- Landesschülervertretung Bayern
-
Die LandesschülerInnenvereinung Bayern (LandesschülerInnenvereinigung, LSV Bayern) begreift sich als Unterstützung des Landesschülerrates Bayern, der offiziellen Schülervertretung des Bundeslandes. Sie ist ein Sprachrohr der bayerischen Schüler in bildungspolitischen Belangen.
Aktive Mitglieder sind die amtierenden Bezirksschülersprecher. Diese werden für jede Schulart (Gymnasium, Hauptschule, Realschule, Förderschule, Berufsschule und BOS/FOS) auf offiziellen Bezirksaussprachetagungen in jeden Regierungsbezirk Bayerns gewählt. Diese wählen wiederum für jede Schulart auf der Landesschülerkonferrenz (LSK) zwei Landesschülersprecher. Der dreiköpfige Vorstand der LSV wird aus den Reihen der Landesschülersprecher gewählt. Jedes Vorstandsmitglied bekommt einen Arbeitsbereich zugeteilt.
Ihre Legitimation beansprucht die LSV aufgrund der Tatsache, dass die Bezirksschülersprecher nach den Regeln der repräsentativen Demokratie gewählt werden: Die Schüler der bayerischen Gymnasien wählen in freier und geheimer Wahl zwei Klassensprecher, diese wählen pro Schule drei Schülersprecher. Ein Schülersprecher pro Schule wird auf die Bezirksaussprachetagung delegiert, wo aus deren Mitte zwei Bezirksschülersprecher gewählt werden.
Um Kontinuität in der LSV-Arbeit zu ermöglichen, übernehmen die Bezirksschülersprecher des vorausgehenden Schuljahres beratende Funktion, d.h. sie sind auf Mitgliederversammlungen eingeladen und haben dort Rederecht aber kein Stimmrecht. Außerdem kann jeder bayerische Schüler eine solche Mitgliederversammlung besuchen und bekommt in der Praxis auch die Möglichkeit, sich zu artikulieren oder sogar unterstützend tätig zu werden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Landesschülervertretung - Landesvereinigung der bayerischen Bezirksschülersprecher e.V. wurde am 17. Juli 1983 als landesweite Interessenvertretung der bayerischen Schüler gegründet, da in Bayern Schülervertretung (SV) gesetzlich nicht verankert ist.
Das anfängliche Konzept sah vor, dass jeder Schüler Bayerns kostenlos der LSV beitreten konnte, die Bezirksschülersprecher für die Gymnasien waren mit Amtsantritt Mitglieder des Vorstandes des Vereins. Dieses Konzept schlug allerdings wegen des enormen finanziellen und verwaltungstechnischen Aufwandes fehl und der Verein fiel alsbald in sich zusammen.
Erst 1986, als das bayerische Kultusministerium vor dem Hintergrund der Verlängerung des Wehrdienstes die gymnasiale Schulzeit verkürzen wollte, erlebte die Schülervertretung wieder einen Schub. Es gab bayernweit Schülerdemonstrationen, die von regionalen Schülervereinen organisiert wurden, auf Landesebene von der Jungen Presse Bayern. Nachdem das Ministerium die Pläne zumindest entschärft hatte, wurde die Landesschülervertretung Bayern - Landesvereinigung der bayerischen Bezirksschülersprecher von den Bezirksschülersprechern neu belebt, allerdings mit neuer Satzung und neuem Konzept, das in seinen Grundzügen noch heute besteht: Die aktiven Mitglieder waren allein die amtierenden Bezirksschülersprecher. Um eine kontinuierliche und funktionierende Finanzierung und Verwaltung zu gewährleisten, griff man bei der Wahl von Geschäftsführern auf Mitglieder regionaler Schülervereine zurück. Diese hatten jedoch inhaltlich keinen Einfluss auf Beschlüsse und waren keine Mitglieder der LSV. Das Konzept ging auf: Seit diesem Zeitpunkt existiert eine funktionierende demokratisch legitimierte Landesschülervertretung in Bayern, zumindest was die Gymnasien angeht.
