die Bildungsgesetze einer Melodie beachten, die in der Harmonie- und Melodielehre untersucht werden. Hierzu gehören insbesondere die Anfangs- und Schlussbildung sowie die Gewichtung und Anordnung von Haupt- und Nebentönen. Denn nicht alle Töne passen zueinander, so dass unpassende Töne eher als dissonant empfunden werden. Da sich Musik in der Zeit ereignet, wird eine Folge von Tönen erst dann zur Melodie, wenn die Töne nicht nur der Höhe nach, sondern auch in zeitlicher Hinsicht geordnet sind, also eine bestimmte rhythmische Struktur aufweisen.[1] Die Tonfolge ist eine zeitliche Folge von Tönen, jedoch legt sie nur Tonhöhen und deren zeitliche Reihenfolge, nicht jedoch Tondauern fest. Der Begriff „Melodie“ dagegen umfasst nicht nur die Tonhöhenfolge, sondern auch die Tondauernfolge, also den Rhythmus. Dieser ist deshalb integraler Bestandteil einer Melodie.

Rechtsfragen

Da die Melodie Gegenstand des Urheberrechtschutzes ist, befassen sich Gesetze und Rechtsprechung weltweit mit ihr. Das Schaffen einer Melodie begründet geistiges, also immaterielles Eigentum, das von niemand verletzt werden darf. Rechtlich gesehen muss eine Melodie schöpferische Merkmale aufweisen.[2] Sie ist eine in sich geschlossene und geordnete Tonfolge, welche für sich genommen schöpferische Eigentümlichkeit im Sinne des § 2 Abs. 2 UrhG aufweist und mindestens den Erfordernissen der so genannten kleinen Münze genügt. Das ist ein urheberrechtlich gerade noch schutzfähiger Teil eines Werkes. Deshalb sind das Signal, der Sound oder auch der Rhythmus – isoliert von einer Melodie - nicht geschützt. Auch eine Nutzung als Sound-Sampling ist nicht erlaubt, wenn die gesampelten Werkteile Melodien im Sinne des § 24 Abs. 2 UrhG darstellen.[3]

Der hierin verankerte Melodienschutz umfasst das Verbot, eine bereits geschützte Melodie einem weiteren Werk zugrunde zu legen (objektives Kriterium) und einen subjektiven Aspekt, wonach der Komponist des neuen Werks das ältere Werk gekannt und bei seinem Schaffen darauf zurückgegriffen hat.[4] Nur zufällige Übereinstimmungen der Melodien werden vom Melodieschutz dem BGH zufolge nicht erfasst. Doch erscheine angesichts der Vielfalt der individuellen Schaffensmöglichkeiten auf künstlerischem Gebiet eine weitgehende Übereinstimmung von Werken, die auf selbständigem Schaffen beruhen, nach menschlicher Erfahrung nahezu ausgeschlossen.[5] Von diesem Erfahrungssatz sei grundsätzlich auch für den Bereich musikalischen Schaffens auszugehen.[6] Dass es bei der Komposition zufällige Übereinstimmungen mit bereits geschützten Melodiepassagen geben kann, ist rechtlich somit nahezu ausgeschlossen. Bestehen wesentliche Übereinstimmungen im melodischen Bereich, spricht der Anscheinsbeweis für eine unzulässige Entnahme.[7] Die Doppelschöpfung stellt somit eine Ausnahme dar. Dieser so genannte Melodienschutz schützt eine schöpferische Tonfolge, solange keine Gemeinfreiheit eingetreten ist. Danach ist eine unveränderte Entnahme auch nach § 24 Abs. 1 UrhG nicht statthaft. Wird gegen diesen Melodieschutz verstoßen, liegt ein Plagiat vor, das Schadensersatzansprüche auslösen kann. In zahlreichen Urteilen musste als letzte Instanz der BGH über Plagiatsfälle entscheiden und dabei das objektive Kriterium des Melodieschutzes musikwissenschaftlichen Gutachtern überlassen, weil häufig die Unterschiede zwischen den Musikwerken marginal waren.

Beschreibung

Melodie bezeichnet im engeren Sinne:

  • eine singbare, in sich geschlossene Folge von Tönen,
  • die Weise bzw. Vertonung eines Liedes und
  • ein Thema eines größeren Musikstückes.

