Anisometropie

Anisometropie
Klassifikation nach ICD-10
H52.3 Anisometropie und Aniseikonie
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Unterscheiden sich das rechte und das linke Auge in der Art oder dem Ausmaß bestimmter optischer Fehlsichtigkeiten (Ametropie), so nennt man dies eine Anisometropie. Die Unterschiede können sehr vielfältig sein. So ist es zum Beispiel möglich, dass ein Auge kurzsichtig ist und das andere weitsichtig. Es kommt auch vor, dass ein Auge nur sehr gering weitsichtig ist, während das andere eine sehr starke Weitsichtigkeit besitzt. Für Kurzsichtigkeit und Stabsichtigkeit kann dies ebenso gelten. Das Ausmaß dieser Fehlsichtigkeiten wird in der Einheit Dioptrie angegeben. Eine Anisometropie bis zu einem Ausmaß von 0,5 Dioptrien liegt noch im Normbereich, darüber hinaus gilt sie als krankhaft.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Unterschieden wird zwischen der Brechwertanisometropie und der Längenanisometropie. Brechwertdifferenzen der Hornhaut und der Augenlinse sind die Ursache für die Brechwertanisometropie und somit auch der Fehlsichtigkeit. Die Längenanisometropie wiederum entsteht durch unterschiedliche Baulängen der beiden Augäpfel (Myopie und Hyperopie).

Korrektur und Therapie

Bei der Korrektur einer Anisometropie mittels Brillengläsern entstehen – stärker als bei der Verwendung von Kontaktlinsen – Netzhautabbildungen von unterschiedlicher Größe (Aniseikonie). Ab einer Brechwertdifferenz von drei Dioptrien können dadurch teils massive Störungen des Binokularsehens auftreten. Die Brillenkorrekturen, die durch die stark voneinander abweichenden Brechwerte der Augen notwendig werden können, führen zudem zu einem kosmetisch auffallenden Aussehen der Augenpartien und wegen des unterschiedlichen Gewichts zu einer einseitigen Druckbelastung. Darüber hinaus können prismatische Nebenwirkungen auftreten, die in Abhängigkeit vom aktuellen Durchblickspunkt der Brille zu einer Heterophorie unterschiedlichen Ausmaßes führen (Anisophorie).

Ab einem bestimmten Ausmaß einer Anisometropie bieten sich Brillengläser deshalb nicht mehr als geeignete Korrekturen an, sondern sollten z. B. durch Kontaktlinsen oder einen refraktiven Eingriff ersetzt werden, so dies die organische, anatomische und funktionelle Situation zulässt.

Refraktionsamblyopie

Im Kindesalter, also zu einer Zeit, in der sich das Sehen noch entwickelt, können Anisometropien ab einem bestimmten Ausmaß zu einer funktionalen Schwachsichtigkeit, einer so genannten Refraktionsamblyopie (Synonym: amblyopia ex anisometropia) auf dem höher fehlsichtigen Auge führen. Eine korrekte Behandlung erfordert in diesen Fällen eine geeignete Brillenkorrektur, die in aller Regel durch eine konsequente Okklusionsbehandlung unterstützt werden muss. Nicht oder unzureichend behandelte Refraktionsamblyopien sind ab dem Eintritt in die Pubertät in aller Regel nicht mehr erfolgreich zu therapieren.

Monovision

Eine bestimmte Form der angeborenen oder durch eine Brillenglas- bzw. Kontaklinsenkorrektur oder Operation (z.B. Grauer Star-Operation) herbeigeführten Anisometropie ermöglicht dem einen Auge, Gegenstände in der Nähe, und dem anderen, solche in der Ferne jeweils ohne Brille scharf sehen zu können. Dieses Phänomen ist unabhängig von Akkommodation und somit bis ins hohe Alter gegeben und wird auch als Monovision bezeichnet. Durch diesen Zustand ist oft kein vollständiges stereoskopisches Sehen möglich und wird somit u.U. als unerwünscht angesehen.

Die angeborene Form dieser Anisometropie lag z.B. auch bei Johann Wolfgang von Goethe (und auch Konrad Adenauer) vor und wird deshalb auch als Goetheblick bezeichnet.

Literatur

  • Herbert Kaufmann: Strabismus. Unter Mitarbeit von W. de Decker u. a., Stuttgart: Enke, 1986, ISBN 3-432-95391-7
  • Axenfeld/Pau: Lehrbuch und Atlas der Augenheilkunde. Unter Mitarbeit von R. Sachsenweger u. a., Stuttgart: Gustav Fischer Verlag, 1980, ISBN 3-437-00255-4

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