Kun-Tai-Ko

Kun-Tai-Ko
Kansetsu-waza (dt. „Technik der verbundenen Grenzen“): Logo von Kun-Tai-Ko

Kun-Tai-Ko (von chin. , kūn „das Empfangende“ und 大過, dàguò „des Großen Übergewicht“, siehe 64 Hexagramme)[1] ist eine Kampfsportart und bedeutet sinngemäß übersetzt "kleiner, mächtiger Körper". Der Grundgedanke des Kun-Tai-Ko besteht darin mit einem kleinen Körper mächtiges zu leisten und auch mit schwacher Hand im Notfall kräftig zupacken zu können.

Die Grundlagen des Kun-Tai-Ko wurden um 1958 von dem 1990 verstorbenen Großmeister Lucien Victor Ott (10. Dan Kun-Tai-Ko, 7. Dan Karate und Jiu Jitsu, 1. Dan Judo) in Zusammenarbeit mit seinem Meister Murakamii entwickelt, in denen sich ausgewählte Bestandteile des Karate, Jiu Jitsu, Thaiboxen, Judo und einigen anderen Kampfkünsten vereinen. Nach der Entwicklung des Kun-Tai-Ko erprobte er seine Techniken bei der Ausbildung verschiedener Sicherheitsdienste weltweit (CIA, IBA, königliche belgische Leibgarde, diverse Polizei- und Militäreinheiten).

Inhaltsverzeichnis

Kleidung und Ausrüstung

In der Regel wird ein gewöhnlicher Karate-Gi getragen, je nach Belieben des Lehrers meist in schwarzer oder weißer Farbe. Weitere Ausrüstung ist grundsätzlich nicht erforderlich, wobei für das Training im Bereich Selbstverteidigung oftmals Stöcke, Ketten, sowie Messer- und Schusswaffenimitate, etc. eingesetzt werden.

Graduierung

Als Anfänger erhält man den weißen Gürtel. Nach dem Studieren der Techniken für den nächsthöheren Rang erhält man jeweils die Möglichkeit, bei einer Prüfung (in manchen Dojos bei einem Graduierungsseminar) einen Rang aufzusteigen. Die Schülergrade werden als Kyu bezeichnet und sind wie folgt eingeteilt:

Anfänger
(weiß)
5. Kyu
(gelb)
4. Kyu
(orange)
3. Kyu
(grün)
2. Kyu
(blau)
1. Kyu
(braun)

Anschließend folgen die Meistergrade, welche als Dan bezeichnet werden. Siehe hierzu: Dan

Die Teilbereiche

Kun-Tai-Ko kann in mehrere Teilbereiche eingeteilt werden die abwechselnd geschult werden. Die Schwerpunkte bilden:

Grundschule (Kihon)

Kihon stellt die Budo-Grundschule dar. Dort ist es nötig, sich mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen, damit Schwierigkeiten bei der Technikausführung erkannt werden können. Im Kun-Tai-Ko beschäftigt sich die Kihon primär mit der Bewegungslehre sowie mit diversen Trainingsheiten im Bereich der Präzision und der Kraft.

Wichtige Grundlagen der Kun-Tai-Ko Kihon sind unter anderem:

  • Dachi (Stellungen)
  • Tsuki (Stoßtechniken)
  • Barai (Blocktechniken)
  • Uchi (Schlagtechniken)
  • Empi-Uchi (Ellbogenschläge)
  • Uke (Verteidigung)
  • Geri (Beintechniken)

Fallschule

Das Fallen erfreut sich bei den Anfängern keiner großen Beliebtheit, denn es erfordert Selbstüberwindung. Das Prinzip aller Fallübungen ist, den Sturz für den menschlichen Körper erträglicher zu machen, indem die Wucht des Falles auf den ganzen Körper verteilt wird. Wenn ein Körper zu Boden fällt, dann wirkt entlang seines Fallweges die Schwerkraft. Die Wucht des Falles im Verhältnis zur Aufschlagfläche ergibt die Stärke der Körperdeformation. Je kleiner die Fläche, desto größer die Deformation. Mehr dazu: Fallschule

Kata

Kata ist die stilisierte Form eines Kampfes gegen mehrere imaginäre Gegner und in allen Formen traditioneller asiatischer Kampfkünste vorzufinden. Durch die Kata wird die Beherrschung der Techniken sowie die innere Haltung geschult. Die wichtigsten Punkte der Kata sind:

One-Step (Ippon Kumite)

One-Step (Ippon Kumite) sind Partnerübungen, bei denen der Partner mit nur einer Technik angreift und eine festgelegte Kontertechnik angewandt werden muss (Angriff und Gegenangriff).

Folgende Punkte müssen bei der Ausführung der Technik beachtet werden:

  • saubere Ausführung
  • kraftvolle Ausführung
  • präzises Treffen
  • Kampfschrei (Kiai)

Selbstverteidigung

In dem Bereich der Selbstverteidigung werden verschiedene Verteidigungstechniken gelehrt. Diese dienen zur Abwehr verschiedenster Attacken wie beispielsweise würgen, klammern, treten, schlagen und festhalten, aber auch zur Verteidigung gegen Angriffe mit Stock, Flasche, Messer, Kette und Schusswaffen.

Im Gegensatz zu den anderen Bereichen des Kun-Tai-Ko, in denen die Techniken in der Regel exakt nach Schema ausgeführt werden müssen, verfügt der Sensei in der Selbstverteidigung über die Möglichkeit, die Techniken beliebig anzupassen, zu ändern oder auch ein eigenes Selbstverteidigungsprogramm zu benutzen.

Bruchtest (Tameshiwari)

Der Bruchtest ist im Kun-Tai-Ko das Zerschlagen von Brettern mit der Hand, dem Ellbogen oder dem Fuß. Prüfungsrelevant ist es ab der Prüfung zum 4. Kyu. Dort muss ein Tameshiwari mit einem Teihsho-Tsuki (Handinnenflächenschlag von der Hüfte), einem Shuto-Uchi (Handkantenschlag von innen oder außen), einem Mae-Geri (Fußtritt nach vorne, mit dem Fußballen treffend) oder einem Yoko-Geri (Fußtritt zur Seite, mit der Fußaußenkante treffend) auf ein zwei bis drei Zentimeter dickes Holzbrett durchgeführt werden.

Bei der Prüfung zum 1. Dan muss ein sechs cm dickes Holzbrett durchgeschlagen werden sowie drei schmälere Bretter in einer Kombination.

Kuatsu (Kappo)

Die Kunst des Kuatsu ist mehrere Jahrhunderte alt und beruht auf Reizung des peripheren Nervensystems durch rasante Schläge und Stöße. Die fehlenden natürlichen Reize werden dadurch durch künstliche Reize ersetzt. Kuatsu lässt sich zum Beispiel bei Nasenbluten, Atemnot, Schläge in den Genitalbereich, Kopfschmerzen, u. ä. anwenden.

Freikampf (Kumite)

Das Kumite ist eine Wettkampfform und stellt den Kampf zweier Gegner ohne vorherige Absprache der Techniken dar. Im Kun-Tai-Ko wird der Freikampf oftmals auch in Form des Kickboxens ausgetragen, weshalb viele Kun-Tai-Ko-Schulen auch Kickboxen in ihrem Basisprogramm anbieten. Prüfungsrelevant ist das Kumite ab der Prüfung zum 4. Kyu, in welchem ein dreiminütiger Kampf gegen einen 4. Kyu stattfinden muss.

Einzelnachweise

  1. Kun-Tai-Ko International Association of Budo: Übersetzung

Weblinks


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