Kreis Gerdauen

Kreis Gerdauen

Der Landkreis Gerdauen ist ein ehemaliger Landkreis in Ostpreußen, der als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945 bestand. Er umfasste am 1. Januar 1945 die beiden Städte Gerdauen und Nordenburg sowie 69 weitere Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern.

Inhaltsverzeichnis

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Februar 1818 der Kreis Gerdauen im Regierungsbezirk Königsberg in der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen). Dieser umfasste die Kirchspiele Assaunen, Barthen, Drengfurth, Gerdauen, Karpowen, Laggarben, Löwenstein, Molteinen, Momehnen, Muldszen, Nordenburg und Wolfsdorf. Das Landratsamt war in Gerdauen.

Bereits am 1. April 1819 erfolgten folgende Änderungen von Kreisgrenzen:

  • Eingliederung der Kirchspiele Barten, Drengfurth und Groß Wolfsdorf aus dem Kreis Gerdauen in den Kreis Rastenburg,
  • Eingliederung der Kirchspiele Friedenberg und Groß Schönau aus dem Kreis Friedland in den Kreis Gerdauen.

Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg i. Pr.

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich/Großdeutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich. Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Gerdauen am 1. April 1878 Bestandteil Ostpreußens.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Gerdauen entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Gerdauen entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und wurde danach Teil der Sowjetunion. Die ansässige deutsche Bevölkerung wurde, sofern sie nicht bereits geflüchtet war, in der Folge vertrieben.

Kommunalverfassung

Der Landkreis Gerdauen gliederte sich in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Die bisherigen Stadtgemeinden führten jetzt die Bezeichnung Stadt.

Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.

Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Ortsnamen

1938 fanden im Kreis Gerdauen umfangreiche Änderungen von Ortsnamen statt. Das waren, da meist „nicht deutsch genug“, lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen, zum Beispiel:

  • Abelischken: Ilmenhorst,
  • Astrawischken: Astrau,
  • Barraginn: Georgenhain,
  • Groß Bajohren: Großblankenfelde,
  • Juganeusaß: Odertal (Ostpr.),
  • Klein Bajohren: Kleinblankenfelde,
  • Molthainen: Molteinen,
  • Muldszen: 1936: Muldschen, 1938: Mulden (Kreis Gerdauen),
  • Polleyken: Polleiken,
  • Raudischken: Raudingen,
  • Sawadden: Bruchort,
  • Wolla: Ebenau (Ostpr.).

Persönlichkeiten

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Gerdauen — Siedlung städtischen Typs Schelesnodoroschny/Gerdauen Железнодорожный Föderationskreis Nordwestrussland Oblast …   Deutsch Wikipedia

  • Gerdauen — Gerdauen, 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Königsberg; 151/2 QM., 32,000 Ew., treiben bes. Ackerbau u. Viehzucht; 2) Kreisstadt daselbst, an der Omet u. am See Banktin; zwei Schlösser, Tuchweberei, Gerberei; 2550 Ew …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Kreis Darkehmen — Der preußisch deutsche Kreis Darkehmen (1938 umbenannt in Kreis Angerapp, ab 1939 Landkreis Angerapp) in Ostpreußen bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945: die Stadt Angerapp (bis 1938 Darkehmen, dann kurzzeitig …   Deutsch Wikipedia

  • Kreis Elchniederung — Die Artikel Elchniederung und Landkreis Niederung überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Beteilige dich dazu an der Diskussion über diese Überschneidungen. Bitte entferne diesen… …   Deutsch Wikipedia

  • Kreis Sensburg — Der Landkreis Sensburg ist ein ehemaliger Landkreis in Ostpreußen und bestand als preußisch deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Geschichte 3 Verwaltungsgeschichte 3.1 Königreich Preußen …   Deutsch Wikipedia

  • Kreis Fischhausen — Der Landkreis Samland entstand am 1. April 1939 durch Zusammenlegung der seit 1818 bestehenden preußisch deutschen Vorläufer Kreis Fischhausen und Kreis Königsberg i. Pr.. Benannt wurde er nach der Halbinsel Samland. Der Landkreis Samland… …   Deutsch Wikipedia

  • Kreis Johannisburg — Der Landkreis Johannisburg ist ein ehemaliger Landkreis im südlichen Ostpreußen und bestand als preußisch deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Inhaltsverzeichnis 1 Überblick 2 Bevölkerung 3 Verwaltungsgeschichte 4… …   Deutsch Wikipedia

  • Kreis Oletzko — Der preußisch deutsche Kreis Oletzko (1933 umbenannt in Treuburg, ab 1939 Landkreis Treuburg) in Ostpreußen bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945: die Stadt Treuburg (bis 1928 Marggrabowa) sowie 99 weitere… …   Deutsch Wikipedia

  • Kreis Stallupönen — Der preußisch deutsche Kreis Stallupönen (1938 umbenannt in Kreis Ebenrode, ab 1939 Landkreis Ebenrode) in Ostpreußen bestand als preußisch deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945: die beiden Städte… …   Deutsch Wikipedia

  • Kreis Ortelsburg — Kreisgebiet um 1910 Lage in Ostpreußen Der Landkreis Ortelsburg war eine Gebietskörperschaft der preußischen Provinz Ostpreußen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”