- Kranker Mann von Europa
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Als Kranker Mann am Bosporus oder Kranker Mann von Europa wurde im 19. Jahrhundert das geschwächte Osmanische Reich, aus dem später die Türkei hervorgehen sollte, von vielen Medien der damaligen Zeit persifliert.
Im 19. Jahrhundert wurde das vormals mächtige Osmanische Reich durch Aufstände in den besetzten Gebieten geschwächt und wurde immer mehr zum Spielball der europäischen Mächte. In Ägypten riss der Vizekönig Muhammad Ali Pascha allmählich die Macht an sich. 1804 erhoben sich die Serben und erhielten bis 1830 eine weitgehende Autonomie. Auch die Phanariotenherrschaft in den Donaufürstentümern fand 1826 ihr Ende. In den 1820er Jahren gewann die von einigen Europäern unterstützte Unabhängigkeitsbewegung in Griechenland an Dynamik. Der russische Zar Nikolaus I. prägte den Spruch vom Kranken Mann erstmals 1852 in einem Gespräch mit dem britischen Botschafter.
Helmuth Karl Bernhard von Moltke, der sich von 1836 bis 1839 als Instrukteur der türkischen Truppen im Osmanischen Reich aufhielt, formulierte:
„Es ist lange die Aufgabe der abendländischen Heere gewesen, der osmanischen Macht Schranken zu setzen. Heute scheint es die Sorge der europäischen Politik zu sein, ihr das Dasein zu fristen.“
– German Werth: Der Krimkrieg
Die Orientalische Frage über den Fortbestand des Reiches wurde ein Dauerthema der Diplomatie. Russland sah darin eine Chance, seinen Machteinfluss in Europa stärker geltend zu machen. Österreich sowie England und Frankreich sahen die Gefahr der russischen Expansion, zum Beispiel im Krimkrieg, und tendierten daher eher dazu, ein schwaches Osmanisches Reich aufrechtzuerhalten. In der Orientalischen Frage über Sein oder Nichtsein des Reiches waren sie der Meinung, das Osmanische Reich, das in jener Zeit noch immer eine gewaltige Ausdehnung besaß, müsse erhalten bleiben.
Literatur
- German Werth: Der Krimkrieg, Frankfurt/M 1989, ISBN 3-548-34949-8.
- Nicolae Jorga: Geschichte des Osmanischen Reiches, Gotha 1913, ISBN 3-8218-5026-4
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