Anker Steinbaukasten

Anker Steinbaukasten
„Steinpalast“, gebaut mit Plänen und Steinen aus Kasten

Der Anker-Steinbaukasten ist ein früher weltbekannter Klassiker deutschen Kinderspielzeugs. Anker-Bausteine sind Formteile mit sehr geringen Maßtoleranzen, die aus Sand, Schlämmkreide und Leinöl gepresst und gebacken werden. Sie werden in den drei Farben rot, gelb und blau hergestellt, entsprechend den drei Baumaterialien Ziegelstein, Sandstein und Schiefer (Dach). Die Bausteine haben eine glatte Oberfläche, liegen schwer in der Hand und kommen ohne Noppen oder Verklebung aus. Das Zusammenhalten der Gebäude basiert allein auf der Statik.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Werbung vom Hof- und Kammerlieferant F. Ad. Richter & Cie. mit Anker-Steinbaukasten (1908)
Geduldspiel Nr. 11

Erfunden wurden die Bausteine von den Brüdern Otto und Gustav Lilienthal. Der Unternehmer Friedrich Adolf Richter erwarb die Idee und produzierte die Bausteine ab 1882 in Rudolstadt. Sein Unternehmen nannte sich F. Ad. Richter & Cie. AG

In Österreich-Ungarn war das Spielzeugunternehmen F. Ad. Richter & Cie. dann k.u.k. Hof- und Kammerlieferant des Kaisers und Mitglieder der kaiserlichen Familie sowie Hoflieferant weiterer europäischer Höfe. Anker schaffte es also bis in die allerhöchsten Kinderzimmer.

Die Bausteine wurden im Ankerwerk bis in die 1960er Jahre hergestellt. Seit der Wiederaufnahme der Produktion ab 1995 durch die Anker Steinbaukasten GmbH spielen die Baukästen auch eine Rolle in der Architekturdidaktik.

Pläne

Jedem Baukasten liegen zwei Hefte mit Plänen bei. Ein Heft enthält perspektivische Ansichten der Gebäude, das zweite die Grundrisse und Schnittdarstellungen. Die "Spielidee" der Kästen besteht darin, die Pläne in Bauwerke umzusetzen. Die Planhefte sind unveränderte Neudrucke der ursprünglichen Planhefte aus der Zeit vor und um 1900. Sie geben keine real existierenden Gebäude wieder, sondern prototypische Bauformen: „den“ Pavillon, „den“ Aussichtsturm, „die“ Kapelle, „den“ Dom.

Mitglieder des „Club der Ankerfreunde“ erweitern die Palette mit eigenen Plänen und Schnittzeichnungen. Einige der neuen Pläne geben reale Vorbilder wieder, wie die Torre de Belém und die Frauenkirche in Dresden.

Baukastensystem

Die Baukastenserie basiert auf einem System von Grund- und Ergänzungskästen. Die Grundkästen 4 oder 6 können durch den Kauf von Ergänzungskästen (gekennzeichnet durch ein "A") nach folgendem Prinzip auf den nächsthöheren Kasten erweitert werden: 6 + 6A = Kasten 8; 8 + 8A = Kasten 10 usw. Ungerade Kastennummern gibt es bei der modernen Kastenserie nicht. Um ein Gebäude nach den Plänen eines Ergänzungskastens zu erstellen wird der Besitz aller vorangehenden Grund- und Ergänzungskästen vorausgesetzt. Das Planheft des Ergänzungskastens 16A enthält Bauwerke für Steine aus den Kästen 6, 6A, 8A, 10A, 12A, 14A und 16A, diese einzelnen enthalten den Kasten 18.

Diese Systematik gilt nur für die neuen ab 1995 vertriebenen Kästen. Kästen aus der Zeit Richters und seiner Nachfolger lassen sich nicht ohne Weiteres in diese Systematik integrieren. Richter hatte laufend neue Varianten von Kastenserien zusammengestellt und verkauft. Der Inhalt eines „alten“ Kasten 6A unterscheidet sich – je nach Periode – von jenem eines neuen Kastens 6A.

Mit der Zahl der Ergänzungskästen nimmt die Komplexität der Gebäude und damit auch der Baupläne zu. Für ein Bauwerk aus Kasten 14 benötigt man 4-6 Stunden Bauzeit.

Literatur

  • George Hardy: Richters Anker-Steinbaukasten; Selbstverlag; ISBN 0-9656288-0-9
  • Manuela Runge, Bernd Lukasch: Erfinderleben - die Brüder Otto und Gustav Lilienthal; Berlin-Verlag, 2005; ISBN 3-8270-0536-1

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