Küchenarbeitsplatte

Küchenarbeitsplatte
Küchenarbeitsplatte aus einem Rhyolith
Warmgewalzte Küchenarbeitsplatte

Der Begriff Küchenarbeitsplatte bezeichnet die Arbeitsfläche in Küchen zur Essensvorbereitung. Diese Arbeitsplatten sind meist fest montiert und bilden den waagerechten Abschluss von Einbauküchen mit einer Breite von etwa 60 cm in einer Arbeitshöhe von etwa 85 cm. In diese Platten werden darunter befindliche Herde und Spülbecken eingepasst.

Die Materialauswahl wird neben den Farben durch Härte, Unempfindlichkeit (Kratzfestigkeit und Hitzebeständigkeit) und Pflegeleichtigkeit bestimmt.

Inhaltsverzeichnis

Laminat und MDF-Platten

Küchenarbeitsplatte aus beschichteten Laminat

Laminate und beschichtete MDF- oder Spanplatten sind als Küchenarbeitsplatten weit verbreitet.

Laminat ist an der Oberfläche relativ dicht, schlag- und abriebresistent. Während der Begriff „Laminat“ häufig synonym für Bodenbeläge verwendet wird, werden Laminate (z.B. in Form von HPL - kurz für High Pressure Laminate) in Küchen mit verschieden gestalteten Oberflächen verwendet und halten kurzfristig hohen Temperaturen (z. B. durch Zigarettenglut und heiße Topfböden) stand. Entsprechende Oberflächen sind leicht zu pflegen und reinigen, hitze- und lichtbeständig sowie geruchsneutral und unempfindlich gegen Alkohol bzw. organische Lösemittel sowie die Einwirkung von Wasserdampf und Wasser. Küchenarbeitsplatten mit HPL-Oberflächen sind laut der Bedarfsgegenständeverordnung für den Kontakt mit Lebensmitteln zugelassen.[1]

Während sie zumeist deutlich günstiger als Naturstein und Edelstahl sind, ist einer ihrer Nachteile die im Vergleich geringere Kratz- und Hitzebeständigkeit. Heißes Kochgeschirr kann sich in die Oberfläche einprägen, daher sind stets hitzebeständigen Untersetzer vor dem Absetzen von erhitzten Töpfen und Pfannen zu verwenden.

Mitteldichte Holzfaserplatten (MDF-Platten): Aus feinstzerfasertem, hauptsächlich rindenfreiem Nadelholz und durch eine schonende Verpressung wird ein in Längs- und Querrichtung gleichermaßen homogener Holzwerkstoff hergestellt. Die Kanten sind glatt und fest und können ohne besonderen Anleimer profiliert werden.

Im Handel sind MDF-Platten mit Dicken von 2 mm bis 60 mm mit einer Dichte von 600-1000 kg/m³ erhältlich. Der Verwendungsbereich ähnelt dem der Flachpressplatte (Spanplatte), durch ihren feinen, nahezu homogenen Aufbau können jedoch die Kanten und Flächen profiliert und anschließend lackiert werden. Die Notwendigkeit von Anleimern, wie dies bei Flachpressplatten der Fall wäre, entfällt, daher werden sie für Küchenarbeitsplatten und für Küchenfronten verwendet.

Holz

Vollholz (vor allem aus harten Hölzern, wie Buche) findet man als Arbeitsplatten in der Privatküche, zumeist als mobile Schneidbretter und selten in Gänze als Küchenarbeitsplatten. Diese Naturmaterialien können technisch gesehen wie Laminat- bzw. MDF-Platten eingeordnet werden. Bei Vollholz ist Vorsorge vor Pilzbefall in der Küche zu treffen. Typischerweise werden sie mit einem Holzöl imprägniert oder auch lackiert. Ein Sonderfall sind beschichtete Leimhölzer in Küchen.

