Aniara

Aniara

Aniara. Eine Revue von Menschen in Zeit und Raum (schwedisch Aniara. En revy om människan i tid och rum) ist ein Versepos des schwedischen Schriftstellers Harry Martinson, bestehend aus 103 Gesängen. Martinson wurde 1974 hauptsächlich für dieses Werk mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet (zusammen mit Eyvind Johnson).

Aniara erschien auf schwedisch im Jahr 1956 (deutsche Erstausgabe: 1961). Das Buch ist geprägt von Martinsons Interesse für die Naturwissenschaft, wird aber meist als eine metaphorische, existentialistische Betrachtung des individuellen Menschen und des menschlichen Schicksals gelesen. Martinson verwendet in Aniara eine Vielzahl suggestiver sprachlicher Neuschöpfungen, welche einerseits an Wissenschaft und Technik anknüpfen, andererseits auch eine einzigartige poetische Schöpfung darstellen.

Handlung

Die Geschichte spielt an Bord des Raumschiffes (auf Schwedisch „goldonder“ genannt) Aniara, eines riesigen Raumtransporters, welcher auf jeder Reise routinemäßig 8000 Emigranten von der Erde zum Mars transportiert, weil die Erde (Doris) unter Umweltverschmutzung und Krieg leidet. Auf einer dieser Reisen muss Aniara einem unbekannten Asteroid ausweichen, gerät außer Kurs, landet in einem Meteoritenschauer und verliert die Manövrierfähigkeit. Ansonsten bleibt das Schiff jedoch unbeschädigt und rast auf verändertem Kurs mit unverminderter Geschwindigkeit hinaus aus dem Sonnensystem. Der Rest der Erzählung schildert, wie die Besatzung und die Passagiere mit der Situation umgehen, als sie erfahren, dass keine Rettung mehr möglich ist. Was bleibt, ist ein Leben an Bord der Aniara in alle Ewigkeit oder zumindest, bis alle Vorräte aufgebraucht sind. Ein oft zitiertes Bild von Aniaras Situation ist der Vergleich des Raumschiffes mit einer kleinen Luftblase im Glas von Gottes Geist. Die aus menschlicher Perspektive hohe Geschwindigkeit des Raumschiffes kontrastiert effektvoll mit dessen annäherndem Stillstand in Bezug auf die unendliche Raumzeit. In Aniara wird beschrieben, wie die Menschen Trost in Religion, Sex und Philosophie suchen. Anfangs gehört hierzu auch Mima, eine Art allwissender Computer, der Gedankenfragmente im Weltraum einfängt und sie als Bilder zeigt, die als Unterhaltung für die Menschen an Bord dienen. Chefone, der Befehlshaber des Raumschiffes, versucht zu verschweigen, wie schlimm die Lage ist, wird aber von Mimas Betreuer ("mimaroben" genannt) und später von immer mehr Menschen durchschaut.

Personen

  • Mimaroben, der Ich-Erzähler
  • Mima, eine denkende Maschine, welche das Gedächtnis der Menschheit speichert
  • Daisi Doody, eine Tänzerin
  • Chefone, der Befehlshaber des Raumschiffes
  • Isagel, eine Pilotin
  • Die blinde Poetin von Rind

Erzähltechnik

Der Erzähler von Aniara ist Mimaroben. Die meisten Gesänge handeln vom Leben an Bord des Schiffes, aber viele Gedichte erzählen von den Erinnerungen einzelner Menschen, Liebesgeschichten, Naturbeschreibungen von der Erde und anderes mehr. Der Text ist in Reimen und in unterschiedlichen Versmaßen geschrieben. Teilweise ist der Stil kurz und präzis, ähnlich einem Telegramm. Einige Gedichte sind Nonsensverse im Slang von Dorisburg (der Erde). Im Werk stellt sich Martinson die Frage, weshalb der Mensch eine Tendenz dazu hat, seine enormen Kenntnisse und seine Intelligenz für das Böse zu verwenden oder zumindest dafür, was schädlich für die Umwelt und uns selbst ist. In Übereinstimmung mit dem Untertitel wird die Erzählung meist als eine Schilderung der menschlichen Suche nach Sinn im Leben auf der Reise zum unausweichlichen Tod interpretiert. Martinsons Versepos bildet den Grund für Karl-Birger Blomdahls und Erik Lindegrens Oper Aniara.


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