- Laryngologe
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Der Kehlkopf – in der medizinischen Fachsprache Larynx [ˈlaːrʏŋks] (von gr. λάρυγξ) – bildet als Teil des Atemtrakts den Übergang vom Rachen zur Luftröhre im vorderen Halsbereich. Von außen sieht man beim Menschen in der Mitte des Halses den Adamsapfel, der dem mittigen Vorsprung des Schildknorpels entspricht. Embryonal entsteht er aus dem vierten Kiemenbogen. Die Erkrankungen des Kehlkopfs sind Gegenstand der Laryngologie, einem Teilgebiet der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.
Der Kehlkopf hat zwei Funktionen. Zum einen schützt er die Luftröhre vor Speisestücken, indem beim Schlucken der Kehlkopf nach vorne oben gezogen und damit der Kehldeckel verschlossen wird. Zum anderen regulieren die Stimmlippen bei Säugetieren den Strom der Atemluft und erzeugen durch ihre Schwingungen Töne bzw. die Menschliche Stimme. Vögel besitzen zwar ebenfalls einen Kehlkopf, aber ohne Stimmlippen und Kehldeckel. Für die Stimmbildung ist bei Vögeln die Syrinx, auch als „unterer Kehlkopf“ bezeichnet, zuständig.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Der Kehlkopf besteht aus drei großen Knorpeln, dem Schildknorpel (Cartilago thyroidea), dem Ringknorpel (Cartilago cricoidea), und dem Kehldeckel (Epiglottis), und den zwei kleineren Stellknorpeln (Cartilagines arytaenoideae). Der Schildknorpel bildet die vordere Wand des Kehlkopfes und ist vor allem an seiner Oberkante von außen zu sehen und zu tasten. Darunter liegt der waagrechte Ringknorpel, dem die Knorpelspangen (Cartilagines tracheales) der Luftröhre folgen. Die Stellknorpel (Aryknorpel) sitzen dem Ringknorpel hinten gelenkig auf. Der Kehldeckel ist mit dem Schildknorpel verbunden und verschließt den Kehlkopfeingang gegen den Rachen. Die Knorpel werden von Bändern (Ligamenta cricothyroidea) zusammengehalten, und der Kehlkopf ist oben durch eine Membran am Zungenbein (Os hyoideum) aufgehängt. Die Stimmlippen oder Stimmbänder (Ligamenta vocalia) sind zwischen den Stellknorpeln und der Hinterwand des Schildknorpels gespannt. Sie werden von speziellen Muskeln (s. Kehlkopfmuskeln) bewegt.
Durch die Regulation der Weite und Spannung der Stimmlippen, durch die sie längs durchziehenden Stimmmuskelfasern und vor allem durch die Kehlkopfmuskeln wird der Grundklang von Stimme bzw. Gesang geformt. Dieser primäre Kehlkopfklang (Primärschall) wird durch Bewegungen der Zunge und des Mundes zu Sprachlauten geformt. Ihren vollen Klang erhält die Stimme mittels der Resonanz im Rachen-, Mund-, und Nasenraum (Ansatzrohr, Vokaltrakt).
Es gibt noch einige kleine Knorpel, die aber funktionell keine Rolle spielen. Innen ist der Kehlkopf mit einer Schleimhaut ausgekleidet.
Topografie
Oberhalb des Kehlkopfes liegt der Rachen (Pharynx), in den sowohl die Luft aus Mund und Nase als auch die Nahrung gelangt. Nach unten setzt sich der Kehlkopf in die Luftröhre fort. Der Anfang der Speiseröhre liegt hinter, bei Tieren über dem Kehlkopf. Beide liegen in einem Raum von lockerem Bindegewebe, das vorne vom mittleren und hinten vom hinteren Blatt der Halsfaszie begrenzt wird. Das mittlere Blatt spannt sich zwischen den beiden Musculi omohyoidei (Schulterblatt-Zungenbeinmuskeln) aus, das hintere umgibt die Halswirbelsäule mit ihrer Muskulatur. Unterhalb des Kehlkopfes liegt die Schilddrüse. Seitlich von Kehlkopf und Speiseröhre liegt im selben Raum die Gefäßnervenstraße des Halses.
