- Königlich Bayerisches Reserve-Feldartillerie-Regiment Nr. 1
-
Das Königlich Bayerische Reserve-Feldartillerie-Regiment 1 war ein Verband der Divisionstruppen der 1. Königlich Bayerischen Reserve-Division. Es wurde im Zuge der Mobilmachung der Bayerischen Armee zum Ersten Weltkrieg am 2. August 1914 in Dienst gestellt und blieb bis zum Ende des Krieges (November 1918) bestehen.
Inhaltsverzeichnis
Regimentsgeschichte
Das Regiment wurde bis 2. August 1914 mobil gemacht. Sein erster Kommandeur war Oberst Maximilian Graf von Zech auf Neuhofen, der seinen Dienst vor dem Krieg als Stabschef beim 4. Feldartillerie-Regiment „König“ in Augsburg versah. Es war in 2 Abteilungen zu je 3 Batterien Feldkanonen sowie eine Mörser-Kompanie gegliedert.
1914
Zu Beginn des Krieges marschierte das Regiment im Rahmen der 1. Reserve-Division in zweiter Linie im Bereitstellungsraum bei Saargemünd auf. Bis 16. August 1914 rückte es ostwärts der Saar auf Höhe Mittersheim vor. Die 2. und 3. Batterie des Regiments wurden am 18. August mit dem II. und III. Bataillon des Reserve-Infanterie-Regiments 2 auf Zusammenarbeit angewiesen und unterstützte die Infanterie beim Gefecht bei Mitterheim. Das Feuer lag jedoch auch in den Reihen der eigenen Infanterie, da sie schon mit dem Feind verzahnt war und die Artilleriebeobachter das Feuer von vorn an den Feind herangeführt hatten.
Am 25. August 1914 war das Regiment beauftragt, den Aufmarsch der 1. Reserve-Infanterie-Brigade mach Ménarmont zu decken. Die II. Abteilung unter Major Pracher begleitete die Brigade, während die I. Abteilung unter Hauptmann Müller in Bereitschaft gehalten wurde. Die Geländeerkundung des Regimentskommandeurs und der Artillerieoffizierpatrouille ergab, dass die Franzosen 2 Batterien halb offen bei Grande Puselle und 3 bis 4 Batterien verdeckt im Waldstück Ménu Bois in Stellung gebracht hatten sowie etwa 2 Bataillone französische Infanterie bei Grande Puselle sich entfalteten und gegen Doncières vorgingen. Für das Regiment selbst konnten gedeckte Stellungen nur für 2 Batterien im Waldstück Bois de Colombouchaut erkundet werden. Da die 1. Reserve-Infanterie-Brigade sich bereits im Vormarsch auf Doncières befand, entschied Oberst Graf von Zech, alle seine Batterien schnellstens in Stellung zu bringen, damit die feindlichen Batterien nicht komplett gegen die eigene Infanterie wirksam werden konnten. Von der Abteilung Müller bezogen die 1. und 2. Batterie die beiden verdeckten Stellungen, die übrigen 4 Batterien wurden am späten Nachmittag in eine Mulde nordostwärts Ménarmont befohlen, protzten dort unverzüglich ab und eröffneten aus offener Stellung das Feuer auf die französischen Artillerie-Batterien. Das feindliche Feuer lag zu kurz, dagegen war das eigene gut im Ziel. 2 gegnerische Munitionswagen wurden vernichtet, die französischen Kanoniere der beiden halb offen eingesetzten Batterien flohen in die Wälder. Das Reserve-Infanterie-Regiment 2 konnte abends die Höhe 316 nordostwärts Doncières ohne große Verluste nehmen. Noch am selben Tag wurde das Regiment herausgelöst, um den Kampf des I. Reserve-Korps um Lunéville zu unterstützen.
Am 2. Oktober 1914 war die 1. Reserve-Division beauftragt, von Brebières über Gavrelle auf Arras vorzustoßen. Die I. Abteilung wurde hierzu der Vorhut, die II. Abteilung dem Gros der Division zugeordnet. Als das Regiment gegen Mittag Fresnes erreicht hatte, stieß französische Infanterie des XX. Armeekorps von Neuvireuil aus in entwickelter Formation in die rechte Flanke der Vorhut. Die II. Abteilung unter Major Reuß ging sofort zwischen Fresnes und dem Dorf Mauville-Fermes gedeckt in Stellung. Die 5. und 7. Kompanie des II. Bataillons Reserve-Infanterie-Regiments 2 sollte mit der 5. Reserve-Division Verbindung aufnehmen und ging auf Izel vor. Durch französische Jäger unter Feuer genommen, kamen die beiden Kompanien nicht weiter voran. Deshalb wurde eine Batterie der II. Abteilung nach Mauville-Ferme vorgezogen, um die französischen Jäger niederzuhalten. Nach den genauesten Vorgaben des Regimentskommandeurs Reserve-Infanterie-Regiment 2 schoss sich die Batterie von Feindseite an den Feind heran und nach einigen Schnellfeuerlagen waren die Jäger zerschlagen. Die 5. und 7. Kompanie konnten ihre Position bis zum Eintreffen der 5. Reserve-Division halten. Durch Aufklaren des Wetters konnte nun eine größere französische Kavallerie-Abteilung bei westlich Izel aufgeklärt werden, die sofort unter Feuer genommen und zerschlagen wurde. Darüber hinaus konnte eine gedeckte Stellung einer französischen Artilleriegruppe ausgemacht werden, die von der gesamten Abteilung Reuß ebenfalls unter genauester Anweisung des Reserve-Infanterie-Regiments-Kommandeurs beschossen und zerschlagen wurde. Inzwischen rückte etwa ein französisches Infanterie-Regiment von Neuvireuil auf Izel vor. Nach genauer Absprache zwischen dem Reserve-Infanterie-Regiment und dem Artillerieführer wurde das französische Regiment mit artilleristischem Feuer überfallen, als es gerade voll entfaltet war. Es wurde ebenfalls zerschlagen. Bis zum 6. Oktober kam das Regiment bis zum Höhenzug ostwärts St. Laurent. Am 26. Oktober 1914 gelang dem Reserve-Infanterie-Regiment 1 die Erstürmung von St. Laurent, das Angriffsziel Arras konnte jedoch nicht mehr erreicht werden. Das Regiment richtete sich nun für den Stellungskrieg ein.
