Künstlerkolonie Schwaan

Künstlerkolonie Schwaan

Die Künstlerkolonie Schwaan bildete sich Ende des 19. Jahrhunderts in der Kleinstadt Schwaan zwischen Rostock und Güstrow. Wie bei anderen Künstlerkolonien war auch in diesem Fall der Wunsch nach einer Flucht aus der großstädtischen Zivilisation in die idyllische Natur Auslöser für die Bildung der Kolonie.

Schon um 1860 hatten Künstler wie Otto Dörr (1831-1868), Eduard Ehrke (1837-1884) und Carl Malchin (1838-1923) die von den Flussläufen der Warnow und der Beke geprägten Landschaft um Schwaan als Motiv ihrer Bilder entdeckt. Durch die Anregung des in Schwaan geborenen Franz Bunkes (1857-1939) entwickelte sich der Ort zur wirklichen Künstlerkolonie. Bunke hatte zunächst in Rostock bei Paul Tischbein und Theodor Rocke gelernt und war dann über Berlin an die Weimarer Malerschule gelangt, wo er Schüler Theodor Hagens und 1886 selber Professor wurde. Ab 1892 verbrachte Bunke die Zeit vom Frühjahr bis zum Herbst in Schwaan um dort zu malen und brachte bei diesen Aufenthalten zahlreiche seiner Weimarer Schüler und Kollegen mit, darunter Paul Baum, Paul Riss, Richard Starcke, Arno Metzeroth und Rudolf Holzschuh. Alfred Heinsohn gehörte seit 1902 zur Schwaaner Künstlergruppe und ließ sich hier nieder. Auch einige Schwaaner wurden von Bunke unterrichtet, unter ihnen Peter Paul Draewing und Rudolf Bartels, die später ebenfalls in Weimar studierten. Alle Künstler waren also von Franz Bunke und von Theodor Hagen beeinflusst, der in Abkehr vom akademischen Stil das Arbeiten vor der Natur lehrte.

Im Kunstmuseum in der Wassermühle in Schwaan sind seit 2002 bedeutende Werke der Künstlerkolonie ausgestellt.

Höhepunkte stellten die gemeinsamen Ausstellungen dar. Erstmals fand eine solche 1904 im Rostocker Museum statt. Gegenseitige Besuche fanden mit der Künstlerkolonie Ahrenshoop statt. Mit und nach den Ersten Weltkrieg zerfiel die Schwaaner Künstlerkolonie allmählich und geriet in Vergessenheit.

Eine bedeutende Sammlung der Werke der Künstlerkolonie ist seit 2002 im Gebäude der alten Wassermühle in Schwaan untergebracht. Schwerpunkt der ständigen Ausstellung sind die Werke von Franz Bunke, Rudolf Bartels, Peter Paul Draewing sowie Alfred Heinsohn.

Literatur

  • Johann Joachim Bernitt: Ahrenshoop und Schwaan. Ein Jahrhundert norddeutsche Künstlerkolonien. Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 1992. ISBN 3-88132201-9.
  • Stephan Kohls, Ute Kümmel: Verträumt, entdeckt, vergessen - die Künstlerkolonie Schwaan. In: Rückzug ins Paradies. Die Künstlerkolonien Worpswede - Ahrenshoop - Schwaan. Herausgegeben von Melanie Ehler. Lukas Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-931836-62-2, S. 41-48.
  • Lisa Jürß: Die Künstlerkolonie Schwaan, 160 Seiten, Verlag Atelier im Bauernhaus, Fischerhude 2002. ISBN 3-88132-295-7.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Künstlerkolonie — Eine Künstlerkolonie ist eine Lebens und Arbeitsgemeinschaft von Künstlern, die vorwiegend von Malern praktiziert wird. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gegenwart 3 Bekannte Künstlerkolonien 4 Sieh …   Deutsch Wikipedia

  • Schwaan — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Franz Bunke — (* 3. Dezember 1857 in Schwaan; † 6. Juli 1939 in Weimar) war ein deutscher Maler. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Peter Paul Draewing — (* 29. Juni 1876 in Schwaan; † 9. März 1940 in Eisenach) war ein deutscher Maler. Draewing malte vor allem stimmungsvolle, vom französischen Impressionismus beeinflusste Landschaftsbilder. Leben Peter Paul Draewing entstammte mittellosen… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Museen in Mecklenburg-Vorpommern — Das Deutsche Meeresmuseum in Stralsund mit dem 2008 eröffneten Ozeaneum ist der größte Publikumsmagnet unter den Museen Mecklenburg Vorpommerns. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Fürstliche freie Zeichenschule Weimar — Die Fürstliche freie Zeichenschule ursprünglich Fürstliche freye Zeichenschule war eine im Jahr 1776 in Weimar auf gemeinsame Initiative des Gelehrten und Unternehmers, herzoglichen Geheimsekretärs und Schatullenbewahrers Friedrich Justin Bertuch …   Deutsch Wikipedia

  • Ahrenshoop — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Ilse Jonas — (* 29. Mai 1884 in Berlin; † 30. April 1922 ebenda) war eine Berliner Malerin. Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Künstlerischer Werdegang 3 Schwerpunkte des malerischen Werks …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Malchin — Carl Malchin, Bildnis von J. Schretter Carl Malchin (* 14. Mai 1838 in Kröpelin; † 23. Januar 1923 in Schwerin), war ein deutscher Restaurator und Landschaftsmaler, der hauptsächlich ländliche mecklenburgische Motive und Stadtansic …   Deutsch Wikipedia

  • Alfred Heinsohn — (* 10. Februar 1875 in Hamburg; † 12. November 1927 ebenda) war ein deutscher Maler. Leben Alfred Heinsohn ließ sich in Hamburg zum Dekorationsmaler ausbilden und studierte anschließend an den Kunstgewerbeschulen Karlsruhe und Düsseldorf. Später… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”