- Konsumgesellschaft
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Der Begriff Konsumgesellschaft umschreibt verschiedene Aspekte moderner Lebensstile in industrialisierten Staaten, meist in kritischer oder pejorativer Absicht. Ähnlich verwendet werden die Begriffe Überflussgesellschaft, Wohlstandsgesellschaft oder auch Wegwerfgesellschaft. Gemeint ist damit meist eine Gesellschaft, die durch die industrielle Massenproduktion von kurzlebigen Wegwerfprodukten und einer auf das Image gerichteten Werbung geprägt ist.
Verschiedene weltanschauliche und fachliche Standpunkte vertreten konsumkritische Sichtweisen:
- sozialistische Kreise (Schlagworte: Warenfetischismus und Entfremdung)
- Lager der Ökologiebewegung (Schlagworte: Ressourcenverschwendung, Umweltverschmutzung und mangelnde Nachhaltigkeit)
- unterschiedlichste religiöse Richtungen (Schlagwort z. B.: „Tanz um das goldene Kalb“)
- Psychologen und Soziologen melden Hinweise, dass übermäßiger Konsum zu Psycho- und Sozialpathologien führen kann. Unter anderem die Suizidrate, aber auch die Verbreitung von Süchten – stoffgebundenen (z. B. Alkoholsucht) sowie stoffungebundenen (z. B. Kaufsucht) – seien demnach Indikatoren einer folgend konsumkritischen Sichtweise.
Der Medien- und Kommunikationstheoretiker Norbert Bolz vertritt dagegen die Ansicht, dass eine globale Konsumgesellschaft die Welt befrieden könne.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale einer Konsumgesellschaft
- Bereitstellung von sozial notwendigen Annehmlichkeiten.
- Über eine informelle Infrastruktur (Werbung) werden Markenprodukte, deren Erscheinungsbild nichts mehr mit der Herstellung und dem Gebrauch zu tun hat, angeboten.
- Produkte dienen als Sinnvermittler und Geschmackssphäre, Konsum wird zum Statussymbol.
- Die Betonung von Freizeit gegenüber der Arbeit. Die Aufmerksamkeit liegt mehr auf dem Konsumenten, und weniger auf dem Produzenten.
- Die Integration der Konsumenten durch die Weckung und Überformung von Bedürfnissen und durch marktmäßige Befriedigungsformen.
- Die ambivalente Einstellung gegenüber dem Konsum. Konsumkritik, bzw. die Ablehnung übermäßigen Konsums, gilt auch als Merkmal einer Konsumgesellschaft.
Konsumgesellschaft in der Kunst
In der Kunst spiegelte sich die Konsumgesellschaft u. a. in der Pop-Art wider, die die Erscheinungen der alltäglichen Konsumwelt thematisiert und abbildet bzw. mit vorgefundenen fertigen Objekten (etwa als Readymades) arbeitet. Sie kritisiert die Erscheinungen der bunten Warenwelt nicht notgedrungen – zum Teil ist zunächst uneindeutig, ob sie das ironisiert, kritisiert oder ob Arbeiten der Pop-Art sogar affirmativ wirken. Künstler wie Andy Warhol kritisierten die Konsumgesellschaft nicht, sie bejahten hemmungslos, teils grotesk:
„Als ich mal viel Geld hatte, bin ich sofort losgeschossen und habe meinen ersten Farbfernseher gekauft. Die Werbung für den ‚strahlenden Möbelglanz’ in schwarzweiß machte mich verrückt. Ich dachte, wenn ich die Werbung in Farbe sähe, würde vielleicht alles neu aussehen und ich bekäme wieder mehr Lust zum Einkaufen.“
– Andy Warhol: Die Philosophie des Andy Warhol von A bis B und zurück
Literatur
- Christian Kleinschmidt: Konsumgesellschaft: Grundkurs. UTB, Stuttgart 2008, ISBN 3-8252-3105-4
- Guy Debord: Die Gesellschaft des Spektakels, Berlin : edition tiamat, 1996 (Original 1967)
- Die Konsumgesellschaft in Deutschland 1890 - 1990 : ein Handbuch, hrg. von Heinz-Gerhard Haupt und Claudius Torp, Frankfurt/Main [u.a.] : Campus-Verlag, 2009
- Anselm Jappe (2005): Die Abenteuer der Ware. Für eine neue Wertkritik. Unrast-Verlag. ISBN 3-89771-433-7
- Eva Illouz: Der Konsum der Romantik. Campus, Frankfurt/Main, 2003; ISBN 3-593-37201-0
- Naomi Klein: No Logo! Der Kampf der Global Players um Marktmacht. Ein Spiel mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern. Riemann Verlag, 2002, ISBN 3-570-50028-4
- Annette Kaminsky: Kleine Konsumgeschichte der DDR. C.H. Beck; 2001; ISBN 3-406-45950-1
- Ulrich Enderwitz : Konsum, Terror und Gesellschaftskritik. Unrast Verlag. 2005. ISBN 3-89771-437-X
- Förderverein Krisis: Zeitschrift KRISIS. beiträge zur kritik der warengesellschaft. [1]
- Joseph Heath, Andrew Potter: Konsumrebellen. Der Mythos der Gegenkultur., 2005, Rogner & Bernhard (Heath und Potter loben die Konsumgesellschaft und versuchen, gängige Konsumkritik zu widerlegen; die Existenz von konsumkritischen Produkten beweise die Unsinnigkeit von Konsumkritik.)
- Wolfgang König: Geschichte der Konsumgesellschaft. Stuttgart 2000
Einzelnachweise
Siehe auch
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