- Kharoshthi-Schrift
-
Die Kharoshthi-Schrift (Translit. Kharoṣṭhī), auch Gandhari-Schrift, ist ein Schriftsystem des antiken Indien und gehört neben der zeitgleich verwendeten Brahmi-Schrift zu den ältesten indischen Alphabetschriften (3. Jhd. v. Chr.). Die Kharoshthi war im Gegensatz zur Brahmi nur eine Regionalschrift und starb bereits im Altertum ohne irgend welche Abkömmlinge aus. Ihr Verbreitungsgebiet erstreckte sich im Wesentlichen auf Gebiete im nördlichen Pakistan und im östlichen Afghanistan sowie die angrenzenden Gebiete des heutigen Indien. Fundstellen gibt es auch im Tarimbecken von Xinjiang, beispielsweise in der Wüste Lop Nor in den Orten Loulan und Yingpan. Die Fachwelt teilt mittlerweile in einen Typ A und einen Typ B, der rechtsläufig ist und die mittelindische Sprache wiedergibt, ein. Von buchhalterischen Texten bis hin zu buddhistischen Lehren finden sich Schriftstücke, teils auch als Randnotizen zu anderen Texten.
Inhaltsverzeichnis
Morphologie
Kharoshthi ist eine Silbenschrift und verwendet das Prinzip des inhärenten Vokals (a). Sie wurde von rechts nach links geschrieben (im Typ B auch rechtsläufig).
Geschichte
Entwicklungsgeschichtlich ist die Schrift nach dem Vorbild einer aramäischen Alphabetschrift entstanden. Sie dürfte spätestens mit den persischen Eroberungen im 5. Jhd. v. Chr. in die Region gekommen sein. Zwischenstufen bis zu der voll ausgebildeten, an die Sprache (Sanskrit, Gandhari) angepassten Kharoshthi-Schrift sind aber nicht gefunden worden. Einige nehmen daher an, dass die Schrift von einer einzelnen Person mit gewissem ‚linguistischen‘ Durchblick geschaffen wurde.
Kharoshthi wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von James Prinsep (u. a.) entziffert.
Literatur
- Ahmad Hassan Dani: Kharoshthi Primer. Museum, Lahore 1979 (Lahore Museum Publication Series 16, ZDB-ID 2531267-4).
- Harry Falk: Schrift im alten Indien. Ein Forschungsbericht mit Anmerkungen. Gunter Narr, Tübingen 1993, ISBN 3-8233-4271-1.
- Gérard Fussman: Les premiers systèmes d'écriture en Inde. In: Annuaire du Collège de France. 1988–1989, ISSN 0069-5580, S. 507–514.
- Oskar von Hinüber: Der Beginn der Schrift und frühe Schriftlichkeit in Indien. Franz Steiner, Stuttgart 1990, ISBN 3-515-05627-0.
- Indische Schriften. In: Helmuth Glück (Hrsg.): Metzler Lexikon Sprache. J. B. Metzler, Stuttgart u. a. 1993, ISBN 3-476-00937-8 (2. überarbeitete und erweiterte Aufhttp://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/deed.delage. ebenda 2000, ISBN 3-476-01519-X).
- Kenneth R. Norman: The Development of Writing in India and its Effect upon the Pâli Canon. In: Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens. 36, 1992, ISSN 0084-0084, S. 239–249.
Weblinks
- Kharoshthi
- On The Origin Of The Early Indian Scripts: A Review Article by Richard Salomon, University of Washington
- Proposal to encode Kharoṣṭhī in Unicode (englisch; PDF-Datei; 3,19 MB)
- Über 1000 Jahre verschollene Schrift entschlüsselt Dr. Klaus T. Schmidt entschlüsselt Kharoshthi-Schrift mittels Tocharischer Referenzen
- The Unicode Standard 5.0, Section 10.6: Kharoshthi (PDF-Datei; 626 kB)
- The Unicode Standard 5.0, Code Chart Kharoshthi (PDF-Datei; 84 kB)
Kategorien:- Indische Schrift
- Xinjiang
Wikimedia Foundation.