Kilwa Kisiwani

Kilwa Kisiwani
Das Fort am Ufer von Kilwa Kisiwani

Die Ruinen der ehemaligen Hafenstadt Kilwa Kisiwani (von swahili Kilwa auf der Insel, historische Schreibweise auch portugiesisch Quiloa) liegen ca. 280 km südlich von Dar es Salaam in der Region Lindi im Distrikt Kilwa in Tansania. Sie befindet sich auf einer Insel, die vom Festland mit dem Hauptort Kilwa Masoko durch einen nur 1,5 km breiten Meeresarm des Indischen Ozeans getrennt ist. Heute (2007) leben noch etwa 500 Einwohner in einfachen Lehmhütten auf der Insel.

Bedeutende historische Bauwerke in Kilwa sind zwei Moscheen und ein großes Bürgerhaus. Im 13. bis 16. Jahrhundert lag in Kilwa ein bedeutendes Handelszentrum des Indienhandels für Gold, Silber, Perlen, Parfums, arabisches Steingut, persische Keramik und chinesisches Porzellan. Sie war im 13. und 14. Jahrhundert die bedeutendste Stadt an der Ostküste Afrikas.

Die Stadt gehört zusammen mit Songo Mnara seit 1981 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Im Jahre 2004 wurde sie aufgrund Fehlens jeglicher Maßnahmen, um den Verfall der Ruinen aufzuhalten, in die Rote Liste des gefährdeten Welterbes aufgenommen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die große Moschee in Kilwa

Die Geschichte der Stadt ist aus der Kilwachronik bekannt, die um 1520 verfasst wurde. Danach wurde die Stadt im Jahr 975 von dem Perser Ali ibn Hasan aus Schiraz gegründet, der die Schiraz-Dynastie gründete. In Kilwa wurden seit Beginn des 12. Jahrhunderts auch eigene Münzen geprägt. Seit ca. 1300 regierte hier die jemenitische Mahdalidynastie, dessen erster Herrscher al-Hasan bin Talut war. Unter seinem Enkel Al-Hasan ibn Sulaiman Abu'l-Mawahib (ca. 1310-1333) erlebte die Stadt ihre größte Blüte und erhielt zahlreiche bedeutende Bauwerke. 1331 besucht Ibn Battuta die Stadt. Seine Reisebeschreibung ist die erste und über Jahrhunderte einzige überlieferte Quelle. Am Ende des 14. Jahrhunderts ist jedoch ein gewisser Niedergang festzustellen. Ab 1375 wurden keine Münzen mehr geprägt und die große Moschee verfiel langsam. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden jedoch wieder einige weitere Moscheen errichtet und die große Moschee der Stadt umgebaut.

1505 kam die Stadt nach der Eroberung und Plünderung durch Francisco de Almeida unter portugiesische Kontrolle, die aber nur bis 1512 dauerte. Die Stadt erholte sich zum Teil wieder, verfiel dann aber im 17. Jahrhundert. Sie erfuhr erst wieder im späten 18. Jahrhundert durch den Sklavenhandel einen weiteren Aufschwung und kam 1784 unter den Herrschaft der Busaidi-Dynastie von Oman. Die setzten einen Liwali (Statthalter) ein, dessen Amtssitz allerdings später nach Kilwa Kivinje verlegt wurde, das auch den Inselort als Marktplatz und Hafen für den Sklavenhandel ablöste.

Siehe auch Städte an der ostafrikanischen Küste (800–1500)

Erhaltene Ruinen

Folgende Ruinengebäude sind erhalten:

Husuni Kubwa

Besonders eindrucksvoll ist der Husuni Kubwa genannte Palast, der wohl von Sultan Al-Hasan ibn Sulaiman Abu'l-Mawahib (ca. 1310-1333) erbaut oder zumindest stark erweitert wurde. Es handelte sich in seiner Zeit um das größte in Stein erbaute Gebäude südlich der Sahara. Der Palast besteht aus mehreren großen Höfen, in einem von ihnen befand sich ein großes Bad mit einem oktogonalen Becken. Viele der Räume waren gewölbt. Die Gewölbe ruhten auf dekorierten Friesen. Im Palast fand sich auch eine kleine Moschee. Es fanden sich im Palast drei Inschriften, eine davon erwähnt den Sultan al-Hasan ibn Sulaiman, der auch an einer Moschee in Kilwa baute. Der Bau liegt ca. 1,5 Kilometer außerhalb der Stadt direkt am Meer.

Gereza

Die erste Festung wurde im 14. Jhd. errichtet. Das Fort was heute dort steht, wurde im 19. Jhd. von den Oman Arabern an der Stelle der ersten Festung auf Befehl des Iman von Muskat errichtet.

Große Moschee

Es handelt sich um das größte sakrale Gebäude seiner Zeit an der afrikanischen Küste des Indischen Ozeans. Begonnen um das Jahr 1050 durch Ali bin Al Hasan, den ersten Sultan von Kilwa, wurde es durch Sultan Al Hasan bin Suleiman um 1320 wesentlich erweitert und verschönert. Im 15. und 18. Jahrhundert fanden noch kleinere Änderungen und Erneuerungen statt. Auf 30 Säulen ruhen die 16 Kuppeln und umfassen etwas über 100 m² Grundfläche.

Makutani Palast

Westlich der Moschee findet sich dieser Palast aus dem 16. Jahrhundert, dieser wurde nach dem portugiesischen Überfall erbaut und ist architektonisch einfacher ausgeführt als die Husuni Kubwa.

Literatur

  • Neville Chittick: Kilwa: An Islamic Trading City on the East African Coast, 2 vols, Nairobi: British Institute in Eastern Africa 1974

Weblinks


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