Dies war dem Kultusministerium offensichtlich ein Dorn im Auge. 1989 beantragte es die Löschung der LSV aus dem Vereinsregister der Stadt München mit der Begründung, "Der Name 'Landesschülervertretung' erweckt den Eindruck, dass es sich bei diesem Verein um eine Vertretung der bayerischen Schüler handelt. […] Die in ihm zusammengeschlossenen Bezirksschülersprecher sind […] von vorneherein auf die Wahrnehmung gymnasialer Belange beschränkt; ein schulartübergreifendes Mandat haben sie nicht. […] Die den Schülersprechern […] zugewiesenen Aufgaben sind jedoch derart eng begrenzt, dass sich mit ihnen keineswegs die Vorstellung einer Vertretung verbinden lässt. […] Auf die Errichtung einer […] Vertretung auf Bezirks- oder Landesebene wurde […] ganz bewusst verzichtet. Diese Entscheidung wurde maßgeblich bestimmt durch den Beschluss des bayerischen Landtags vom 15.12.1976 […]. Der Vereinsname ist nun geeignet, vor allem bei juristisch nicht vorgebildetem Publikum, dem der Unterschied zwischen den Gestaltungsformen des öffentlichen und des privaten Rechts nicht geläufig ist, den Eindruck hervorzurufen, die 'Landesschülervertretung' stelle gerade eine solche Vertretung auf Landesebene dar. Die Vereinsbezeichnung täuscht damit zugleich über die vorstehend aufgezeigte 'negative' Festlegung des Verordnungsgebers hinweg. […] Der täuschende Name verschafft dieser in der Öffentlichkeit eine höhere Einschätzung hinsichtlich Rechtsstellung und Bedeutung, als ihr aufgrund der bestehenden Rechtslage zukommt."
Die Landesschülervertretung beschloss, sich auf eine Gerichtsverhandlung einzulassen und trotz des Drucks den Namen nicht freiwillig zu ändern. Schließlich lieferte das Ministerium in seiner Argumentation die Widerlegung derselben gleich mit: Der vollständige Vereinsname – Landesschülervertretung – Landesvereinigung der Bezirksschülersprecher – machte deutlich, dass es sich um einen Verein handelte, der, lediglich legitimiert war, gymnasiale Interessen zu vertreten, da Bezirksschülersprecher nur für die Gymnasien existierten. Sobald aber auch andere Schularten Bezirksschülersprecher wählten, wären diese automatisch ebenfalls Mitglieder der LSV. Hinzu kam, dass die Bezirksschülersprecher nach den Regeln der repräsentativen Demokratie gewählt wurden. Das Vertretungsrecht sei die natürliche Konsequenz daraus. Außerdem habe der bayerische Landtag die Einrichtung einer Landesschülervertretung mit dem Grund abgelehnt, dass man auf ein Vereinsdasein zurückgreifen könne.
Das Registergericht wies den Antrag des Kultusministeriums mit der Begründung zurück, dass eine Täuschungsgefahr durch den Vereinsnamen zu verneinen sei. Eine Löschung des Vereins käme "nur dann in Betracht, wenn das Fortbestehen der Eintragung Schädigungen Berechtigter zur Folge haben würde oder aber dem öffentlichen Interesse widerspräche."
Ziel der LSV Bayern ist es nach wie vor, die bayerische Schule zu demokratisieren, insbesondere eine echte landesweitete Schülervertretung für alle Schüler auf gesetzlicher Grundlage zu etablieren, ausgestattet mit starken Einflussmöglichkeiten auf die Bildungspolitik.
