LZC

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Der LZW- oder auch Lempel-Ziv-Welch-Algorithmus ist ein häufig bei Grafikformaten zur Datenkompression, also zur Reduzierung der Datenmenge, eingesetzter Algorithmus. Ein Großteil der Funktionsweise dieses Algorithmus wurde 1978 von Abraham Lempel und Jacob Ziv entwickelt und veröffentlicht (LZ78). Einige Detailverbesserungen wurden 1984 von Terry A. Welch gemacht.

LZW ist ein verlustfreies Komprimierungsverfahren. Es wird zum Beispiel im 1987 von CompuServe-Mitarbeitern entwickelten Bildformat GIF benutzt und kann optional auch in TIFF eingesetzt werden. Es eignet sich aber für jede Form von Daten, da das eingesetzte Wörterbuch erst zur Laufzeit generiert wird und so unabhängig vom Format ist. LZW ist wohl der bekannteste Vertreter der LZ-Familie.

Inhaltsverzeichnis

Funktionsweise

LZW komprimiert mittels Wörterbüchern, in denen die am häufigsten vorkommenden Zeichenketten, wie z. B. „ist“, „die“ und „ein“, gespeichert werden und nun nur noch unter einer Abkürzung angesprochen werden müssen. Der Vorteil bei diesem Algorithmus liegt darin, dass das Wörterbuch nicht zusätzlich abgelegt werden muss. Dieses wird implizit mit in die Datei geschrieben. Der Decoder ist in der Lage, es aus dem Datenstrom zu rekonstruieren. Einträge im Wörterbuch werden üblicherweise über einen 12 Bit langen Index angesprochen. Es sind also maximal 212 = 4096 Einträge möglich. Die Einträge mit dem Index 0 bis 255 werden mit den entsprechenden Bytes gefüllt, also Eintrag 0 $00, Eintrag 2 mit $02, ... , Eintrag 255 mit $FF (Hexadezimalsystem). Nachfolgende Einträge, die zur Laufzeit eingefügt werden, müssen also zwangsweise mit dem Index 256 beginnen. Neue Einträge werden generiert, indem der gefundene Eintrag plus dem nächsten Zeichen gespeichert wird. Wenn die gefundene Zeichenkette nur 1 Zeichen lang ist, wird meistens nur dieses Zeichen gespeichert, da ein Verweis auf das entsprechende Element 12 Bit, das Zeichen selber aber nur 8 Bit belegt. Die Unterscheidung, ob jetzt ein Verweis oder ein Symbol im Bitstrom kommt, kann per Flag gesetzt werden.

Algorithmus zur Kompression

Zum Abspeichern einer Tabelle mit 4096 Mustern, deren Länge jeweils bis zu 4096 Zeichen beträgt, würde man im Allgemeinen 16 MB benötigen. Jedoch beginnt jedes Muster der Länge n in der Tabelle mit einem Teilmuster der Länge n-1, welches sich ebenfalls in der Tabelle befindet. Damit kann man die gesamte Tabelle in zwei Feldern prefix und suffix ablegen. Dabei enthält suffixk das letzte Zeichen des Musters k und prefixk den Index des Startmusters (also einen Verweis auf einen weiteren Eintrag in der Tabelle). Falls das Muster die Länge eins hat, wird prefixk auf eine Konstante <leeres Muster> gesetzt. Ein Eintrag in der Tabelle sei im Algorithmus dargestellt als Paar Muster = (prefix, suffix). Der Algorithmus arbeitet dann wie folgt.

     initialisiere Mustertabelle mit (<leeres Muster>,Zeichen) für alle Zeichen
     muster := <leeres Muster>
     solange noch Zeichen verfügbar
           zeichen := lies nächstes Zeichen
           wenn (muster, zeichen) in Mustertabelle dann
                 muster := (muster,zeichen)
           sonst
                 füge (muster,zeichen) zur Mustertabelle hinzu
                 Ausgabe muster
                 muster := zeichen
     wenn muster nicht <leeres Muster> dann
           Ausgabe muster

Dabei enthält die Variable muster den Index des entsprechenden Musters in der Tabelle und Ausgabe muster bedeutet, dass der Index des aktuellen Musters in die Ausgabedatei geschrieben wird. Bei der Anweisung muster := zeichen wird muster auf den Index des Eintrags (<leeres Muster>,zeichen) gesetzt. Da die Mustertabelle aber mit diesen Mustern initialisiert wurde, entspricht dieser Index genau dem Zeichen.

