- Angelica Garnett
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Angelica Vanessa Garnett (geborene Bell; * 25. Dezember 1918 Charleston Farmhouse, Sussex) ist eine englische Autorin und Künstlerin. Die Nichte der Schriftstellerin Virginia Woolf entstammt dem Kreis der Bloomsbury Group.
Leben und Werk
Angelica Vanessa Garnett ist die Tochter der Malerin Vanessa Bell (geborene Stephen), der Schwester der Schriftstellerin Virginia Woolf und Clive Bell. Ihr biologischer Vater ist jedoch der homosexuelle Maler Duncan Grant, mit dem ihre Mutter eine Liebesbeziehung hatte. Clive Bell zeigte jedoch Verständnis und erlaubte bereitwillig, dass Angelica seinen Namen tragen und ihn als Vater betrachten solle, damit sie nicht von seiner konservativen Familie enterbt würde. Über ihre wahre Abstammung erfuhr Angelica erst im Alter vom siebzehn Jahren, obwohl sie zusammen mit Grant und ihrer Mutter auf dem Charleston Farmhouse lebte, wo sie auch aufgewachsen war. Als kleines Kind war Angelica kränklich und wuchs ohne direkte Bezugsperson auf, genoss allerdings die ungeteilte Bewunderung ihres ausschließlich aus Erwachsenen bestehenden „Elternhauses“: so hatte sie mit Roger Fry, der ebenfalls ein Liebhaber ihrer Mutter war, einen großväterlichen Freund und zwei wesentlich ältere Halbbrüder: den Poeten Julian Bell, der 1937 im spanischen Bürgerkrieg fiel und den späteren Kunsthistoriker Quentin Bell (1910–1996).
Angelica besuchte ab 1929 die Longford Grove School in Essex, befasste sich bevorzugt mit Kunst, Literatur und Geschichte und unternahm Reisen nach Paris und Rom. Trotz Widerspruchs der Eltern heiratete sie 1942 den Schriftsteller David Garnett, der zuvor wiederum eine Beziehung mit ihrem Vater Duncan Grant hatte. Aus der Ehe gingen vier Töchter hervor: die Schauspielerin Amaryllis Virginia (1943–1973), die Schriftstellerin Henrietta Catherine Vanessa (* 1945) und die 1946 geborenen Zwillinge Nerissa Stephen († 2004), eine Malerin, Fotografin und Keramikerin; und die Tochter Frances, genannt „Fanny“. Die Ehe mit Garnett zerfiel schließlich und wurde 1961 geschieden; im gleichen Jahr verstarb die Mutter Vanessa und Angelica verbrachte viel Zeit mit ihrem Vater Duncan in Charleston. Als Duncan 1978 starb, übernahm Angelica den Charleston Trust, verwaltete das Familienarchiv und machte das Anwesen der Öffentlichkeit als Museum zugängig.
Das Hauptwerk von Angelica Garnett sind die 1984 erschienenen Memoiren Deceived with Kindness (deutscher Titel „Freundliche Täuschungen“), die sich mit ihrer orientierungslosen, manchmal belastenden Kindheit in einem von offenen Beziehungen bestimmten, promisken Elternhaus auseinandersetzen. Ihre etwas bittere Betrachtung der populären Künstler Bell, Grant und Woolf sowie der Bloomsbury Group im Allgemeinen, wurde von der Öffentlichkeit kontrovers aufgenommen.
Veröffentlichungen
- Deceived with Kindness; bei Random House UK, Neuauflage 1995, ISBN 0-7126-6266-9
- Freundliche Täuschungen; deutsche Übersetzung bei Fischer Taschenbücher, Frankfurt 1993, ISBN 3-596-11428-4
Weblinks
- Literatur von und über Angelica Garnett im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- The Papers of Angelica Garnett (nee Bell); bei Janus, Archiv Universität Cambridge (englisch)
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