Kooperative Spieltheorie

Kooperative Spieltheorie

Die kooperative Spieltheorie ist ein Teilgebiet der mathematischen Spieltheorie, bei dem im Gegensatz zur nichtkooperativen Spieltheorie den Spielern keine Aktionen oder Strategien zur Verfügung stehen, mit denen sie vorteilhafte Zustände anstreben. Spieler in der kooperativen Spieltheorie erhalten dagegen Auszahlungen, die auf zwei Pfeilern beruhen. Zum einen hängen die Auszahlungen von den Koalitionsfunktionen ab, zum anderen von dem angewandten Lösungskonzept.

Inhaltsverzeichnis

Spieler und Koalitionen

Die Spieler in der kooperativen Spieltheorie werden häufig in einer Menge N zusammengefasst und die Spieler selbst von 1 bis n durchnummeriert. Teilmengen der Spieler nennt man auch Koalitionen, wobei N als große Koalition bezeichnet wird.

Koalitionsfunktionen

Koalitionsfunktionen (häufig auch charakteristische Funktionen genannt) dienen dazu, die ökonomischen, politischen oder sozialen Möglichkeiten zu beschreiben, die allen Koalitionen offenstehen. Man unterscheidet Koalitionsfunktionen mit und Koalitionsfunktionen ohne transferierbaren Nutzen.

Koalitionsfunktionen mit transferierbarem Nutzen

Bei transferierbarem Nutzen wird jeder Koalition durch die Koalitionsfunktion eine reelle Zahl zugeordnet, die man den Wert (englisch: worth) nennt. Beispielsweise gibt es im Handschuhspiel Spieler mit linken Handschuhen und solche mit rechten Handschuhen. Die jeweiligen Mengen L und R sind disjunkt und ihre Vereinigung ergibt N. Man nimmt an, dass nur Handschuhpaare einen Wert (von 1) haben. Der Wert einer Koalition K (der Funktionswert der Koalitionsfunktion bei K) ist gleich der Anzahl der Handschuhpaare, die die Spieler aus K bilden können.

Koalitionsfunktionen ohne transferierbaren Nutzen

Bei nichttransferierbarem Nutzen wird jeder Koalition durch die Koalitionsfunktion eine Menge von Auszahlungsvektoren zugeordnet. Ein Beispiel ist die Tauschökonomie. Spieler können durch den Tausch von Güterbündeln unterschiedliche Nutzenvektoren realisieren.

Kooperative Spieltheorie als axiomatische Theorie von Koalitionsfunktionen

Die kooperative Spieltheorie ist die axiomatische Theorie von Koalitionsfunktionen. Die Koalitionsfunktionen sollen die ökonomischen, politischen oder sozialen Möglichkeiten beschreiben, die den Koalitionen offenstehen. Es gibt eine Vielzahl von Lösungskonzepten. Ein Lösungskonzept ordnet jeder Koalitionsfunktion Auszahlungen für die Spieler zu. Dabei kann die Zuordnung durch eine Formel (einen Algorithmus) erfolgen oder durch die Angabe von allgemeinen Aufteilungsprinzipien (Axiomen).

Lösungen für kooperative Spiele

Für kooperative Spiele hat man eigene Lösungskonzepte entwickelt, unter anderem Imputationsmenge, Nucleolus, Nash-Verhandlungslösung, Kalai-Smorodinski-Lösung, den Shapley-Wert oder die Mean-Voter-Lösung.

Kritik

Die der kooperativen Spieltheorie häufig entgegengebrachte negative Einstellung lässt sich kurz so zusammenfassen: Kooperative Spieltheorie ist nicht nichtkooperative Spieltheorie. In der Tat kommen Handlungen, Ziele, Wissen über die Handlungen der anderen Spieler in den Grundkonzepten der kooperativen Spieltheorie nicht vor. Als Pluspunkt kann die kooperative Spieltheorie verbuchen, dass sie auch dann Aussagen über Auszahlungen treffen kann, wenn nicht ganz klar ist, welche Aktionen den Spielern in welcher Reihenfolge offen stehen und was sie über vorangehende Aktionen wissen.

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • kooperative Spieltheorie — häufig von beeindruckender mathematischer Eleganz gekennzeichnet, hat aber in den Wirtschafts und Sozialwissenschaften wenig Anklang gefunden – Ausnahmen sind die Theorie der Konkurrenzökonomie sowie die experimentelle Wirtschaftsforschung.… …   Lexikon der Economics

  • Spieltheorie — In der Spieltheorie werden Entscheidungssituationen modelliert, in denen sich mehrere Beteiligte gegenseitig beeinflussen. Die Spieltheorie versucht dabei unter anderem, das rationale Entscheidungsverhalten in sozialen Konfliktsituationen… …   Deutsch Wikipedia

  • Kooperative Spiele — Als Kooperatives Spiel wird eine Spielart bezeichnet, bei der die Mitspieler nicht gegeneinander spielen, mit dem Ziele einen einzigen Sieger zu ermitteln, sondern miteinander kooperieren und als Ziel der gemeinsame Gewinn steht. Von sinnfreien… …   Deutsch Wikipedia

  • Spieltheorie — von Professor Dr. Werner Güth und Professor Dr. Axel Ockenfels I. Begriff und Entwicklung Die Spieltheorie ist eine mathematische Methode, die das rationale Entscheidungsverhalten in sozialen Konfliktsituationen ableitet, in denen der Erfolg des… …   Lexikon der Economics

  • Spieltheorie — I Spieltheorie,   den Wirtschafts und Sozialwissenschaften, insbesondere dem Operations Research zugeordnete mathematische Theorie zur Modellierung spezieller strategischer Entscheidungsprozesse (strategische Spiele). Basierend auf der… …   Universal-Lexikon

  • Lösungskonzepte (Spieltheorie) — Als Lösungskonzepte kann man in der Spieltheorie Kriterien bezeichnen, die das Verhalten der Agenten erklären. Problematisch ist hierbei, dass, normativ, sehr einfache Annahmen über das menschliche Verhalten getroffen werden müssen. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Reputation (Spieltheorie) — Der Begriff Reputation wird in der Spieltheorie verwendet, um zu beschreiben, welche Wirkung die Handlungen eines Spielers im Spielverlauf auf dessen Glaubwürdigkeit (Spieltheorie) im Auge des Gegenspielers und das Verhalten der Spieler in der… …   Deutsch Wikipedia

  • Versprechen (Spieltheorie) — Das Versprechen, im spieltheoretischen Sinne, ist ein bedingter strategischer Zug, der eine Aktion des Gegenspielers an eine Belohnung bindet. Befinden sich die Spieler im Gefangenendilemma, bestärkt ein Versprechen den Gegenspieler den Status… …   Deutsch Wikipedia

  • Kernel — ⇡ kooperative Spieltheorie …   Lexikon der Economics

  • Nucleolus — ⇡ kooperative Spieltheorie …   Lexikon der Economics

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”