Beispiel zur Kompression

Ein Beispiel mit der Zeichenkette "LZWLZ78LZ77LZCLZMWLZAP"

Zeichenkette gefundener Eintrag Ausgabe neuer Eintrag
LZWLZ78LZ77LZCLZMWLZAP L L LZ (wird zu <256>)
ZWLZ78LZ77LZCLZMWLZAP Z Z ZW (wird zu <257>)
WLZ78LZ77LZCLZMWLZAP W W WL (wird zu <258>)
LZ78LZ77LZCLZMWLZAP LZ (= <256>) <256> LZ7 (wird zu <259>)
78LZ77LZCLZMWLZAP 7 7 78 (wird zu <260>)
8LZ77LZCLZMWLZAP 8 8 8L (wird zu <261>)
LZ77LZCLZMWLZAP LZ7 (= <259>) <259> LZ77 (wird zu <262>)
7LZCLZMWLZAP 7 7 7L (wird zu <263>)
LZCLZMWLZAP LZ (= <256>) <256> LZC (wird zu <264>)
CLZMWLZAP C C CL (wird zu <265>)
LZMWLZAP LZ (= <256>) <256> LZM (wird zu <266>)
MWLZAP M M MW (wird zu <267>)
WLZAP WL (= <258>) <258> WLZ (wird zu <268>)
ZAP Z Z ZA (wird zu <269>)
AP A A AP (wird zu <270>)
P P P -

Es entsteht also die Zeichenkette „L Z W <256> 7 8 <259> 7 <256> C <256> M <258> Z A P“ („Ausgabe“ von oben nach unten gelesen).

Algorithmus der Dekompression

Zur Dekompression kann aus den Codewörtern der Reihe nach genau die gleiche Mustertabelle erzeugt werden, da bei der Kompression immer nur das alte Muster und nicht das neue Muster mit dem nächsten Zeichen ausgegeben wurde. Bei der Komprimierung beginnt jedes Muster mit dem letzten Zeichen des vorherigen zur Tabelle hinzugefügten Musters. Umgekehrt ist das letzte Zeichen des Musters, welches zur Tabelle hinzugefügt werden muss, gleich dem ersten Zeichen des letzten Musters, welches ausgegeben werden soll.

Problematisch wird es, wenn das auszugebende Muster noch nicht in der Tabelle eingetragen ist. Dann kann man auch nicht in der Tabelle nach dem ersten Zeichen dieses Musters suchen. Das passiert aber nur, falls ein Muster mehrmals direkt hintereinander auftritt. Damit ist das letzte Zeichen des aktuellen Musters gleich dem ersten Zeichen des letzten.

     INITIALISIERE Mustertabelle MIT (<leeres Muster>,Zeichen) FÜR ALLE Zeichen
     last := lese_ersten_Code()
     Ausgabe(Muster VON last)
     SOLANGE NOCH Codes_verfügbar() WIEDERHOLE:
        next := lese_nächsten_Code()
        WENN next IN Mustertabelle DANN:
           FÜGE ( (Muster VON last), erstes_Zeichen_von(Muster VON next)) ZUR Mustertabelle HINZU
        SONST:
           FÜGE ( (Muster VON last), erstes_Zeichen_von(Muster VON last)) ZUR Mustertabelle HINZU
        Ausgabe(Muster VON next)
        last := next

Beispiel zur Dekompression

Die Zeichen werden der Reihe nach eingelesen. Ein Zeichen ergibt mit dem vorhergehenden Zeichen, bzw. Wörterbucheintrag einen neuen Eintrag in das Wörterbuch.