Im Jahr 2003 ließ sich das bayerische Kultusministerium zum ersten Mal auf Gespräche über eine solche Schülervertretung für alle Schularten ein. Seither laufen Gespräche und im Schulaufsichtsbezirk Schwaben wurde 2006 ein Pilotprojekt für eine landesweite Schülervertretung aller Schularten durchgeführt.
Nachdem das Kultusministerium 2007 den Wunsch der Schülerschaft nach einer offiziellen Schülervertretung bewilligte, änderte die Landesschülervertretung ihren Namen in LandesschülerInnenvereinigung.
Kampagne "Heute schon geschwiegen?"
Mit der Kampagne "Heute schon geschwiegen?" fordert die Landesschülervertretung Bayern 2007 mehr Demokratie an Bayerns Schulen. So sollte sich Demokratie nicht darauf beschränken, einmal pro Jahr, Klassen- und Schülersprecher zu wählen, da Demokratie eine Lebenseinstellung ist, die durch die Schule vermittelt werden soll. Und das könne man, indem man sie an den Schulen lebt.
Die Landesschülervertretung fordert mit ihrer Kampagne die allgemeine Einführung von Klassenräten, mehr Evaluation der Lehrer, eine Stärkung des Schulforums und die Anerkennung der Schülervertretung in Bayern.
BASIS (BAyerisches SchülerInnenSymposium)
Unter dem Motto „We have a dream“ fand 1998 erstmalig in Bayern ein landesweites Treffen von Schülersprechern, Schülerzeitungsredakteuren und andern aktiven Schülern statt. Gemeinsam mit Experten machten sich die 250 Teilnehmer Gedanken über ihre Traumschule und die vielfältigen Varianten von Schule, Unterricht und Lernen. Seitdem fanden in den Jahren 2001, 2003, 2005 und 2007 weitere landesweite Schülerkongresse mit Namen BASIS in Nürnberg statt. Sie werden von der LSV in Eigenregie organisierte und ziehen jährlich ungefähr 800 Schüler an.
Zu den grundsätzliche langgesetzten Ziele des Treffens zählen die Schaffung von mehr Möglichkeiten zur demokratischen Mitbestimmung und Mitgestaltung in der Schule und Abschaffung der Zensur bei der Schülerzeitung und im Schulalltag. Zudem möchte man eine landesweite anerkannte Schülervertretung durchsetzen.
Um diese Ziele zu verwirklichen sollen durch das Treffen Impulse für mehr Engagement an den Schulen vor Ort gesetzt und die Möglichkeit zu Erfahrungsaustausch und Kommunikation geschaffen werden.
Das Treffen versteht sich selbst nicht als Landeskonferenz, an nur gewählte Schülervertreter teilnehmen dürfen und Forderungen und Anträge zu Bereich Schulpolitik erarbeiten. Stattdessen will es ein Forum für alle aktiven Schüler bieten.
Quellen
- Bayerischer Landtag; Stenographischer Bericht; Drucksache 8/61 vom 15. Dezember 1976
- Frankl, G.; Facharbeit zu dem Thema: Geschichte und Entwicklung der Schülervertretung im Bundesland Bayern; Kronberg-Gymnasium Aschaffenburg, 2003.
- Landesschülervertretung – Landesvereinigung der bayerischen Bezirksschülersprecher e.V.; Abschriften der wesentlichen Schriftsätze zur Anregung des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus den Verein Landesschülervertretung - Landesvereinigung der Bayerischen Bezirksschülersprecher e.V. aus dem Vereinsregister München löschen zu lassen; o.O.; 1989
- Reder, M.; Facharbeit zu dem Thema: Im Einsatz für Schülerrechte – Die Entwicklung der Schülervertretung an bayerischen Gymnasien von 1946 bis 1992; Deutschhaus-Gymnasium Würzburg; Würzburg; o.J.
- http://www.frankenpost.de/nachrichten/jugend/mittendrin/art2840,678612
- Archiv der Landesschülervertretung [1]
Weblinks
Wikimedia Foundation.