In der klassischen Musik unterliegen Melodien häufig variativer oder thematisch-motivischer Arbeit. Im Jazz bildet die Melodie noch vor den Harmonien den Ausgangspunkt für die Improvisation. Im Modern Jazz, speziell im Bebop, ist neben den Begriffen Thema und Melodie auch der Fachbegriff bebop head üblich.

Melodie in der Sprachwissenschaft

Die Sprachwissenschaft kennt Melodie im übertragenen Sinne als die Satzmelodie, also die Modulation der Stimmhöhe während der Äußerung eines Satzes (siehe auch Prosodie, Tonalität).

Einzelnachweise

  1. Tim Reinfeld, Der Schutz von Rhythmen im Urheberrecht, 2006, S. 24 f.
  2. BGH NJW 1989, 386
  3. OLG München ZUM 2000, 408
  4. BGH GRUR 1971, 266, 268
  5. BGHZ 50, 340, 350 f.; Rüschenhaube 1
  6. BGH GRUR 1971, 266, 268; Magdalenenarie
  7. BGH NJW 1989, 387, 388

Siehe auch

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Melodie – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Melody – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • MÉLODIE — La mélodie est l’élément premier de la musique. Premier en ce qu’il en est la manifestation la plus spontanée et la plus naturelle, conjointement avec le rythme, dont on ne peut se passer et qui lui est en quelque sorte consubstantiel – encore… …   Encyclopédie Universelle

  • Mélodie FM — logo Mélodie FM Création 1er août 2003 Slogan « La radio FM qui chante » Langue Français Pays …   Wikipédia en Français

  • Mélodie — refers to French art songs of the mid 19th century to the present; it is the French equivalent of the German Lied. It is distinguished from a chanson, which is a folk or popular song. Contents 1 Nature of the mélodie 2 History 3 References …   Wikipedia

  • Melodie MC — was a Swedish Eurodance rapper a who was active between 1992 1998. Contents 1 Biography 2 Discography 2.1 Albums 2.2 Singles …   Wikipedia

  • Melodie — Mélodie Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom …   Wikipédia en Français

  • melodie — MELODÍE, melodii, s.f. Succesiune de sunete îmbinate după regulile ritmului şi ale modulaţiei, pentru a alcătui o unitate cu sens expresiv. ♦ Compoziţie muzicală, cântec. ♦ fig. Sonoritate plăcută; armonie, muzicalitate. – Din ngr. melodía, it.… …   Dicționar Român

  • melodie — MELODIE. s. f. L agreable effet que produit le chant, que produit l harmonie de la Musique. Douce melodie. agreable melodie. il estoit ravi d oüir cette melodie, charmé de cette melodie …   Dictionnaire de l'Académie française

  • Melodie — »in sich einheitlich gestaltete Tonfolge, Singweise; Wohlklang«: Griech. melọ̄día »Gesang; Singweise«, das aus griech. mélos »Lied; Singweise« und griech. ọ̄dē̓ »das Singen; das Lied« (vgl. ↑ Ode) gebildet ist, gelangte über spätlat. melodia… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Melodie — Melodie, wie schon bei Harmonie gesagt, die weibliche Schönheit der Musik. Die Musik nur auf Harmonie beruhend, ohne Ausbildung und Herrschaft der Melodie, würde in ein vages, unbefriedigendes Tonchaos zusammensinken, dem die redende Seele, der… …   Damen Conversations Lexikon

  • Melodie — Sf std. (13. Jh.), mhd. mēlodī Entlehnung. Ist entlehnt aus l. melōdia, dieses aus gr. melōidía, zu gr. mélos Lied und gr. aoidḗ, (poet.) ōidḗ Gesang, Singen, Lied (Ode), zu gr. aeídein singen . Adjektive: melodisch, melodiös.    Ebenso nndl.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Melodie — (griech.), die Folge gegeneinander verständlicher Töne, wie Harmonie der Zusammenklang solcher Töne ist. Lange vor der Erkenntnis des Wesens der Harmonie hat sich die diatonische Tonleiter (Skala) mit acht Stufen innerhalb der Oktave (z. B. c d e …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”