Kommasetzung

Kommasetzung

Das Komma (Plural: Kommata oder Kommas), zu deutsch Beistrich, dient in der Schriftsprache dazu, Teile eines Satzes voneinander abzugrenzen. Dadurch erhalten Texte eine übersichtlichere und ihrem Sinn angepasste Struktur, wodurch das Lesen erheblich erleichtert wird.

Die Regeln, nach denen Kommas zu setzen sind, sind in verschiedenen Sprachen unterschiedlich. Gemeinsam ist ihnen, dass ein Komma schwächer trennt als ein Punkt und dass ein Komma wichtig für den Sinn eines Satzes sein kann. Die Regeln können der Hervorhebung von Sprechpausen dienen und der Abgrenzung oder Markierung von Wortgruppen oder Satzteilen. Oft kann statt eines Kommas alternativ ein Semikolon oder ein Gedankenstrich gesetzt werden, aber auch Klammern sind möglich, wenn das Komma klammernde Funktion hat.

Inhaltsverzeichnis

Deutsche Kommaregeln

Die Kommaregeln für die deutsche Sprache werden im amtlichen Regelwerk „Deutsche Rechtschreibung. Regeln und Wörterverzeichnis“ in den Paragraphen 71 bis 79 festgelegt, die zuletzt 2006 überarbeitet wurden.[1] Die Kultusministerkonferenz verfügte am 2. März 2006 einstimmig, dass bundeseinheitlich in den Schulen ab dem 1. August jenes neue Regelwerk – mit einer einjährigen Übergangsfrist – angewandt werden solle.[2]

Richtig gesetzte Kommata erleichtern das Lesen. Falsch gesetzte oder fehlende Kommata können den Lesefluss erschweren oder die Bedeutung eines Satzes verfälschen. Beispiel: „Petra erbte den Schmuck nicht aber Susanne.“ Es gibt zwei mögliche Interpretationen:

„Petra erbte den Schmuck, nicht aber Susanne.“
„Petra erbte den Schmuck nicht, aber Susanne.“

Prinzipiell werden Kommata in der deutschen Sprache nicht nach phonetischen Regeln gesetzt, wie zur Kennzeichnung von Sprechpausen, sondern nach grammatikalischen. Regelmäßig, aber nicht zwingend, führen die grammatikalischen Regeln dazu, dass ein Komma dort gesetzt wird, wo in der gesprochenen Sprache eine kurze Sprechpause eingelegt wird. Das ergibt sich daraus, dass der Sprechrhythmus oft der grammatikalischen Struktur eines Satzes folgt.

Aufzählungen

Werden in einem Satz Satzteile (das können ein- oder auch mehrwortige Satzteile sein) mit gleicher syntaktischer Funktion aufgezählt oder verbindend genannt, so kann ihre Abtrennung entweder durch Konjunktionen erfolgen oder durch Kommata. Die gleichzeitige Verwendung von Konjunktion und Komma ist hingegen ausgeschlossen.

„Wir besitzen einen Hund und eine Katze und eine Maus und einen Vogel.“

wird so zu

„Wir besitzen einen Hund, eine Katze, eine Maus und einen Vogel.“

Das gilt auch, wenn man unabhängige, grammatikalisch vollständige Sätze (Hauptsätze) (beispielsweise auf Grund ihrer großen inhaltlichen Nähe) zu einem Komplex zusammenfassen möchte.

„Sie riss die Tür auf. Sie sah den Toten. Sie schrie.“

wird so zu

„Sie riss die Tür auf, sie sah den Toten, sie schrie.“

Verkürzt (aber je nach Anlass auch weniger dramatisch) schreibt man auch

„Sie riss die Tür auf, sah den Toten und schrie.“

Diese Regel gilt auch bei Aufzählungen, die mit Aufzählungszeichen gegliedert sind:

Die Frau
  • riss die Tür auf,
  • sah den Toten und
  • schrie.

Sind die einzelnen Teile einer Aufzählung selbst kompliziert, so verwendet man das Semikolon:

Die Frau
  • riss die Tür auf, die entgegen den Vorschriften nicht verschlossen war;
  • eilte mit großen Schritten hinein;
  • sah beim Betreten des Raumes, dass der Schmuck fehlte und dass mitten im Zimmer ein Toter lag, den sie auf Anhieb nicht erkennen konnte, und
  • schrie vor Schrecken.

