Kleinzeche

Kleinzeche
Die Kleinzeche Egbert, letzte ihrer Art im Ruhrgebiet

Kleinzechen waren Steinkohlengruben, deren Belegschaft, Ausstattung und Produktion weit unter denen einer großen Zeche liegen. Allermeist handelte es sich um reine Stollenbetriebe (ohne seigere Schächte).

Vor der Industrialisierung und der mit ihr verbundenen gesteigerten Nachfrage nach Kohle, die zu großen und technisch erheblich aufwendigeren Betrieben führte, waren sie die Standardform des Steinkohlenbergbaus [1].

Im Saarland nannte man diese Gruben "Kohlenkleinbetriebe". Die Privatgrube Fischbach im gleichnamigen Ortsteil der Gemeinde Quierschied war die letzte aktive Kleinzeche (Kohlenkleinbetrieb) in Deutschland. Die Steinkohlenförderung wurde dort Mitte 2008 eingestellt [2].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Kleinzechen im Ruhrgebiet

Tagebruch in einem Bachtal bei Wetter. Der Bach versickert völlig in den alten Bauen.

Auch nach der Schließung von großen Zechen gab es im gleichen Revier oftmals weiterhin Kleinzechen. Sie ermöglichten die Erschließung auch kleiner und somit für große Zechen unrentabler Lagerstätten und befanden sich oftmals im Besitz der Bergleute selbst. Im Ruhrgebiet war der Betrieb von Kleinzechen nur südlich der Mergelgrenze möglich, da die Kohle hier tagesnah anzutreffen war. Kleinzechen erhielten oftmals den Spitznamen „Zeche Eimerweise“, was auf ihre tatsächlichen Fördermengen hinweist.

Eine neue Blüte erfuhr das Kleinzechenwesen in der Zeit des großen Brennstoffmangels nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Damals wurde an vielen Stellen, wo bekannt war, dass früher einmal nach Kohle geschürft wurde, meist ungenehmigt gegraben. Später gingen die Behörden dem Betrieb der Kleinzechen verstärkt nach und viele Betriebe wurden nun offiziell angemeldet. Für „Kleinstbetriebe“ (wie die Kleinzechen offiziell hießen) galten dabei spezielle Auflagen, z.B. bezüglich der Fördermengen (in Bochum z.B. täglich drei, später zehn Tonnen), der Ausstattung (nur „Handarbeit“ war erlaubt), aber auch der eingesetzten Belegschaft (z.B. der Einsatz von Rentnern oder „Berginvaliden“, die auf Großzechen nicht mehr arbeiten durften). Die angemeldeten Kleinzechen hatten grundsätzliche Auflagen zu erfüllen. Diese umfassten das Anmelden der Leute bei der Knappschaft, Bewetterung der Grubenbauten, Sicherheit der Bergleute und das Hinterlegen einer Kaution für die Wiederherstellung der Oberflächen. So entwickelte sich ein reger Abbau auch unter Tage mit einfachen Schrägschächten, sogenannten Förderabhauen.

Je nach Größe des Betriebs gab es aufwendige Tagesanlagen mit Baracken, Verladeeinrichtungen und Kohlebunkern. Einige Betriebe leisteten sich sogar Siebanlagen, um die Kohle, meistens unreine Magerkohle, verkaufsfähig aufzubereiten.

In vielen Fällen engagierten sich auch Gemeinden oder Papierfabriken aus weiten Teilen Deutschlands im Ruhrgebiet, um sich mit Kohle zu versorgen.

1965 wurden die letzten Kleinzechen aufgrund der Stillegungsprämie des Rationalisierungsverbandes des Steinkohlenbergbaus stillgelegt. Lediglich einige wenige Gruben, wie die Kleinzeche Egbert, bestanden noch länger. Einzige Erinnerung an die vielen Kleinzechen sind heute oftmals Tagesbrüche.

Quellen

Fachbücher

  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage, Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster KG, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7

Einzelnachweise

  1. Peter Kracht: Von einem verflossenen Jubiläum, das erst später stattfindet, http://www.bochum.de/zeitpunkte/bz10_03.htm
  2. "Bergbau und Bergbehörden im Saarland 2008" (Jahresbericht des Oberbergamtes des Saarlandes)

Weblinks


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