Keiō

Keiō

Keiō (jap. 慶応) ist eine japanische Ära (Nengō), die den Jahren 1865 bis 1868 des gregorianischen Kalenders entspricht. Der vorhergehende Äraname ist Genji, die nachfolgende Ära ist Meiji.

Inhaltsverzeichnis

Umrechnung

Auf Grund des in Japan bis 1872 verwendeten Lunisolarkalenders entsprechen die Tage und Monate nicht denen des gregorianischen Kalenders. Keiō 1/1/1 (慶応元年一月一日) ist der 27. Januar 1865. Im Jahr 1868 / Keiō 4 wird mit der Inthronisierung des neuen Kaisers Mutsuhito der Äraname in Meiji geändert, dies ist der letzte Ärawechsel nach klassischem chinesischen Muster. Mit der Kalenderreform zu Beginn des Jahres 1873 / Meiji 6 wird in Japan der gregorianische Kalender eingeführt; der Äranamen wird mit dem posthumen Namen des regierenden Tennō gleichgesetzt. Ärawechsel während der Regierungszeit eines Kaisers finden nicht mehr statt.

Ereignisse

Die Keiō-Ära ist eine Zeit entscheidender politischer Umbrüche in Japan. 1865 befindet sich Japan in der heißen Phase der Bakumatsu-Zeit, der Endzeit des Tokugawa-Shogunats.

Vorgeschichte

Auf Druck der ausländischen Mächte hatte das Shogunat in den 1850er Jahren die Abschließung Japans aufgehoben und Ausländer ins Land gelassen, doch dies geschah gegen massiven Widerstand des regierenden Kaiser Kōmei und seiner Anhänger, speziell aus dem Han Chōshū, die sich unter der Losung Sonnō jōi ("verehrt den Kaiser und vertreibt die Barbaren") versammeln.

Die Gegenseite, angeführt von Satsuma und Aizu, versuchte unter der Losung Kōbu gattai die beiden Machtzentren Edo (Shogunat) und Kyōto (Kaiserhof) zu vereinen. Zu diesem Zweck heiratete der junge Shōgun Tokugawa Iemochi die Halbschwester des Kaisers, Prinzessin Kazunomiya.

Die Lage in Kyōto spitzt sich durch Kämpfe von Milizen beider Seiten immer weiter zu, bis 1865 schließlich Chōshū einen Angriff auf den von Satsuma und Aizu verteidigten Kaiserpalast wagt, den Aufstand am Hamaguri-Tor, der aber niedergeschlagen wird.

Keiō-Ära

Kaiser Kōmei erklärt daraufhin eine neue Ära, Keiō (wörtlich „jubilierende Antwort“). Um Chōshū für den Angriff auf den Kaiserpalast zu bestrafen, unternimmt das Shogunat eine zweite Chōshū-Expedition. Satsuma wechselt dabei jedoch die Seiten und stellt sich gegen das Shogunat, noch dazu stirbt Shogun Iemochi im Krankenbett. Sein Nachfolger, Tokugawa Yoshinobu, versucht mit der Keiō-Reform das Shogunat zu modernisieren, und holt unter anderem die französische Militärberater zur Modernisierung seiner Truppen, muss aber trotzdem eine Niederlage gegen Chōshū einstecken.

Am 30. Januar 1867 stirbt Kaiser Kōmei. Yoshinobu erklärt im November auf Druck des Kaiserhofes und der neuen Satsuma-Chōshū-Allianz die Rückgabe der Regierungsgeschäfte an den Kaiserhof, doch das reicht nicht. In der Schlacht von Toba-Fushimi am 27. Januar 1868 stehen sich Kaiserhof und Shogunat nun direkt militärisch gegenüber, und Yoshinobu wird zum Feind des Kaiserhofes erklärt. Trotz überlegener Truppenstärke unterliegt das Shogunat in der ersten Schlacht des Boshin-Kriegs, Yoshinobu flieht daraufhin nach Edo.

