- Keiß
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Bei dem Namen Kaiß oder auch Keiß handelt es sich um eine sehr seltene Namensform.[1] Dabei konzentrieren sich die Namensträger vorwiegend im süddeutschen Raum.
Der Name „Kaiß“/„Keiß“ kann nicht eindeutig in seiner wissenschaftlichen Wortgeschichte erklärt werden. Zunächst kann es sich bei dieser Namensform um eine patronymische Kurzform zu einem alten Rufnamen handeln. Hierbei gab der Vater seinen Rufnamen an seine Nachkommen weiter. Der entstandene Beiname erlangt zunehmend eigenständigen Charakter, bis er sich seit dem beginnenden 12. Jahrhundert, zunächst im Südwesten Deutschlands, zum heutigen Familiennamen festigte.
Der Name „Kaiß“/„Keiß“ lässt sich dabei auf das Althochdeutsche gîsal, Mittelhochdeutsche gîsel in der Bedeutung „Geisel“, „Kriegsgefangener“, „Bürge“ zurückführen (im Niederhochdt. eigentliche Bedeutung: Stab).
Da der Begriff Geisel bei den Kelten einem früh und gut entfalteten Sinnbezirk angehört, ist es möglich, dass die Germanen auch Geiseln von keltischen Nachbarn hatten. Jede glaubhafte Beziehung zu anderen indogermanischen Sprachen fehlt.
Grundbedeutung: etwa Sprössling (langobardische Glosse; gîseli, verwandt mit dem langobardischen gîsil = Pfeil). Da man zu Geiseln nur Kinder von den vornehmsten Bürgern einer Stadt nahm, erhielt es auch die Bedeutung „Kind edler Abkunft“. Einstimmige Kürzungen: Gisilo, Giesel, Kies(e)l, Kiess(e)l, Gissel, Geisel, Geisle, Geissel, Geisling, Kies(e)ling, Kißling, Kaißling, Gyßling. Eine Vermischung dieses Namenselements mit althochdeutsch geis(i)la, mittelhochdeutsch geisel „Geisel“, „Peitsche“, „Gerte“, das auf das germanisch gaiza- in der Bedeutung „Speer“ zurückgeht, liegt nahe, da es in späterer Zeit lautlich sehr an das Wort Geisel erinnert.
Ausgehend von einer historischen Kurzform Gîso, von einem zweigliedrigen Rufnamen wie z. B. Gîs(o)mar oder Gîs(o)bert, wurden die heutigen Familiennamen Gies, Giss, Gisy, Kieß(e)l, Geis(e), Keiß(er) usw. gebildet. Auch der Name „Kaiß“/„Keiß“ lässt sich neben diese Namensformen stellen. Dabei bildet -ai- lediglich eine graphische Variante zu -ei-, deren Grundlage der Einvokal -î- war. Im Zuge der neuhochdeutschen Doppellautigkeit wurde der lange Einvokal zum Zwielokal umgeformt; ein Prozess, der das oberdeutsche Sprachgebiet im Gegensatz zum niederdeutschen vollständig erreichte. Die Schreibung mit -ai- ist jedoch typischer im oberdeutschen Sprachgebiet (Maier, Mair), im Gegensatz zu mitteldeutschen Form (Meier). Auch der Wechsel des Anlautes -g/k- ist durch die Mundart bedingt.
Es kann sich beim Namen „Kaiß“/„Keiß“ aber auch um eine typisch westschwäbische Namensform handeln, die durch Doppellautigkeit des Namens Käs entstanden ist. Dabei lässt sich diese Namensform Käs als Berufsübernahme erklären. Diese Gruppe von Namen bildet eine Zwischengruppe zwischen Berufs- und den Übernamen, da sie sich zwar auf den Beruf beziehen, aber nur in metonymischer Weise. Sie entstanden vorwiegend durch Benennung von Personen nach berufstypischen Werkzeugen (z. B. Hammer für den Schmied) oder nach Produkten, wie der Name „Kaiß„Kaiß“/„Keiß“, als Ableitung zum Namen Käs, der Hersteller von Käse bezeichnete.
In der DNB werden 18 Werke von Autoren mit dem Namen Kaiß[2] (unter anderem Kurt Kaiß, Hans Kaiß) und weitere zwei von Autoren mit dem Namen Keiß genannt[3].
Quellen
- ↑ Namensverteilung Kaiß in Deutschland nach geogen, abgerufen 30. Januar 2008
- ↑ Einträge in der DNB mit dem Namen Kaiß, abgerufen 30. Januar 2008
- ↑ Einträge in der DNB mit dem Namen Keiß, abgerufen 30. Januar 2008
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