Keith Brueckner

Keith Brueckner

Keith Allan Brueckner (* 19. März 1924 in Minneapolis) ist ein US-amerikanischer theoretischer Physiker, der sich vor allem mit Kernphysik und Laserfusion beschäftigt.

Brueckners Familie väterlicherseits war deutschstämmig,[1] der Vater war Professor für Pädagogik in Minneapolis. Brueckner wollte zuerst Chemieingenieur werden und studierte dann Mathematik an der University of Minnesota, wo er 1947 seinen Master-Abschluss machte,[2] und promovierte 1950 an der University of California, Berkeley in theoretischer Physik („Production of mesons by photons and nucleons“[3]).

In Berkeley arbeitete er nach dem Krieg als Forschungsassistent im „Lawrence Radiation Laboratory“ unter anderem mit Ernest Lawrence, Robert Serber (seinem Doktorvater), Emilio Segré, Edwin McMillan, Wolfgang Panofsky und Luis Alvarez. 1950/51 war er am Institute for Advanced Study in Princeton. 1951 bis 1955 war er Assistenzprofessor an der Indiana University in Bloomington und 1956 bis 1959 als Professor für Physik an der University of Pennsylvania und gleichzeitig ab 1953 Berater am „Weapons Laboratory“ des Los Alamos National Laboratory und am Brookhaven National Laboratory.

Ab 1959 war er Professor an der neu gegründeten University of California, San Diego (UCSD), wo er 1959 bis 1961 erster Chairman des Physik-Departments war (rekrutiert von Roger Revelle), ab 1960 als „Dean of Arts and Sciences“ auch maßgebliche allgemeine Verwaltungsaufgaben übernahm, 1965 bis 1970 Direktor des Instituts für Strahlungsphysik und Aerodynamik, des späteren „Institute for Pure and Applied Physical Sciences“, war und bis zu seiner Emeritierung blieb.

Brueckner hatte auch hohe beratende Funktionen in der US-amerikanischen Industrie und Administration, beispielsweise war er Berater der Atomic Energy Commission, des „Institute for Defense Analyses“ (IDA), dessen Vizepräsident und „Director of Research“ er 1961/2 war, der NASA, der US-Airforce und hatte 1974 bis 1978 ein eigenes Beratungsbüro („Keith A. Brueckner and Associates“), nachdem er ab 1968 schon für KMS (Keeve M. Siegel) arbeitete. Außerdem war er um 1959 eines der Gründungsmitglieder der JASON Defense Advisory Group, die zunächst IDA angegliedert war, verließ diese aber um 1965.

Brueckner ist Mitglied der National Academy of Sciences der USA und der American Academy of Arts and Sciences. 1963 erhielt er den Dannie-Heineman-Preis.

Brueckner arbeitete in den 1950er Jahren unter anderem an theoretischen Modellen zur Beschreibung der Mesonenerzeugung bei Nukleon-Nukleon-Stößen, was an Zyklotron-Beschleunigern in Berkeley experimentell untersucht wurde. Danach war er führend in der kernphysikalischen Vielteilchentheorie, wo er die Methoden fand, in „Kernmaterie“[4] Wechselwirkungsdiagramme in selbstkonsistenter Weise zu einer Art Potential zu summieren („Brückner G-Matrix“, „Brueckner-Theorie“ der Kernmaterie). Das schwierig zu behandelnde theoretische Problem bei den Kernkräften war, das sie zwar einen anziehenden „Schwanz“ hatten, aber gleichzeitig einen „harten“ abstoßenden „Kern“ (hard core). Brückner wandte die Theorie auch auf andere Quantenflüssigkeiten wie flüssiges Helium an. Seine Theorie wurde von Hans Bethe und anderen aufgegriffen und ausgebaut.

Schon während der 1950er Jahre arbeitete er auch an geheimen Projekten für das US-Verteidigungsministerium, zum Beispiel mit John von Neumann und Murray Gell-Mann über militärische Radar-Beobachtung und ab 1955 in Los Alamos mit Kenneth Watson an der damals noch geheimen Fusionsforschung. Schon frühzeitig in den 1960er Jahren machte er sich auch Gedanken über die Abwehr von Interkontinentalraketen mit Lasern und über Laserfusion - 1974 war er Mitautor eines großen Überblicksartikels über Laserfusion.

Schriften (Auswahl)

  • Brueckner “Many body problems for strongly interacting particles, Teil 2: linked cluster expansion”, Physical Review Bd. 100, 1955, 36
  • ders.,Gammel “Properties of nuclear matter” Physical Review Bd. 109, 1958, S.1023
  • ders., Gammel “Properties of liquid He3 at low temperature”, ibid. S.1040
  • ders., Levinson, Mahmoud “Two body forces and nuclear saturation, Teil 1:central forces”, Physical Review Bd. 95, 1954, S.217
  • ders., Levinson: “Approximate reduction of the many body problem for strongly interacting particles to a problem of self consistent fields”, Physical Review Bd. 97, 1955, S.1306
  • Brueckner “Two body forces and nuclear saturation 3: details of the structure of the nucleus”, Physical Review Bd.97, 1955, S. 1353
  • ders., Wada “Nuclear saturation and 2 body forces: self consistent solutions and the effect of the exclusion principle”, Physical Review Bd.103, 1956, S.1008-16
  • ders., S.Jorna „Laser driven Fusion“, Reviews of Modern Physics, Bd.46, 1974,S.325-367

Weblinks

Anmerkungen

  1. Brueckners Großvater war ein lutherischer Pfarrer aus Bayern, der in die USA auswanderte.
  2. unterbrochen vom Zweiten Weltkrieg, wo er ab 1943 in der Wettervorhersage arbeitete und dort auch durch Kurse seine „Undergraduate“ Ausbildung hatte
  3. Teilweise in “Production of Pi Mesons in Nucleon-Nucleon Collisions“, Physical Review Bd.82, 1951, S. 598
  4. das ist das vereinfachte Modell über Mesonenaustausch wechselwirkender Nukleonen in unendlich ausgedehnten Atomkernen

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