1915
Während der Frühjahrsschlacht von La Bassée-Arras von 9. Mai bis 23. Juli 1915 unterstützte das Regiment die vorn eingesetzten Reserve-Infanterie-Regimenter gegen die erste französische Großoffensive nördlich Arras. Mit dem 17. Juni 1915 flauten die Kämpfe ab, die Front blieb bis zur Herbstschlacht von La Bassée - Arras verhältnismäßig ruhig. Die artilleristische Feuerkraft des Regiments wurde durch das II. Bataillon des Reserve-Fußartillerie-Regiment 2 verstärkt, das von der 8. Infanterie-Brigade abgegeben wurde. Das Regiment lag bei Bailleul in gut ausgebauten Stellungen und war für die zu erwartende Offensive der französischen 10. Armee besser vorbereitet als im Mai 1915. Es schoss bereits am 24. September 1915 in die Aufstellungsräume der französischen Kräfte, so dass sie schon vor dem Angriff erhebliche Verluste hinnehmen musste. Am 25. und 26. September brach der französische Angriff zwischen Ecurie und Roclincourt gegen die bayerischen Front los, wurde jedoch durch Feuerzusammenfassung meist schon vor den eigenen Linien abgewiesen. Ende September 1915 wurde das Regiment im Rahmen der 1. Reserve-Division aus der Front heraus- und durch die Division von Hartz abgelöst.
1916
Ende Juli 1916 wurde das Regiment nördlich der Somme zwischen Maurepas und Cléry im rückwärtigen Divisionsgebiet der 1. Reserve-Division eingesetzt. Nach 14 Tagen harter Kämpfe wurde das Regiment im Rahmen der 1. Reserve-Division als Reserve des I. Reserve-Korps eingesetzt, wobei es unter ständiger Bereitschaft blieb und oftmals zur Feuerunterstützung herangezogen wurde. Ende August 1916 wurde das Korps aus der Front gezogen, musste jedoch nochmal kehrt machen, um einen englischen Einbruch durch den Foureaux-Wald abzuriegeln, kam aber nicht mehr zum Einsatz. Danach wurde das Regiment wieder in den Bereich nördlich Bailleul verlegt.
1917
Am 26. Februar 1917 wurde Major Werner Freiherr von und zu Aufseß zum Regimentskommandeur ernannt. Am 9. April 1917 drückten die Engländer die die vorderen Linien der 1. Reserve-Division etwa 4 km nach Osten bis vor Bailleul , so dass das Regiment ebenfalls nach hinten verlegen musste. Auf Antrag des Kommandierenden Generals des I. Reserve-Korps General Ritter von Fasbender wurde am 13. April 1917 die 1. Reserve-Division nochmals weitere 4km zurück auf Linie Arleux - Oppy verlegt. Damit kam das Regiment außerhalb des einsehbaren Bereichs der feindlichen Artillerie. Im Oktober 1917 wurde das Regiment im Rahmen der 1. Reserve-Division ostwärts Hollebeke verlegt.
1918
Anfang des Jahres 1918 wurde das Regiment im Rahmen der 1. Reserve-Division ostwärts Neuve Chapelle verlegt und bereitete sich für die Georgs-Schlacht vor. Am 9. April 1918 unterstützte es den Angriff der Division. Trotz anfänglicher Erfolge kam die 1. Reserve-Division am 12. April 1918 nicht mehr vorwärts, wurde dann sogleich herausgezogen und in eine Stellung bei Lens verlegt. Ab September 1918 nahm das Regiment an den Rückzugskämpfen durch Flandern teil. Am 4. Oktober 1918 lag es hinter der Flandern-Stellung westlich Moorsele, wo das Regiments von den Briten überrannt und nahezu aufgerieben wurde. Die Reste wurden am 20. Oktober 1918 ostwärts Waereghem gegen den Feind geworfen. Am 30. Oktober 1918 lag das Regiment ostwärts der Schelde bei Gavere. Am 11. November 1918 lag es bei Diest, von wo es den Rückzug über Lüttich, Aachen und Düsseldorf in die Gegend nördlich Barmen antrat.
Quellen
Konrad Krafft von Dellmensingen, Friedrichfranz Feeser: Das Bayernbuch vom Weltkriege 1914–1918. Chr. Belser AG, Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1930
Siehe auch
Kategorie:- Regiment (Bayern)
Wikimedia Foundation.