Kernerhaus

Kernerhaus
Das Kernerhaus heute

Das Kernerhaus in Weinsberg war die Lebensstätte des schwäbischen Dichters und Arztes Justinus Kerner. Aufgrund seiner zahlreichen authentischen Zeugnisse und Dokumente ist es eine der bedeutendsten Gedenkstätten der schwäbischen Romantik und gehört neben dem Marbacher Schiller-Nationalmuseum zu den wichtigsten Literaturmuseen in Baden-Württemberg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Hauses

Das Kernerhaus in Weinsberg, Zeichnung von Carl Doerr, 1826

1822 ließ sich Kerner das Haus von seinem Freund, dem Werkmeister und Architekten Johann Georg Hildt, zu Füßen des Weinsberger Burgberges erbauen. Durch die Anziehungskraft seiner vielseitigen Persönlichkeit sowie die Gastfreundschaft seiner Frau Friederike, genannt Rickele, wurde das Haus zum zentralen Treffpunkt der schwäbischen Romantiker und zu einer Begegnungsstätte bedeutender Persönlichkeiten aus aller Welt. Der Theologe David Friedrich Strauß, ein Freund Justinus Kerners und mehrfacher Gast des Kernerhauses, nannte es „das merkwürdigste und eigenwilligste Haus in ganz Schwaben“ und meinte: „Der Reisende glaubte nicht, in Schwaben gewesen zu sein, wenn er nicht das Kernersche Haus besuchte.“ Nach Kerners Tod wurde das Haus von dessen Sohn, dem Arzt und Schriftsteller Theobald Kerner, übernommen, der die Praxis seines Vaters fortführte. 1879 ließ er das Gebäude um Turm und Treppenhaus erweitern. Mit seinem Erinnerungsbuch Das Kernerhaus und seine Gäste (1894) hat Theobald Kerner dem Kernerhaus ein literarisches Denkmal gesetzt. Das Buch ist eine der wichtigsten Quellen zu diesem literaturgeschichtlich bedeutsamen Ort.

Das Museum

Justinus Kerner und sein Freundeskreis

Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude mit Garten und Geisterturm ist seit 1907 im Besitz des Justinus-Kerner-Vereins und wird von diesem museal betreut. Aus Anlass von Kerners 200. Geburtstag 1986 wurden Haus und Ausstellung neu gestaltet. Die Auswahl und Präsentation der Exponate lassen den Besucher den Dichter, Arzt, Kunstsammler, Denkmalpfleger, den Retter der Burgruine Weibertreu und Gründer des Weinsberger Frauenvereins nacherleben. Anhand von persönlichen Gegenständen, Bildern, Handschriften und Büchern sind Kerners Lebensstationen dokumentiert: die Geburtsstadt Ludwigsburg, das Seminar in Maulbronn, das Studium in Tübingen, die ärztliche Tätigkeit in Dürrmenz, Wildbad, Welzheim, Gaildorf bis Weinsberg, wo Kerner schließlich über vierzig Jahre lang lebte und wirkte. Die vorhandenen Therapiegeräte, wie Nervenstimmer, ein Baquet, mit dem Kerner seine berühmte Patientin Friederike Hauffe, die sogenannte Seherin von Prevorst, behandelte, sein Arztbesteck oder ein medizinischer Zuber aus dem Nachlass von Franz Anton Mesmer geben Einblicke in die ärztliche Praxis der Kernerzeit. Kerners wertvolle Kunstsammlung und die Wohnräume der Familie geben ein ziemlich genaues Bild seines häuslichen Milieus und vermitteln einen Hauch Kernerscher Atmosphäre und ein Stück Wohnkultur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Zu den schönsten Räumen gehören Kerners Studierzimmer mit dem selbstgefertigten Schreibtisch, das Wohn - und Esszimmer sowie das sogenannte Sargzimmer im Dachgeschoss. Der Geisterturm im Garten des Kernerhauses diente dem Dichter Nikolaus Lenau zeitweise als Unterkunft.

Jubiläum

Im Jahr 2005 wurde der Justinus-Kerner-Verein 100 Jahre alt und bot aus diesem Anlass ein umfangreiches und vielseitiges Veranstaltungsprogramm mit Vorträgen, Lesungen, Konzerten, Theateraufführungen, Diashow, Podiumsgesprächen und Ausstellungen.

Das Alexanderhäuschen

Gäste im Kernerhaus

Weitere Literaturstätten in Weinsberg

Mit dem Zusammenschluss der beiden Vereine Justinus-Kerner-Verein und Frauenverein im Jahr 1920 kamen die Burgruine Weibertreu mit ihrem Steinernen Album, das Kerner-Denkmal und in jüngster Zeit auch Kerners Gästeherberge, das Alexanderhäuschen, hinzu. So entstand ein museales Gesamtensemble, das ein Stück schwäbischer Literatur- und Geistesgeschichte der Romantik repräsentiert. Auf dem Weinsberger Friedhof befindet sich außerdem das Grab von Justinus Kerner und seiner Familie. Der Rappenhof bei Weinsberg war zeitweiliger Wohnsitz der Schriftstellerin Juliane von Krüdener. Im Gutsgasthof gibt es ein Gedenkzimmer.

Literatur

 Wikisource: Die Sängerrunde am Weinsberger Thurm – mit Illustration von Heinrich von Rustige, in Die Gartenlaube (1866), Heft 1, S. 4–8
  • Theobald Kerner: Das Kernerhaus und seine Gäste, Stuttgart 1894.
  • Justinus Kerner. Dichter und Arzt, 1786–1862. Deutsche Schillergesellschaft, Marbach am Neckar 1986 (Marbacher Magazin, 39).

Weblinks

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