aktuelles Zeichen erster Buchstabe Neuer Eintrag Ausgabe
L - - L
Z Z LZ (=256) Z
W W ZW (=257) W
<256> L WL (=258) LZ
7 7 LZ7 (=259) 7
8 8 78 (=260) 8
<259> L 8L (=261) LZ7
7 7 LZ77 (=262) 7
<256> L 7L (=263) LZ
C C LZC (=264) C
<256> L CL (=265) LZ
M M LZM (=266) M
<258> W MW (=267) WL
Z Z WLZ (=268) Z
A A ZA (=269) A
P P AP (=270) P

„Ausgabe“ von oben nach unten gelesen ergibt wieder die vorher codierte Zeichenkette „LZWLZ78LZ77LZCLZMWLZAP“.

Varianten

Der LZ78-Algorithmus arbeitet ähnlich, startet jedoch mit einem leeren Wörterbuch.

LZC ist nur eine leichte Abwandlung von LZW. Die Indexgröße und damit die Wörterbuchgröße ist variabel, startet bei 9 Bit und kann bis zu einer vom Nutzer festgelegten Größe wachsen. Es kann eine bis zu 7 % bessere Kompression erwartet werden.

LZMW unterscheidet sich dadurch, dass anstatt nur jeweils ein Zeichen an eine Zeichenkette im Wörterbuch anzuhängen, jede Zeichenkette mit dem längsten bekannten String, der in der nachfolgenden Eingabe unmittelbar im Anschluss gefunden werden kann. Dieses ist bei speziellen Daten recht praktisch (z. B. eine Datei, welche aus 10.000 „a“s besteht), LZW kommt allerdings mit allgemeinen Daten besser zurecht.

Patente

Für LZW und ähnliche Algorithmen wurden verschiedene Patente in den USA und anderen Ländern ausgestellt. LZ78 wurde durch das am 10. August 1981 eingereichte und am 7. August 1984 gewährte US-Patent 4.464.650 der Sperry Corporation (später zu Unisys fusioniert) abgedeckt, in dem Lempel, Ziv, Cohn und Eastman als Erfinder eingetragen sind.

Zwei US-Patente wurden für den LZW-Algorithmus ausgestellt: Nr. 4.814.746 von Victor S. Miller and Mark N. Wegman für IBM, eingereicht am 1. Juni 1983, sowie Nr. 4.558.302 von Welch für die Sperry Corporation, später Unisys Corporation, eingereicht am 20. Juni 1983.

Das US-Patent 4.558.302 verursachte die größte Kontroverse. Eine der am weitesten verbreiteten Anwendungen für LZW war das in den 1990er Jahren für Webseiten immer populärer werdende GIF-Format für Bilder. Unisys hatte zwar bereits seit 1987 Lizenzgebühren für die LZW-Verwendung in Hardware und hardwarenaher Software verlangt, die tantiemenfreie Nutzung des LZW-Algorithmus jedoch gestattet, während GIF sich neben JFIF zu einem Standard-Format entwickelte. Im Dezember 1994 begann Unisys jedoch mit CompuServe Lizenzgebühren von Entwicklern kommerzieller Software, die das GIF-Format lesen und schreiben konnte, zu verlangen und dehnte dieses 1999 auch auf freie Software aus. Dieses Verhalten rief in Entwickler- und Anwenderkreisen weltweit Empörung hervor und motivierte die rasche Entwicklung des ausschließlich auf frei verfügbarem Code basierenden und leistungsfähigeren Grafikdateiformats PNG.

Viele Rechtsexperten kamen zum Schluss, dass das Patent solche Geräte nicht abdeckt, die LZW-Daten zwar dekomprimieren, aber nicht komprimieren können. Aus diesem Grund kann das weit verbreitete Programm gzip Dateiarchive im Z-Format zwar lesen, aber nicht schreiben.

Das US-Patent 4.558.302 lief am 20. Juni 2003 nach 20 Jahren aus. Die entsprechenden europäischen, kanadischen und japanischen Patente folgten im Juni 2004.

Siehe auch

Weblinks


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