Die Truppen des Kaisers marschieren weiter nach Edo. Nach langen Verhandlungen wird die Burg Edo am 3. Mai ohne Blutvergießen übergeben. Mit der Schlacht von Ueno übernehmen die Kaisertruppen schließlich die Stadt, und der am 12. Oktober gekrönte Kaiser Meiji verlegt seine Residenz nach Edo, das in Tokyo umbenannt wird. Am 23. Oktober beginnt offiziell die Meiji-Zeit.

Der Boshin-Krieg ist damit allerdings noch nicht beendet, in Aizu dauern die Kämpfe bis in den September, in Hokkaido werden die letzten Verteidiger in der Burg von Hakodate erst im Mai 1869 besiegt.

Zeitleiste

  • 1866 (Keiō 2): Fertigstellung der Burg von Hakodate (Goryōkaku)
  • 28. September 1866 (Keiō 2/8/20): Shogun Iemochi stirbt in der Burg von Osaka; Tokugawa Yoshinobu wird als sein Nachfolger nominiert.[1]
  • 10. Januar 1867 (Keiō 2/12/5): Yoshinobu wird vom Kaiserhof zum Shogun ernannt.[1]
  • 30. Januar, 1867 (Keiō 2/12/25): Kaiser Komei stirbt.[1]
  • 10. November, 1867 (Keiō 3/10/15): Durch ein kaiserliches Edikt wird die Rückgabe der Regierungsgewalt an den Kaiserhof gefordert (大政奉還, taisei hōkan).[1]
  • 6. Januar, 1868 (Keiō 3/12/10):[2] „Wiederherstellung“ der kaiserlichen Regierung (王政復古, Ōsei fukko)
  • 27. Januar 1868 (Keiō 4/1/3): Beginn des Boshin-Kriegs mit der Schlacht von Toba-Fushimi.
  • 3. September 1868 (Keiō 4/7/17): Umbenennung von Edo in "Tokyo" (östliche Hauptstadt)[3]
  • 8. Oktober 1868 (Keiō 4/8/23): Beginn der Schlacht von Aizu
  • 12. Oktober 1868 (Keiō 4/8/27): Kaiser Meiji wird im Shishin-den in Kyoto gekrönt.[4]
  • 23. Oktober 1868 (Keiō 4/9/8): Die Nengō wird in Meiji geändert; Der Kaiser gewährt eine Generalamnestie.[4]
  • 26. November 1868 (Meiji 2/10/13): Der Kaiser nimmt die Burg Edo als neue kaiserliche Residenz in Besitz.[4]

Siehe auch

  • Keiō-Reform
  • Die Keiō-Universität, die älteste höhere Bildungseinrichtung in Japan, wurde zwar 1858 (Ansei 5) gegründet, zog allerdings im Jahr 1868 (Keiō 4) in ein neues Gebäude und bezieht daher ihren Namen.[5]
  • Die Keio-Linie und die zugehörige Keio-Kaufhauskette beziehen ihren Namen nicht auf die Keiō-Ära, sondern auf die Endstationen der Bahnlinie, Tokyo (東京, hier kei) und Hachiōji (八王子, , ō).

Anmerkungen

  1. a b c d Ponsonby-Fane, Richard. (1956). Kyoto: The Old Capital of Japan, 794-1869, p. 326.
  2. Ponsonby-Fane's published nengō would have this be the 4th of January rather than the 6th.
  3. Ponsonby-Fane, p. 327.
  4. a b c Ponsonby-Fane, p. 328.
  5. Ozaki, Yukio. (2001). The Autobiography of Ozaki Yukio, p. 21.

Quellen

  • Ozaki, Yukio. (2001). The Autobiography of Ozaki Yukio: The Struggle for Constitutional Government in Japan. [Translated by Fujiko Hara]. Princeton: Princeton University Press. 10-ISBN 0-691-05095-3 (cloth)
  • Ponsonby-Fane, Richard A. B. (1956). Kyoto: The Old Capital of Japan, 794-1869. Kyoto: The Ponsonby Memorial Society.

Weblinks

Keiō 1 2 3 4
greg. 1865 1866 1867 1868


Vorhergehend:
Genji
Nengō:
Keiō
Nachfolgend:
Meiji

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