Kollokation

Kollokation
Kollokationsgraph für Ziel aus dem DWDS

Als Kollokation (von lat. collocatio: „Stellung, Anordnung“[1], als Fachbegriff jedoch von engl. collocation) bezeichnet man in der Linguistik das gehäufte benachbarte Auftreten von Wörtern, wie auch immer gemeinsames Auftreten zunächst begründbar sein mag.

Beispiele: Buch – dick, Tag – hell, Jesus – Christentum, Katze – miauen

Inhaltsverzeichnis

Definition

Der Begriff der Kollokation wurde von John Rupert Firth (1890−1960) ohne klare Definition eingeführt; stattdessen führte er einige Beispiele an.

“J. R. Firth[2]

„Eine der Bedeutungen von Nacht ist die Kollokabilität mit dunkel und von Dunkel natürlich mit Nacht.“

Zu den Gründen für das häufige gemeinsame Auftreten der Wortpaare oder ihrer inhaltlichen Kombinierbarkeit gehören:

Das Phänomen der Kollokation ist in der Linguistik auch unter Begriffen wie „wesenhafte Bedeutungsbeziehung“ (Porzig[3]), „syntaktisches Bedeutungsfeld“ (Porzig [4]) und „lexikalische Solidaritäten“ (Coseriu [5]) bekannt.

Aufgrund der unklaren Definition von Kollokation ist unter Umständen der Begriff Kookkurrenz vorzuziehen.

Unter anderem wird zwischen einem statistischen Kollokationskonzept und einem „signifikanz-orientierten Kollokationsbegriff“[6] unterschieden. Nach dem statistisch orientiertem Kollokationsbegiff ist Kollokation prinzipiell „jedes Miteinandervorkommen von benachbarten Wörtern in Sätzen[6]“. Nach dem signifikanz-orientierten Kollokationsbegriff liegt eine Kollokation nur dann vor, wenn eine übliche Verbindung nicht vorhersehbar ist.[6] Gerade Kollokationen nach diesem Verständnis lassen sich mit den syntagmatischen lexikalischen Funktionen trefflich beschreiben.

Für die Lexikografie wird empfohlen, auf „zwar semantisch weitgehend transparenten, aber dennoch etablierten Wortkombination[en]“ abzustellen.[6]

Satzstellung

Oft ist nicht nur das gemeinsame Auftreten zweier Wörter zu beobachten, sondern darüber hinaus nehmen beide Wörter auch eine charakteristische Stellung zueinander im Satz ein. Während im genannten Beispiel „Tag – hell“ nicht klar ist, welches der beiden Wörter bei gemeinsamem Auftreten zuerst kommt und welches folgt, ist bei der Kollokation von Tag und helllicht mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass das Adjektiv helllicht an erster Stelle steht, da es praktisch nur in der festen Redewendung am helllichten Tag vorkommt, nicht aber als frei im Satz positionierbares Adjektiv.

Elektronische Ermittlung

Kollokationen lassen sich heutzutage besonders effizient im Rahmen der linguistischen Datenverarbeitung an elektronisch vorliegenden, großen Textkorpora ermitteln. Hierbei kommen Methoden des Text Mining zum Einsatz.

Google mit seinem „Keyword Tool“[7] oder Keyword Crossing [8] nutzt dabei Begriffe wie „Kookkurrenz“, „Kollokation“ oder „Synonym“ nicht technisch korrekt, sondern meint mit „Kookkurrenz“ oder „Synonym“ einen technischen Vorgang, der Begriffsvorschläge zu Werbezwecken durch Textanalyse hervorbringt. In die Bewertung der „Kollokation“ fließen sogar neben der aufgefundenen Nähe auch werbetechnische Werte, wie Klickpreise und Suchvolumen, ein.

Literatur

  • Hadumod Bußmann: Lexikon der Sprachwissenschaft. Kröner, Stuttgart 2008, (4., durchgesehene und bibliographisch ergänzte Auflage unter Mitarbeit von Hartmut Lauffer), ISBN 978-3-520-45204-7.
  • John Lyons: Semantik. Band I. Beck, München 1980. Siehe besonders syntagmatische lexikalische Relationen S. 272ff. ISBN 3-406-05272-X.
  • John Sinclair: Corpus, Concordance, Collocation. 4th Impression, Oxford University Press, Oxford 1997, ISBN 0-19-437144-1.
  • Thomas Herbst, Michael Klotz: Lexikografie. Schöningh, Paderborn u.a. 2003 (UTB 8263), S. 83-88, 138-142 (in lexikografischer Perspektive).
  • Uwe Quasthoff: Wörterbuch der Kollokationen im Deutschen, de Gruyter 2010, ISBN 311018866X

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Kollokation – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Stichwort „Kollokation“. In: Duden Band I. Die deutsche Rechtschreibung. Bibliographisches Institut, Mannheim, ISBN 3-411-04013-0, 2004
  2. J. R. Firth: Modes of meaning. In: J. R. Firth: Papers in Linguistics 1934-1951. London 1951, S. 190-215, ISBN 0-7581-7058-0; zu Firth' Begriff der Kollokation: David Crystal: Die Cambridge Enzyklopädie der Sprache. Übersetzung und Bearbeitung der deutschen Ausgabe von Stefan Röhrich, Ariane Böckler und Manfred Jansen. Campus Verlag, Frankfurt/ New York 1993. S. 105 ISBN 3-593-34824-1
  3. Walter Porzig: Wesenhafte Bedeutungsbeziehungen. In: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 58, 1934, 70-97
  4. Walter Porzig: Das Wunder der Sprache. Probleme, Methoden und Ergebnisse der modernen Sprachwissenschaft. Dritte Aufl. Francke, Bern 1950. S. 125
  5. Eugenio Coseriu: Lexikalische Solidaritäten. In: Horst Geckeler (Hrsg.): Strukturelle Bedeutungslehre. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1978, S. 239-253
  6. a b c d Thomas Herbst, Michael Klotz: Lexikografie. Schöningh, Paderborn. 2003 (UTB 8263), S. 83
  7. Keyword Tool
  8. Keyword Crossing

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