- Landolf Scherzer
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Landolf Scherzer (* 14. April 1941 in Dresden) ist ein deutscher Schriftsteller und Publizist.
Sein Werk befasst sich kritisch mit der DDR und ihrem politischen System. Die Publikation seiner Bücher wurde in der DDR zeitweise erschwert. Nach 1989 beschrieb er in engagierten Langzeitreportagen Schwierigkeiten und Chancen im Prozess der Vereinigung.
Bekannt ist sein Buch „Fänger und Gefangene“, in dem er das Leben und Arbeiten auf einem volkseigenen Fischtrawler beschreibt und dabei den Irrsinn der industriellen Fischproduktion und die Unzulänglichkeiten der Wirtschaft der DDR deutlich macht. Für Aufsehen sorgte auch sein Reportagebuch „Der Erste“. Es beschreibt das Handeln und die Illusion des 1. Sekretärs der SED-Kreisleitung Hans-Dieter Fritschler, den Scherzer im November 1986 vier Wochen lang begleitete, und seinen Kreis Bad Salzungen. Hier wurden erstmals Einblicke in die innere Struktur des Parteiapparats der SED gegeben. Scherzer entwirft hier u.a. das Bild eines engagierten Funktionärs, der den Anspruch verfolgt, technische Defizite der DDR-Betriebe durch Engagement der Werktätigen ausgleichen zu können. In vieldiskutierten literarischen Reportagen wie "Der Zweite", "Der Letzte", "Die Fremden" und "Der Grenz-Gänger" spiegelte er gegenwärtige Probleme kritisch und gleichzeitig unvoreingenommen wider.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Landolf Scherzer wurde 1941 in Dresden geboren. Von 1962 bis 1965 studierte er an der Fakultät für Journalistik in Leipzig. Exmatrikulation wegen kritischer Reportagen, die er mit Klaus Schlesinger und Jean Villain für die Neue Berliner Illustrierte geschrieben hatte. Bis 1975 war er Redakteur bei der Zeitung „Freies Wort“ in Suhl, seitdem freier Schriftsteller in Thüringen. Er war Vorsitzender des Aktivs Literarische Publizistik im Schriftstellerverband der DDR und Vorsitzender des Schriftstellerverbandes im Bezirk Suhl. Von 1994 bis 1999 und von 2006 bis 2007 war er Landesvorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) im Landesbezirk Thüringen, dem er heute noch als Beisitzer angehört.
Preise
- 1984: Kunstpreis des FDGB für Literatur
- 1986: Heinrich-Heine-Preis
- 2010: Walter-Bauer-Preis
Werke
- Südthüringer Panorama, 1973
- Spreewaldfahrten, 1975
- Nahaufnahmen. Aus Sibirien und dem sowjetischen Orient, 1975
- Fänger und Gefangene. 2386 Stunden vor Labrador und anderswo, 1983
- Bom día, weißer Bruder. Erlebnisse am Sambesi, 1984
- Das Camp von Matundo, 1986
- Der Erste, 1988: eine Innenansicht aus dem Parteiapparat der SED und eine Beschreibung der inneren Probleme der DDR
- Auf Hoffnungssuche an der Wolga, 1991
- Am Sarg der Sojus. Die Hoffnung stirbt als Letztes, 1993
- Mitleid ist umsonst, Neid mußt du dir erarbeiten. Reportagen, 1997
- Der Zweite, 2000: eine Fortsetzung des Buchs „Der Erste“; Scherzer begleitete nach der Wende einen CDU-Landrat im thüringischen Bad Salzungen
- Der Letzte, 2000: ein Blick hinter die Kulissen der Demokratie am Beispiel Thüringens
- Die Fremden. Unerwünschte Begegnungen und verbotene Protokolle, 2002: ein Buch über die Situation von Gastarbeitern in der DDR und ihr Schicksal in den neuen Bundesländern sowie über Fremdenhass im gegenwärtigen Deutschland
- Der Grenz-Gänger, 2005: eine Langzeitreportage über Probleme der Region entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in Bayern/Thüringen/Hessen 15 Jahre nach der Wende, die stellvertretend für die des ganzen Landes stehen
- Immer geradeaus: Zu Fuß durch Europas Osten. Aufbau Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-351-02715-5.
- Letzte Helden: Reportagen, 2010: Aufbau Verlag, Berlin, ISBN 978-3-7466-2663-5: Drei Reportagen über Helden des Alltags; aus der Region von Tschernobyl, bei einer "Tafel" für Bedürftige und "über Helden der Arbeit" 20 Jahre nach der Wende.
Weblinks
- Literatur von und über Landolf Scherzer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Porträtreportage über Scherzer aus der 'Zeit' (1998)
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