- Kriegshysterie
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Unter Kriegshysterie versteht man im Allgemeinen durch Krieg hervorgerufene Angstzustände. Der Begriff Kriegshysterie stammt aus der Traumaforschung und der Kriegspsychiatrie und Militärpsychologie des Ersten Weltkriegs, die in ihrer Entwicklung nicht nur als somatische, sondern auch als soziale Krankheit beschrieben wird und die Mentalität einer ganzen Generation beeinflusst habe. Medizinisch werden als Kriegshysterie traumatische Neurosen wie shell shock und gas neurosis bezeichnet. Als hysterische Symptome werden extreme Angstzustände, Wahnvorstellungen und Fluchtzustände genannt. Sie sind verbunden mit Symptomen wie Bettnässen und Selbstzerstörungshandlungen. Mit der Kriegshysterie verbinden sich zahlreiche psychosomatischen Folgen wie Erbrechen und Durchfall. Behandelt wurde die Kriegshysterie mittels Suggestion, Hypnose, Elektroschocks, Deprivation, wochenlanger totaler Isolierung und Nahrungsentzug, tagelangen Dauerbädern, Scheinoperationen und der sogenannten „frontnahe Behandlung“, bei der die Betroffenen in „Bettnässer-Kompanien“ verbracht wurden und im Fronteinsatz einen „Durchhaltezwang“ (Kurt Schneider) aufbauen sollten.
Literatur
- George L. Mosse: Shell-Shok as a Social Disease. In: Journal of Contemporary History. Band 35, Nr. 1, 2000.
- Peter Riedesser: Militärpsychiatrie und -psychologie. In: R. Asanger, G. Wenninger (Hrsg.): Handwörterbuch der Psychologie. Beltz, Weinheim 1980.
- Wolfgang U. Eckart: Hilfe für verwundete Seelen – Der Beginn der Traumaforschung im Ersten Weltkrieg. In: SWR2 Aula. Redaktion: Ralf Caspary. Gesendet am 5. Dezember 2004. (Sendemanuskript)
- Peter Riedesser, Axel Verderber: Maschinengewehre hinter der Front. Zur Geschichte der deutschen Militärpsychiatrie. Fischer, Frankfurt am Main 1996.
- Esther Fischer Homberger: Die traumatische Neurose - Vom somatischen zum sozialen Leiden. Bern, Stuttgart, Wien 1975.
- Enzo Traverso: Angst, Gewalt und Tod. Kriegs- und Zerstörungsfantasien. In: jour fixe initiative berlin (Hrsg.): Gespenst Subjekt. Münster 2007.
Romane
- Ernst Weiß: Ich, der Augenzeuge. Frankfurt am Main 1982.
Weblinks
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