Naturstein

Polierte Steinoberfläche eines Gneises namens Hallandia (Schweden)
Küchenzeile mit Naturstein-Küchenarbeitsplatte aus Impala

Natursteine finden als Küchenarbeitsplatten in polierter Form Verwendung. Es gibt aber sogenannte bebürstete Steinoberflächen, die matt sind. Passend zu den Arbeitsplatten werden sie auch als Boden- und Wandbeläge mit polierten Steinoberflächen in Küchen verbaut. Natursteine halten hohen Temperaturen (z. B. Zigarettenglut und heiße Topfböden) stand. Die Steinoberflächen sind leicht zu pflegen und zu reinigen, hitze- und lichtbeständig sowie geruchsneutral und unempfindlich gegen Reinigungsmittel, Alkohol, Lösemittel sowie die Einwirkung von Wasserdampf und Wasser. Sie sind in unterschiedlichsten Farben, Textur und Haptik auswählbar.

Die Natursteine, die für die Küchenarbeitsplatten verwendet werden, sind vor allem Granite, Gabbros, Gneise und Quarzite.

Granite, die ein körniges Gefüge haben, gibt es in nahezu allen Farben (außer Blau: das ist extrem selten und sehr preisintensiv und Schwarz). Sie zählen zu den dichtesten Steinen mit geringer Wasseraufnahme.

Werden dunkle Oberflächen bevorzugt, können die dunklen Gabbros, sogenannte „schwarze Granite“ gewählt werden, die granitähnliche Eigenschaften haben.

Gneise bieten buntere, hellere Farben.

Quarzite zählen zu den härtesten Gesteinsfamilien überhaupt. Sie weisen eine hohe Kratzfestigkeit und nehmen nahezu kein Wasser auf.

Andere Gesteine sind in deutschen Küchen eher selten vertreten. Mitunter kommen harte und dichte Sandsteine (z. B. Ruhrsandstein) zum Einsatz. Diese sind porös und sie neigen zur unerwünschten Aufnahme von Flüssigkeiten. Gesteine (Marmore, bestimmte Granite, Basalte, Basanite usw.), die empfindlich gegen Chemikalien sind, sind relativ ungeeignet, da Zitronen-, Essigsäure und Fruchtsäuren auf diesen Steinen Spuren hinterlassen. Dennoch finden in Italien z. B. Küchenarbeitsplatten aus den empfindlichen Carrara-Marmoren Verwendung. Schwindender Glanz wird dort ganz offensichtlich nicht als Nachteil empfunden. Im Konditorengewerbe kommen häufig Arbeitstische aus Carrara-Marmor zum Einsatz, da Zuckerguss schnell abkühlen muss und Marmoroberflächen hierfür besonders geeignet sind, des Weiteren haftet kein Teig auf den Marmoroberflächen an.

Natursteine werden mit Steinkreissägen und Steinschleifmaschinen hergestellt, gesägt und geschliffen. Sollte es zu Abstoßungen oder Kratzern während der Nutzung kommen, können diese Mängel durch Fachpersonal von Steinmetzbetrieben beseitigt werden. Bei polierten Steinoberflächen können Reinigungen durchaus mit Mikrofasertüchern erfolgen.

Quarzwerkstoff

Arbeitsplatten aus Quarzwerkstoff, einem Kunststein, werden aus Quarzgranulat, Farbpigmenten und Harz in einem speziellen Vakuum- und Vibrationsprozess unter hohem Druck verpresst. Sie können mit unterschiedlichen Farben und mit schillernden und glitzenden Bestandteilen an der Oberfläche hergestellt werden und sind massive Platten, die wie Naturstein bearbeitet werden (siehe oben). Es ist möglich beliebige Farbe der Arbeitsplatten individuell auszuwählen und herstellen. Glitzernde Effekte von Mineralen, die vergleichsweise in bestimmten Natursteinen (z. B. Spektrolit, Black Galaxy) vorkommen, können eingemischt werden.