Bestimmte Konjunktionen oder Adverbien

Bei einigen Konjunktionen und Adverbien steht das Komma grundsätzlich:

  • einerseits – andererseits
  • je – desto
  • nicht nur – sondern auch
  • um – zu
  • teils – teils
  • zwar – aber
„Einerseits will er alles haben, andererseits möchte er nichts dafür geben. Je mehr sie gibt, desto besser fühlt sie sich.“

Appositionen

Appositionen (Beifügungen) werden in Kommata eingeschlossen:

„Peter Meier, 70 Jahre, war früher Vorstandsvorsitzender.“

Der Zusatz „70 Jahre“ ist die Beifügung. Der Satz könnte auch umgekehrt konstruiert werden:

„Peter Meier, früherer Vorstandsvorsitzender, ist 70 Jahre alt.“

Appositionen können manchmal ziemlich komplex und dabei länger als der Hauptsatz sein:

„Die Schimmelpilz AG, eine deutsche Firma mit einer langen und durchaus wechselvollen Geschichte, existiert noch.“

Wenn jedoch der Beisatz Teil eines Namens ist, dann steht kein Komma.

„Heinrich der Löwe wurde in Braunschweig begraben.“

Nebensätze

Nebensätze werden durch Kommata abgetrennt. Zu den Nebensätzen gehören die mittels einer Konjunktion verbundenen Sätze und die Relativsätze:

„Alle rannten weg, als der Untote aus dem Grabe stieg.
Wir ziehen uns Kleidung an, weil wir nicht nackt sein wollen.“
„Das Auto, das ich letzte Woche kaufte, ist schon kaputt.“

Der Satzteil „das ich letzte Woche kaufte“ ist ein eingeschobener Relativsatz, der durch Kommata begrenzt wird.

„Peter wusste, dass das nicht gut gehen könne.“

Hier liegt ein Objektsatz vor. Die Frage lautet: Was wusste Peter?


Zuletzt werden Kommata auch bei indirekten Fragesätzen und bei der Wiedergabe indirekter Rede in einem Satzteil verwendet:

„Er fragte mich, wo der Bahnhof sei.
Er räumte ein, er sei des Griechischen nicht kundig.“

Vergleichssätze

Das Komma trennt Vergleichssätze, die mit „als“ oder „wie“ geteilt sind, wenn deren zu vergleichender Teil ein vollständiger Satz ist:

„Dein Zeugnis war besser, als ich geglaubt hatte.“
Satz 1: Das Zeugnis war besser. Satz 2: Ich hatte geglaubt.
„Sie arbeitete genauso lange, wie sie es vorgehabt hatte.“
Satz 1: Sie arbeitete genauso lange. Satz 2: Sie hatte es vorgehabt.

Wenn der zu vergleichende Teil des Satzes jedoch kein vollständiger Satz ist, dann entfällt das Komma:

„Ich mag Milcheis lieber als Fruchteis.“
„Ich bin genauso klug wie du.“

Erweiterter Infinitiv

Ein erweiterter Infinitiv (eine Infinitivgruppe) wird üblicherweise durch Komma abgetrennt. Nach neuer deutscher Rechtschreibung kann man das Komma in vielen Fällen weglassen, wenn dadurch keine Missverständnisse entstehen (erweiterter Infinitiv hervorgehoben):

  • Alte und neue Rechtschreibung: „Uta glaubte fest, den Mann schon einmal gesehen zu haben.“
  • Nach neuer Rechtschreibung ebenfalls zulässig: „Uta glaubte fest den Mann schon einmal gesehen zu haben.“

Das „zu haben“ ist der Infinitiv, der um „den Mann schon einmal“ erweitert ist.

Das Komma entfällt wie bisher, wenn ein bloßer, nicht erweiterter Infinitiv vorliegt.

„Uta versuchte zu singen.“ (alte und neue Rechtschreibung)

Man setzt das Komma beim erweiterten Infinitiv vor allem dann, wenn der Satz sonst nicht eindeutig wäre.

„Uta versuchte, nicht zu singen.“
„Uta versuchte nicht, zu singen.“

Im letztgenannten Beispiel eines nicht erweiterten Infinitivs wird das Komma nur ausnahmsweise zur Klarstellung gesetzt.

Ein Komma beim erweiterten Infinitiv wird gesetzt, wenn dieser Satzteil von einem Substantiv abhängt (§75,(2)) oder sich auf ein Korrelat oder ein Verweiswort bezieht (§75,(3)) (erweiterter Infinitiv hervorgehoben):

„Daran, jetzt zu verschwinden, hatte er noch nicht gedacht.“

Das Beispiel zeigt, dass der Satz jeweils auch dann vollständig wäre, wenn entweder „daran“ oder „jetzt zu verschwinden“ fehlen würde – zwei funktionsgleiche Satzglieder in einem Satz sind aber nicht erlaubt, weshalb der erweiterte Infinitiv in der Funktion einer Apposition mit Komma abgetrennt werden muss.

