Kjellberg Finsterwalde

Kjellberg Finsterwalde
Kjellberg Finsterwalde
Logo der Kjellberg Finsterwalde Elektroden und Maschinen GmbH
Rechtsform Unternehmensgruppe
Gründung 1922
Sitz Finsterwalde, Witten, Massen-Niederlausitz
Mitarbeiter ca. 280 Stand:2008
Umsatz ca. 49 Mio. Euro Stand:2008
Branche Maschinenbau
Produkte Schweißtechnik, Plasmaschneidtechnik, Schweißelektroden
Website www.kjellberg.de

Kjellberg Finsterwalde ist eine Unternehmensgruppe der Metall- und Elektroindustrie. Die Gruppe besteht aus den drei produzierenden Unternehmen Kjellberg Finsterwalde Plasma und Maschinen GmbH, Kjellberg Finsterwalde Schweißtechnik und Verschleißschutzsysteme GmbH, Kjellberg Finsterwalde Elektroden und Zusatzwerkstoffe GmbH. Querschnittsfunktionen werden von der Kjellberg Finsterwalde Dienstleistungsgesellschaft mbH übernommen. Gesellschafterin der Gruppe ist die Kjellberg-Stiftung mit Sitz im hessischen Gießen. In der Gruppe werden Produkte zur thermischen Materialbearbeitung (Schweißen, Plasmaschneiden)hergestellt.

Mit etwa 280 Mitarbeitern wurde an den Standorten Finsterwalde, Massen-Niederlausitz und Witten im Jahr 2008 ein Jahresumsatz von etwa 47 Mio. Euro erwirtschaftet, davon mehr als die Hälfte im Ausland. Die Gruppe hält eine Unternehmensbeteiligung in der Slowakischen Republik. Darüber hinaus ist Kjellberg Finsterwalde weltweit durch Partnerunternehmen vertreten.

Industriell werden Plasmaschneidtechnik (bis 600 A), Schweißautomaten und Schweißelektroden hergestellt, teilweise nach Kundenspezifikation. Anlagen des Unternehmens werden zum Beispiel im Schiffbau, in der Automobilindustrie oder im Anlagenbau eingesetzt.

Geschichte

Der Schwede Oscar Kjellberg erhält am 27. Juni 1908 das Kaiserliche Reichspatent 231733 „Elektrode und Verfahren zum elektrischen Löten“ und gilt somit als Erfinder der ummantelten Schweißelektrode.[1]

Gemeinsam mit sechs weiteren deutschen und schwedischen Gesellschaftern gründet er als ESAB Generaldirektor 1921 in Berlin die Kjellberg Elektroden GmbH. Ziel des Unternehmens ist die Produktion und Vermarktung der patentierten Schweißelektroden. Aus Mangel an passenden Schweißstromquellen wird auf Vorschlag von Oscar Kjellberg im Jahr 1922 die Kjellberg Elektro-Maschinen GmbH in Finsterwalde gegründet. Der erste in Finsterwalde entwickelte und gebaute Schweißgenerator Ke 200/1450 wird 1923 zur Frühjahrsmesse in Leipzig präsentiert. Im selben Jahr startet in Finsterwalde die Schweißelektrodenproduktion. Das älteste Produkt ist die Stabelektrode OK G2/1, eine Elektrode für Reparaturschweißungen.

1926 wird das Unternehmen entsprechend dem aktuellen Produktprofil in Kjellberg Elektroden und Maschinen GmbH umbenannt.

Kjellberg legt 1930 mit Schweißumformern den Grundstein für seinen weltweiten Erfolg. Das grundlegend neue Konzept der Maschinen vereint den gesamten Maschinensatz unter einem Gehäuse mit Steuerteil und lenkbarem Fahrgestell. Diese werden zu Schweißautomaten weiterentwickelt. Im Jahr 1934 beginnt man bei Kjellberg dafür mit ersten Untersuchungen. Mit der Markteinführung der Schweißautomaten S I und S II im Jahr 1937 ist erstmals mechanisiertes Schweißen industriell möglich. Kjellberg bietet dafür drei technologische Einsatzvarianten an: Mit Elektrodenwechselkopf zum kontinuierlichen Abschweißen von Stabelektroden, mit Schweißkopf für Blankdrahtspulen und mit Kohlekopf für Dünnblechschweißungen.[2]

Weiter Referenzobjekte sind die Stahlkonstruktionen am Flughafen Berlin-Tempelhof und die Schlachthofbrücke in Dresden.

Das patentierte Kaell-Kjellberg-Lundin-Verfahren sorgt 1941 für einen deutlichen Leistungsschub bei der Metallverarbeitung. Eine Doppeldraht-Elektrode wird dabei in drei Lichtbögen gleichzeitig verschweißt. Zu dieser Zeit ist das Unternehmen der weltgrößte Hersteller von Lichtbogenschweißtechnik.

Im Jahr 1943, nach nur zwei Monaten Entwicklungszeit, präsentiert Kjellberg mit dem sogenannten „Maulwurf“ die erste industrielle Lösung für automatisiertes Unterpulver-Schweißen.

