- Kreis Johannisburg
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Der Landkreis Johannisburg ist ein ehemaliger Landkreis im südlichen Ostpreußen und bestand als preußisch-deutscher Landkreis in der Zeit zwischen 1818 und 1945.
Inhaltsverzeichnis
Überblick
Seine Gesamtfläche umfasste 1.684 km². Davon waren 33,1% mit Wald bedeckt, 11,4% Moore und mit 11,3% Gewässern. Nur 44,2% der Gesamtfläche konnten landwirtschaftlich genutzt werden.
Der Landkreis Johannisburg umfasste am 1. Januar 1945:
- die drei Städte Arys, Gehlenburg (Bis 1938: Bialla) und Johannisburg
- sowie 166 weitere Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern,
- und 3 Gutsbezirke (Forsten).
Bevölkerung
Die Volkszählung des Jahres 1837 ergab (bei damals insgesamt 33.081 Einwohnern) nach Muttersprache einen masurisch/polnischen Bevölkerungsanteil von 89% und einen deutschen Bevölkerungsanteil von 11%.
Die Volkszählung von 1890 ergab (bei insgesamt 48.747 Einwohnern) nach Muttersprache einen masurisch/polnischen Bevölkerungsanteil von 76% und einen deutschen Bevölkerungsanteil von 24%.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs stimmte die Bevölkerung 1920 über einen Verbleib des Kreises bei Ostpreußen oder den Anschluss an das wiedergegründete Polen ab. Von 38.964 stimmberechtigten Einwohnern stimmten 33.817 für Ostpreußen und lediglich 14 für Polen.
Der Kreis hatte bei der letzten deutschen Volkszählung (1939) 53.089 Einwohner, von denen nur 6.451 in der Stadt Johannisburg lebten. 58,5% der Bewohner waren in der Landwirtschaft tätig.
Verwaltungsgeschichte
Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Februar 1818 der Kreis Johannisburg im Regierungsbezirk Gumbinnen in der preußischen Provinz Preußen (nicht: Ostpreußen).
Dieser umfasste die Kirchspiele:
- Arys,
- Bialla,
- Eckersberg,
- Drygallen,
- Groß Rosinsko,
- Johannisburg,
- Kumilsko.
Das Landratsamt war in Johannisburg.
Am 6. April 1819 wurde die Insel Fort Lyck im Spirding-See in den Kreis Johannisburg eingegliedert.
Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis – nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen und Westpreußen – zur neuen Provinz Preußen mit dem Sitz in Königsberg.
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Am 21. Juli 1875 wurde die Landgemeinde Dietrichswalde aus dem Kreis Johannisburg in den Kreis Sensburg eíngegliedert.
Nach der Teilung der Provinz Preußen in die neuen Provinzen Ostpreußen und Westpreußen wurde der Kreis Johannisburg am 1. April 1878 ein Bestandteil Ostpreußens.
Zum 1. November 1905 trat der Kreis Johannisburg zum neugebildeten Regierungsbezirk Allenstein.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Johannisburg entsprechend der Entwicklung im übrigen Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
Zum 1. Januar 1939 führte der Kreis Johannisburg entsprechend der jetzt reichseinheitlichen Regelung die Bezeichnung Landkreis.
Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee erobert und anschließend unter polnische Verwaltung gestellt. Das Territorium des heutigen Powiat Piski entspricht ungefähr dem früheren Kreisgebiet.
Kommunalverfassung
Der Landkreis Johannisburg gliederte sich zunächst in Stadtgemeinden, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständigem Wegfall – in selbstständige Gutsbezirke.
Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle Gemeinden. Die bisherige Stadtgemeinden Arys, Gehlenburg (früher: Bialla) und Johannisburg führten jetzt die Bezeichnung Stadt.
Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 die im Deutschen Reich gültige Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst.
Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.
Ortsnamen
Am 16. Juli 1938 wurden im Rahmen der nationalsozialistischen Germanisierung von Ortsnamen auch im Landkreis Johannisburg umfangreiche Namensänderungen vorgenommen. Das waren sowohl lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen. Neben der Stadt Bialla, die in Gehlenburg umbenannt wurde, betraf es weitere 80 Gemeinden, zum Beispiel
- Belzonzen: Großdorf (Ostpr.),
- Drygallen: Drigelsdorf,
- Groß Rosinsko: Großrosen,
- Groß Vallenzinnen: Valenzinnen,
- Gutten E: Seegutten,
- Kallenzinnen: Dreifelde,
- Kumilsko: Morgen,
- Mykossen: Arenswalde,
- Rudczanny: Niedersee,
- Sdorren: Dorren,
- Snopken: Wartendorf,
- Symken: Simken,
- Turoscheln: Mittenheide,
- Wiersbinnen: Stollendorf.
Literatur
- Emil Johannes Guttzeit: Der Kreis Johannisburg. Ein ostpreußisches Heimatbuch. Würzburg 1964
Weblinks
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