- Kraftwerk Castrop-Rauxel
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Das Kraftwerk Rauxel ist ein ehemaliges Steinkohlekraftwerk in Castrop-Rauxel. Es liegt direkt an der Bundesstraße 235 und wurde im Zeitraum von 2006 bis 2008 Rückgebaut. Auf der Fläche soll Wohnbebauung entstehen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Zu Spitzenzeiten hatte das Kraftwerk mit seinen zwei Blöcken eine Leistung von 295 MW. Ausgangspunkt für den Bau des Kraftwerks war der wachsende Strombedarf der Klöckner-Zechen im Ruhrgebiet. Am 30. September 1958 gab der Block 1 den ersten Strom an das VEW-Netz ab. Mit einer Blockgröße von 120 MW war es das bis dahin größte Blockkraftwerk auf Steinkohlebasis in Deutschland. Der Kessel bestand aus einem Benson-Schmelzkammer-Doppelkessel mit zwei gleichen Halblasteinheiten. Der erzeugte Dampf besaß beim Eintritt in die Turbine einen Druck von 180 atü und eine Temperatur von 527 °C.
Der weiter wachsende Strombedarf führte zur Planung eines zweiten Blocks. Die Ausmaße des Block 2 mit zugehörigem Kamin waren technische Rekordmarken. So war der 87 m hohe Naturzug-Kühlturm mit einer Wandstärke von nur 14 cm einer der größten der Welt. Der in nur 55 Tagen errichtete 230 m hohe Schornstein wurde von der Presse "Deutschlands höchster Raucher" getauft. Der Kessel für den 175 MW Block 2 war ebenfalls ein Benson-Schmelzkammer-Doppelkessel mit Zwischenüberhitzung und mit zwei Zyklonbrennkammern ausgestattet, die wiederum die damals weltweit größten waren. Seine Frischdampfparameter waren 535 °C bei 186 bar. Die Betriebszeit begann für Block 2 am 6. September 1967.[1]
Mit Datum vom 19. Juni 1984 hatte VKR gemäß § 20 der 13. BImSchV für den Block 1 eine Restnutzung von 10.000 Stunden und für den Block 2 eine von 30.000 Stunden erklärt. Da das Kraftwerk über den o.g. Zeitraum hinaus betrieben werden sollte, wurde die Genehmigung zum uneingeschränkten Weiterbetrieb der Feuerungsanlagen des Kraftwerks sowie die Genehmigung zur Errichtung und zum Betrieb der Abgasreinigungsanlagen beantragt.Der Block 2 wurde schließlich 1993/1994 mit einer Rauchgasentstickungsanlage (Denox-Anlage) und einer Rauchgasentschwefelungsanlage (REA) nachgerüstet.
Mit Auslaufen eines Stromabnahmevertrags musste Block 1 stillgelegt werden. Seine Betriebszeit endete am 27. April 1990 mit 167.366 Betriebsstunden und einer Gesamterzeugung von 9.443.148 MWh. Block 2 ging am 15. Juni 2001 nach 190.532 Betriebsstunden und 21.614.159 MWh endgültig vom Netz.
Die Firma Klöckner verkaufte das Kraftwerk Rauxel am 1. Oktober 1982 an die VEBA Kraftwerke Ruhr AG, die ab September 1998 der PreussenElektra gehörte und am 16. Juni 2001 in der heutigen E.ON AG aufging. Das Kraftwerk wurde der Kraftwerksgruppe West 2 zugeordnet und am 15 Juni 2001 abgeschaltet. In den letzten Betriebsjahren wurde das Kraftwerk vom benachbarten Kraftwerk Knepper in Dortmund mitverwaltet und in Personalunion betrieben.
Obwohl das Kraftwerk nach heutigem Standard eines der kleineren Steinkohlekraftwerke war, so war es dennoch eines der Pionierkraftwerke.
