Kurzform

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Begriff

Ein Kurzwort ist ein Wort, das an Stelle eines längeren Gesamtwortes oder eines Syntagmas Einzug in den Sprachgebrauch gehalten hat, meist aber ohne das Gesamtwort vollständig zu ersetzen. Der Begriff Kurzwort wird im Allgemeinen als Oberbegriff für alle Formen von Wortkürzungen mit Ausnahme von Siglen (z. B. „&“, „§“) und rein orthographischen Kürzungen (Wortkürzungen wie „etc.“, „ca.“) verwendet. Kurzwörter lassen sich nach verschiedenen Kriterien unterscheiden in folgende

Typen von Kurzwörtern

  • danach, welcher Teil des ursprünglichen Wortes erhalten bleibt:
  1. Kopfwort: „Lok“ für Lokomotive; „Auto“ für Automobil, aber nicht für Autokrat oder ähnliche; „Kilo“ für Kilogramm, aber nicht für Kilometer oder ähnliche. Sehr oft besteht das Kurzwort wie in diesen Fällen aus den ersten ein oder zwei Silben des Ursprungswortes. Es gibt aber auch:
  2. Endwort: „Bus“ für Omnibus
  3. Klammerwort: „Kirschblüte“ für Kirschbaumblüte
  4. Rumpfwort: „Lisa“ statt „Elisabeth“ (Name)
  • danach, ob nur Anfangsbuchstaben oder -silben zur Kürzung verwendet werden:
  1. Akronyme wie „AT“, „CDU“, „LKW“, „PKW“, „SPD“, „UNO“ bzw.
  2. Silbenkurzwörter wie „Kripo“, „Schupo“ (Schutzpolizist)
  • danach, ob nur ein Teil des Ausgangswortes gekürzt wurde:
partielles Kurzwort: „Pauschbetrag“, „S-Bahn“, „U-Boot“, „ABC-Waffe“, „D-Zug“, „G-Punkt“, „TV-Star“, „U-Bahn“, „U-Haft“, „Ü-Ei“, „V-Mann“. (Diese Beispiele sind von formikonischen Wörtern zu unterscheiden.)

Die Fachliteratur unterscheidet diese Typen noch weiter (vgl. Kobler-Trill 1994). Eine dynamische, am Sprachgebrauch orientierte Prototypologie, die ein Kontinuumsverhältnis von prototypischen und unprototypischen Belegen für spezifische Wirklichkeitsausschnitte postuliert, schlägt Michel (2006) vor.

Funktion

Kurzwörter dienen dem menschlichen Streben nach Ökonomie, d. h. der Verminderung des Sprech- oder Schreibaufwandes. Sie haben aber auch noch weitere Funktionen: Sie dienen als Signal für soziale Dazugehörigkeit derer, die sich der Kurzwörter bedienen; sie erlauben z. T. Wortbildungen (Ableitungen), die mit den längeren Gesamtwörtern nicht möglich sind wie etwa „CDUler“. Durch Wechsel zwischen den längeren Ausgangswörtern (Vollwörtern) und den Kurzwörtern ermöglichen sie Ausdrucksvariationen im Text. Bisweilen werden Kurzwörter auch als Euphemismen verwendet, so etwa „GV“ für „Geschlechtsverkehr“.

Literatur

  • Karl-Heinz Best: Kürzungstendenzen im Deutschen aus der Sicht der Quantitativen Linguistik. In: Jochen A. Bär, Thorsten Roelcke & Anja Steinhauer (Hrsg.): Sprachliche Kürze. Konzeptuelle, strukturelle und pragmatische Aspekte. de Gruyter, Berlin/ New York 2007, S. S. 45-62. ISBN 978-3-11-017542-4. Der Beitrag modelliert unter anderem die Entwicklung der Verwendung von Kurzwörtern in der deutschen Presse im 20. Jahrhundert als einen Prozess, der nach dem Piotrowski-Gesetz verläuft.
  • Dorothea Kobler-Trill: Das Kurzwort im Deutschen. Eine Untersuchung zu Definition, Typologie und Entwicklung. Niemeyer, Tübingen 1994. ISBN 3-484-31149-5
  • Sascha Michel: Kurzwortgebrauch. Plädoyer für eine pragmatische Definition und Prototypologie von Kurzwörtern. In: Germanistische Mitteilungen 64/2006, S. 69-83.
  • Anja Steinhauer: Sprachökonomie durch Kurzwörter. Bildung und Verwendung in der Fachkommunikation. Narr, Tübingen 2000. ISBN 3-8233-5361-6

Siehe auch


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