Die gewöhnliche Konstruktion lautet (erweiterter Infinitiv hervorgehoben):

„Er hatte noch nicht daran gedacht, jetzt zu verschwinden.“

Wenn die Infinitivgruppe mit „um“, „ohne“, „statt“, „anstatt“, „außer“ oder „als“ beginnt, muss das Komma gesetzt werden. (§75 (1))

„Sie hat sich nicht so angestrengt, um jetzt zu verschwinden.
„Sie hat trainiert, ohne zu schwitzen.
„Sie hat trainiert, anstatt das Eis, das sie gekauft hat, zu essen.“

In den Fällen, die nicht geregelt wurden, kann ein Komma gesetzt werden, um die Gliederung zu verdeutlichen oder um Missverständnisse auszuschließen.

Partizip

Genau so wie mit dem erweiterten Infinitiv verhält es sich auch mit dem Partizip (I und II):

„Ein spannendes Buch lesend, bemerkte sie nicht, dass es zu regnen begann.“
„Am Reiseziel angekommen, gingen wir sofort ins Hotel.“

Nach neuer Rechtschreibung ebenfalls zulässig:

„Ein spannendes Buch lesend bemerkte sie nicht, dass es zu regnen begann.“
„Am Reiseziel angekommen gingen wir sofort ins Hotel.“

Konjunktionen

Bei einer Aufzählung aus gleichrangigen Wörtern und Wortgruppen – nicht jedoch aus gleichrangigen Sätzen – wird das Komma durch folgende Konjunktionen ersetzt:

  • und
„Er stand auf und ging.“
  • oder
„Gib mir einen Hut, einen Mantel oder etwas Ähnliches.“
  • sowie
„Die Ausbildung sowie die anschließende Fortbildung führen zu …“
  • nicht … noch
„Sie werden nicht rasten noch ruhen …“
  • sowohl … als auch
„Die Torte war sowohl ihm als auch seiner Frau sehr willkommen.“
  • weder … noch
„Sie kennt weder seine Telefonnummer noch seine Adresse.“

Bei einer Aufzählung aus gleichrangigen Sätzen ist – im Gegensatz zur alten Rechtschreibung – gemäß neuer Rechtschreibung kein Komma erforderlich (§72):

„Er stand auf und dann ging sie.“
„Gib mir einen Hut, einen Mantel oder ich gehe ohne etwas fort.“

Bei einer Aufzählung aus gleichrangigen Sätzen kann gemäß neuer Rechtschreibung jedoch – wie früher bei der alten Rechtschreibung – ein Komma gesetzt werden, wenn die Gliederung des Ganzsatzes hervorgehoben werden soll (§73):

„Er stand auf, und dann ging sie.“
„Gib mir einen Hut, einen Mantel, oder ich gehe ohne etwas fort.“

Reihungen von Adjektiven

Direkte semantische Unterschiede (Sinnverfälschungen) entstehen im Allgemeinen, wenn bei Aufzählungen von Adjektiven Kommas weggelassen oder hinzugefügt werden. Beispiel:

„Das kleine, alte Haus […].“
„Das kleine alte Haus […].“

Die Konstruktion mit Komma bedeutet, dass das Haus (es wird schon ein bestimmtes betrachtet) sowohl „klein“ als auch „alt“ ist. Beispiel:

Wir standen vor dem Haus. Das kleine, alte Haus war von Nebel umgeben.

Die Konstruktion ohne Komma spezifiziert die Phrase „Das Haus“ näher, indem – mathematisch gesprochen – aus der Menge aller Häuser die „alten“ unter ihnen selektiert werden (und dann aus der Menge der alten Häuser die Häuser selektiert werden, die klein sind). Es wird also eine Menge genauer eingegrenzt (definiert). Beispiel:

„Woran Du das Haus erkennst? Es ist das kleine alte Haus in der Platanenallee.“'

Eine Klammerung, die die semantische Struktur verdeutlicht, indem Sinneinheiten zusammengefasst werden, müsste also wie folgt aussehen:

„Das ( schiefe, kleine, alte ) Haus“
„Das schiefe ( kleine ( alte ( Haus ) ) )“

[Ähnliche Überlegungen stehen hinter der Regel fürs Englische, wo es zwei Arten von Relativsätzen gibt: definierende (ohne Komma) und ergänzende (mit Komma); eine wichtige semantische Nuance, die so im Deutschen nicht existiert.]

Einzelnachweise

  1. IDS, „Deutsche Rechtschreibung. Regeln und Wörterverzeichnis“ – Überarbeitetes Regelwerk (Fassung 2006) (PDF)
  2. Gültigkeitsvereinbarungen (auf der Webseite der Kultusministerkonferenz) – für die BRD (PDF)

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