Nachdem der Kühlturm bereits am 5. November 2006 gesprengt wurde, erfolgte die Sprengung des 1966 errichteten Schornsteins am Morgen des 6. April 2008.[2]
Technische Daten
Betreiber:
- 1958 - 1981 Klöckner
- 1982 - 1998 VEBA Kraftwerke Ruhr (VKR)
- ab 1998 erst PreussenElektra, dann E.on
Abschrift der Technischen Daten aus einer Kurzbeschreibung der VKR des Kraftwerks Rauxel vom 30. Juni 1986. Das Schreiben war eine Anlage zum Antrag auf einen uneingeschränkten Weiterbetrieb und Nachrüstung gemäß 13. BImSchV:
Block 1 Block 2
- Bekohlungsanlage Eisenbahnentladung über Tiefbunker
Kohlenlagerplatz mit Absetzer und Kratzer
- Feuerungsanlage
Bauart Zyklonfeuerung mit direkter Einblasung und flüssigem Ascheabzug Feuerungswärmeleistung 2 x 159,5 MW 455 MW Brennstoff Steinkohle Steinkohle * Einsatz 2 x 29,4 t/h 83,86 t/h * unterer Heizwert 19,53 MJ/kg 19,53 MJ/kg
- DENOX-Anlage (für Block 1 nur geplant)
Bauart Selektive katalytische Reduktion Reduktionsmittel Ammoniak Anzahl der DENOX-Anlagen 2 1
- Elektroentstauber
Bauart Elektro-Horizontalfilter Anzahl der Entstauber 2 2 Rohgasstaubgehalt 19000 mg/m³ 7000 mg/m³ Reingasstaubgehalt < 375 mg/m³ < 125 mg/m³
- Rauchgasentschwefelungsanlage ( für Block eins nur geplant )
Bauart Naßwäscher mit Endprodukt Gips Anzahl der Wäscher 2 1 Schwefeldioxid - Rohgaskonzentration 4835 mg/m³ - Reingaskonzentration < 400 mg/m³ Reingasstaubgehalt < 50 mg/m³
- Dampferzeuger
Bauart 3-Zug-Benson- 2-Zug-Benson- Kessel mit Kessel mit Zwischenüberh. Zwischenüberh. Anzahl der Dampferzeuger 2 1 höchste Dampfdauerleistung 2 x 200 t/h 558 t/h Genehmigungsdruck 206 bar 206 bar Heißdampftemperatur 527 °C 535 °C
- Turbinenanlage
Bauart 3-gehäusige Axial-Kondensations- turbine, ND-Teil doppelflutig Leistung 120 MW 175 MW
- Fernheizwärmetauscher
Bauart Dampfbeheizte Oberflächenwärme- tauscher Leistung insgesamt 40 MW
- Kondensatoranlage
Bauart Oberflächenkondensator Kühlwassermenge 13700 m³/h 16000 m³/h
- Kühlturmanlage
Bauart Ventilator- Gegenstrom-Naturzug- Kühlturm kühlturm Anzahl der Kühltürme 2 1 Kühlwasserdurchsatz 2 x 7150 m³/h 19000 m³/h
- Generator
Scheinleistung 160 MVA 233 MVA Wirkleistung 120 MW 175 MW
Daten Kühlturm:Hyperbolische Schlotschale aus Stahlbeton mit oberem und unterem Ringanker Die Kühlturmschale steht in + 8,55 Meter Höhe auf 48 Stahlbetonstützen. Jeweils 2 Stützen bilden ein V-förmig angeordnetes Stützenpaar. Höhe: ca. 86 Meter (ab GOK) Durchmesser: größter Durchmesser 63,60 Meter - geringster Durchmesser 38,78 Meter Gewicht: ca. 4.800 Tonnen
Galerie
Literatur
- Tilo Cramm: Bergbau ist nicht eines Mannes Sache. , ISBN 3-88474-928-5.
Einzelnachweise
Weblinks
- Dokumentation des kompletten Abbruches von 2006 - 2008
- Video von der Sprengung des Kühlturms
- Video von der Sprengung des 230m hohen Schornsteins
- Eigentümer des Kraftwerks
51.5804166666677.3137222222222Koordinaten: 51° 34′ 50″ N, 7° 18′ 49″ OKategorien:- Ehemaliges Kohlekraftwerk in Nordrhein-Westfalen
- Castrop-Rauxel
- Bauwerk im Kreis Recklinghausen
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