Ab 1935 verbessert das Elektrodenpressen die Stärke der Umhüllung sowie die Schweißqualität im Vergleich zum bisher üblichen Tauchen. Ein wichtiges Referenzobjekt für das neue Verfahren ist der sogenannte „Kjellberg Hochbau“, Deutschlands erster vollständig geschweißter Stahl-Skelettbau. Mit seiner Fertigstellung im Jahr 1936 erweitert das Unternehmen seine Produktionsstätte am Stammsitz in Finsterwalde. Für den 5-geschossigen Industriebau werden 460 t Stahl verbaut und rund 35.000 m Schweißnaht ausgeführt.

1959 werden erstmals Grundlagenversuche für das Plasmaschneiden von hochlegierten Stählen und Aluminium mit Argon-Wasserstoff am Forschungsinstitut Manfred von Ardenne in Zusammenarbeit mit Kjellberg durchgeführt. Mit der 50 kW WSH III-M liefert Kjellberg Finsterwalde 1962 die erste industriereife Plasmaschneidanlage aus. Im gleichen Jahr wird das Verfahren zusammen mit dem Forschungsinstitut Manfred von Ardenne zum Plasma-Feinstrahlschneiden weiterentwickelt und patentiert.

1970 wird das Unternehmen in den Volkseigenen Betrieb Schweißtechnik Finsterwalde umgewandelt und in das Mansfeld-Kombinat eingegliedert. Im Folgejahr werden erstmals Plasmaschneidanlagen im Parallelbetrieb eingesetzt. Acht Anlagen der ersten Serien liefert das Unternehmen nach Japan.

1973 schneidet mit der Kjellberg Plasmaschneidanlage PA 40 zum ersten Mal eine Plasmaschneidmaschine mit kostengünstigerem Sauerstoff. 1979 wird einem Forscherkollektiv von Kjellberg und dem Institut Manfred von Ardenne für die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit bei der Entwicklung des Plasma-Schmelzschneidverfahrens der „Nationalpreis für Wissenschaft und Technik“ der DDR verliehen. Da die Lieferwünsche des japanischen Marktes in Finsterwalde aus Kapazitätsgründen nicht rechtzeitig erfüllt werden, erhält 1984 die japanische O-A-Mach Corporation in Tokio eine Lizenz für die Herstellung und den Verkauf von Plasma-Schneidbrennern.

Im Jahr 1986 werden erstmals Inverter als Stromquelle für das Schweißen und das Plasmaschneiden eingesetzt sowie eine unter Wasser einsetzbare Plasmaschneidanlage vorgestellt. Zu dieser Zeit arbeiteten 1064 Mitarbeiter im Unternehmen.[3]

Nach der deutschen Wiedervereinigung 1991 wird das Vertriebssystem restrukturiert und das Produktprogramm weitestgehend überarbeitet. In Zusammenarbeit mit der Universität Hannover und der HDW Kiel werden 1993 im Projekt „Schiffbau 2000“ erstmals Mehrbrenner-Fasenaggregate eingesetzt. Mit dem Plasmafugenhobeln führt Kjellberg 1996 eine Alternative zum Fugenhobeln mit Kohleelektroden für die Industrie ein.

1997 wird die Kjellberg-Stiftung gegründet und fungiert als alleinige Gesellschafterin des Unternehmens. Investitionen in eine neue Montage- und Versandhalle am Stammsitz in Finsterwalde verbessern 1999 die Produktionsbedingungen erheblich. Die HiFocus-Technologie mit laserähnlicher Schnittqualität wird im Jahr 2000 auf den Markt gebracht. Die Einführung der HiFinox-Technologie im Folgejahr ermöglicht weltweit erstmals metallisch blanke und bartfreie Schnittflächen an Chrom-Nickel-Stählen im Dünnblechbereich. Mit der ersten volumenstromgeregelten automatischen Plasmagasversorgung der Welt eröffnet Kjellberg Finsterwalde 2003 eine neue Dimension von Qualität und Reproduzierbarkeit bei Plasmaschnitten.

Mit drei parallel geschalteten Plasmaschneidanlagen des Typs FineFocus 800 wird im Jahr 2004 ein neuer Rekord aufgestellt: Für den Rückbau des abgeschalteten Kernreaktors im Forschungszentrum Karlsruhe werden in mehreren Metern Wassertiefe 130 Millimeter starke Stahlwände ferngesteuert zerlegt. Im Jahr 2007 stellt die Kjellberg-Stiftung ein umfassendes Investitionsprogramm zur Zukunftssicherung von Kjellberg Finsterwalde vor.

2008 wird die Kjellberg Finsterwalde Elektroden und Maschinen GmbH in drei eigenständige Unternehmen aufgespaltet. Es entstehen die Kjellberg Finsterwalde Plasma und Maschinen GmbH, die Kjellberg Finsterwalde Schweißtechnik und Verschleißschutzsysteme GmbH und die Kjellberg Finsterwalde Elektroden und Zusatzwerkstoffe GmbH. Querschnittsfunktionen werden von der Kjellberg Finsterwalde Dienstleistungsgesellschaft mbH übernommen. Der Hauptsitz der Kjellberg Finsterwalde Schweißtechnik und Verschleißschutzsysteme GmbH wird in das nordrhein-westfälische Witten verlegt. Die Kjellberg Finsterwalde Elektroden und Zusatzwerkstoffe GmbH zieht in eine neue Fabrik am Standort Massen-Niederlausitz.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kaiserliches Reichspatent 231733 von Oscar Kjellberg
  2. Kjellberg Finsterwalde Firmengeschichte
  3. Artikel zur Geschichte des Mansfeld Kombinats

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