Kirchengestühl von Kirkjubøur

Kirchengestühl von Kirkjubøur
Andreas auf einer Gestühlswange von Kirkjubøur.

Das Kirchengestühl von Kirkjubøur aus dem frühen 15. Jahrhundert gilt als der größte nationale Kunstschatz der Färöer.

Namentlich sind insgesamt 18 Gestühlwangen aus Kiefernholz gemeint, die wertvolle Schnitzereien von elf der zwölf Apostel und drei weitere biblische Figuren zeigen. Auch sind St. Brendan, Bischof Erlendur und König Olav der Heilige verewigt.[1] Die Schnitzerei des 12. Apostels gilt als verschollen, und zwei der elf Apostel konnten bisher nicht identifiziert werden.

Durch Karbonuntersuchungen konnten die Gestühlwangen auf 1405-10 datiert werden. Eine der Gestühlwangen zeigt die Wappen Erik von Pommerns und seiner Frau Philippa. Sie heirateten 1406.[2]

Die Gestühlwangen waren Teil der St.-Olavs-Kirche in Kirkjubøur (ca. 1250 erbaut), die damals Sitz des Bistum Färöer war. Es ist unklar, ob die Gestühlwangen nicht ursprünglich für die Magnuskathedrale gedacht waren, die aber nie vollendet wurde. 1817 wurden die Schnitzereien erstmals vom dänischen Forschungsreisenden Hans Christian Lyngbye erwähnt.[3]

1874 wurde die Kirche renoviert, und es gab ein neues Gestühl. Die alten Gestühlwangen galten als „wertlos“ und endeten in einem Lager. Der Geistliche V. U. Hammershaimb und der Amtmann Hannes Finsen erkannten aber den Wert der Gestühlswangen und sorgten dafür, dass sie gerettet wurden. Sie boten sie in einem Brief nach Kopenhagen als „altertümliche Relikte“ an und wurden so im Winter 1874/75 mit dem Postschiff Diana nach Kopenhagen gebracht, wo sie im Königlichen Museum für Nordische Antiquitäten, dem heutigen Dänischen Nationalmuseum, landeten. Der Kaufpreis betrug 200 Kronen[4]. Nur einmal, 1986, wurden die Gestühlwangen auf den Färöern gezeigt.[5]

Im Juni 2002 wurden die Gestühlwangen schließlich von Dänemark an die Färöer zurückgegeben. Zur Ólavsøka desselben Jahres eröffnete am 27. Juli die Dauerausstellung im Untergeschoss des Historischen Museum der Färöer in Hoyvík.

Zusammen mit dem Kirchengestühl kamen 200 weitere Schätze zurück auf die Färöer, die die Ausstellung der Gestühlwangen im Erdgeschoss des Museums ergänzen. Darunter sind:

  • ein Beichtstuhl, der so genannte „Bischofsthron“
  • ein Chorpult bestehend aus zwei verzierten Seitenteilen
  • zwei Gestühlwangen mit geschnitzten Ornamenten, die offensichtlich anderer Herkunft sind
  • Passionskreuze.[6]

Inhaltsverzeichnis

Galerie

Die Postverwaltung der Färöer hat drei Briefmarkenserien mit Bildern der Gestühlwangen herausgebracht. Sie erschienen 1980, 1984 und 2001. Graviert wurden sie von Czesław Słania nach den Fotos in Kroghs Buch.

Eines der „sieben färöischen Wunder“

Zur Ólavsøka 2007 veranstaltete das färöische Fernsehen Sjónvarp Føroya einen landesweiten Wettbewerb über die „sieben färöischen Wunder“, bei dem die Zuschauer beliebige Vorschläge über besondere Bauten und andere Gegenstände machen konnten. Eine Rangfolge der acht Sieger (wegen Stimmengleichheit in einem Fall) wurde nicht bekannt gegeben, aber das Kirchengestühl gehört dazu. Die anderen sind die Magnuskathedrale, die Christianskirkjan in Klaksvík, das Haus des Nordens, Tinganes, der Norðoyatunnilin, die erste Flagge der Färöer in der Kirche von Fámjin und der Sitz der Reichsombudsschaft auf den Färöern (die letzten beiden mit Stimmengleichheit).[7]

Literatur

  • Don Brandt: Briefmarken erzählen die Geschichte der Färöer. Eigenverlag, Reykjavík, 1996, ISBN 9979-91944-2, (Band I) (Kapitel 8, S. 115 ff.).
  • Don Brandt: Mehr Geschichten und Briefmarken von den Färöern. Postverk Føroya, Tórshavn 2006, (Band I+II).
  • Knud J. Krogh: Kirkjubøur Benches and the Cathedral. Light on the Medieval Faroese episcopal Centre. Emil Thomsen, Tórshavn 1988, (135 S.).

Einzelnachweise

  1. Don Brandt I, S. 119
  2. Don Brandt I, S. 118
  3. Don Brandt I, S. 120
  4. Steen Ulrik Johannesen: Turen går til Færøerne. Kopenhagen: Politikens Forlag, 2005 (S. 39)
  5. Don Brandt I, S. 117
  6. Don Brandt II. S. 199
  7. portal.fo: Føroyingar hava valt síni undurverk („Die Färinger haben ihre Wunderwerke gewählt“), 28. Juli 2007

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