Neuerdings werden antibakteriell ausgerüstete Kunststein-Küchenarbeitsplatten aus Microban® angeboten. Das ist ein Stoff, der Triclosan enthält, dessen Verwendung beispielsweise in Norwegen als gesundheitsschädlich im Entwurf einer norwegischen PoHS-Richtlinie eingestuft worden ist.

Mineralwerkstoff

Die Arbeitsplatten, die als Mineralwerkstoffe hergestellt und bezeichnet werden, bestehen aus einer mineralischen Komponente (Aluminiumhydroxid) und einem Acrylat, die in industriechemischen Verfahren als Platten in einer Stärke von etwas mehr als einem bis drei Millimeter oder in voller Plattenstärke hergestellt werden. Im Grunde handelt es sich um Verbundwerkstoffe, die andere Materialien beschichten. Sie sind chemisch recht beständig und können mit der Technologie einer Hartholzbearbeitung hergestellt werden. Diese Arbeitsplatten sind haptisch wärmer und weicher als Steinplatten oder Stahl und beständiger als Holz. Im Küchenbereich ist zu beachten, dass die Hitzebeständigkeit nach Herstellerangaben nur bis 140° reicht, daher ist ggf. mit Untersetzern zu arbeiten.

Edelstahl

Edelstahl in einer Profiküche

Rostfreier Stahl in einer Küche wird unter anderem unter den Handels- und Markennamen Cromargan oder Nirosta vertrieben. Im privaten Bereich wird Edelstahl als Küchenarbeitplatte relativ selten eingesetzt. Edelstahl ist lebensmittelbeständig, kratz- und hitzebeständig und wird mit unterschiedlichen Oberflächen geliefert. Im professionellen Küchengewerbe zählen Edelstahloberflächen zur Standardausrüstung.

Edelstahl an sich ist hitzebeständig, da aber die dünnen Bleche aus Stabilitätsgründen mit einer Trägerplatte aus z. B. einem Holzwerkstoffe verklebt werden müssen, können Arbeitsplatten aus Edelstahl nicht als "hitzebeständig" deklariert werden. Die Anwendung in der privaten Küche erfolgt vor allem im gehobenen Ausbausegment.

Neuerdings werden Arbeitsplatten aus warmgewalzten und somit leicht strukturierten Blechen in Dicke von 6-12 mm hergestellt. Edelstahl-Arbeitsflächen lassen sich fugenlos herstellen. Je nach Oberflächenbearbeitung und im Gebrauch kann jede Arbeitsplatte ein individuelles Aussehen erhalten. Mit Microfasertüchern und Inox-Reinigungsmittel kann eine Reinigung erfolgen.

Beton

Einen Sonderfall stellt eine Küchenarbeitsplatte aus Beton dar. Bei der Herstellung kann der Spezialbeton eingefärbt werden. Beton wird flüssig angemischt und in eine Holzschalung gegossen, in dem die Ausschnitte ausgespart werden. Die Sichtoberflächen können mit Hartwachs behandelt sein.[2]Die hergestellten Betone sind hitzebeständig, chemisch resistent, die Ecken und Kanten einer Beton-Küchenplatte können allerdings stoßgefährdeter als andere Materialien sein.

Reinigung

Grundsätzlich sind die oben genannten Materialien nur mit geeigneten Reinigungsmitteln zu behandeln.

Bei Naturstein kommen neben Reinigungsmitteln auch Pflegemittel und Mikrofasertücher zum Einsatz. Beschichtete Platten können entsprechend gereinigt werden. Edelstahl ist relativ unempfindlich und kann mit speziellen Reinigungsmitteln behandelt werden. Vollholz ist problematischer und kann unter Einfluss von Wasser aufquellen.

Siehe auch

Literatur

  • Hausberg Thomas, König Steffen, Silvy Hörner: Küchen, Handbuch zur Küchenplanung. 2007, ISBN 3-481-02241-7

Einzelnachweise

  1. Arbeitsplatte, mit HPL-Oberfläche
  2. Küchenarbeitsplatten aus Beton auf wohnatelier.de. Abgerufen am 16. Februar 2010

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