Funktion
Der Kehlkopf spielt eine wesentliche Rolle bei der menschlichen Stimmbildung (Phonation) bzw. der Lautbildung bei den übrigen Säugetieren. Der Musculus cricoarytenoideus posterior (auch „Posticus“, bei Tieren Musculus cricoarytenoideus dorsalis) entspringt hinten am Ringknorpel und setzt hinten am Processus muscularis (Muskelvorsprung) des Stellknorpels der jeweiligen Seite an, zieht ihn nach innen und damit die Stimmlippen, die vorne vor dem Gelenk mit den Stellknorpeln verbunden sind, auseinander.
Diesem Stimmritzenöffner stehen drei Schließer der Stimmritze (Glottis)gegenüber. Der Musculus cricoarytenoideus lateralis entspringt vorne außen am Ringknorpel, setzt ebenfalls am Processus muscularis an und macht damit genau die gegenläufige Bewegung wie der Posticus. Der quere und der schräge Stellknorpelmuskel (Mm. arytenoidei obliquus und transversus) verbinden direkt die beiden Stellknorpel und ziehen sie zusammen. Für die Formung der Stimme ist der Stimmbandmuskel (Musculus vocalis) wichtig, der als Teil des Musculus thyroepiglotticus der Außenseite der Stimmlippen anliegt und ihre Spannung reguliert.
Die Frequenz, mit der die Stimmbänder schwingen, bestimmt die Tonhöhe, die Stärke des Luftstroms dagegen die Lautstärke. Neben den Resonanzen im Rachen-, Mund-, und Nasenraum kommt es durch Resonanz auch zu Vibrationen in der Brust und den Nasennebenhöhlen im Kopf. Bei Brustresonanzen ist die Stimme getragener und etwas dunkler als bei Kopfresonanz. Ständige Heiserkeit ohne erkennbare organische Ursache beruht oft darauf, dass die Resonanzräume wenig eingesetzt werden und deshalb die Stimme über Gebühr beansprucht wird.
Beim Schlucken wird der Kehlkopf sowohl am Zungenbein als auch gegen das Zungenbein nach oben gezogen und damit der Kehldeckel gegen das Fettpolster der Halswand gedrückt. Durch die Kontraktion des Zungengrundes, der die vordere Halswand bildet, wird der Kehldeckel noch völlig verschlossen. Beim Versuch beim Essen gleichzeitig zu reden, kann es passieren, dass kleine Mengen Speise oder Flüssigkeit die Schleimhaut von Kehlkopf und Luftröhre berühren, was zu einem starken Hustenreiz führt.
Nerven- und Gefäßversorgung
Der Nervus laryngeus superior (oberer Kehlkopfnerv, bei Tieren als Nervus laryngeus cranialis bezeichnet) versorgt den äußeren Kehlkopfmuskel (M. cricothyroideus) und die Kehlkopfschleimhaut oberhalb der Stimmritze. Er stammt vom Nervus vagus (X. Hirnnerv).
Der Nervus laryngeus inferior (unterer Kehlkopfnerv, bei Tieren als Nervus laryngeus caudalis bezeichnet) versorgt die innere Kehlkopfmuskulatur und die Schleimhaut des Kehlkopfes unterhalb der Stimmritze. Er stammt ebenfalls (N. laryngeus recurrens) aus dem X. Hirnnerv.
Die Arteria laryngea superior (obere Kehlkopfarterie), die ihn oberhalb der Stimmritze versorgt, ist der erste Ast der Arteria carotis externa (äußere Halsschlagader). Sie verlässt sie kurz nach Aufteilung der Halsschlagader und erreicht ihr Ziel durch eine Perforation in der Membran, an der der Kehlkopf am Zungenbein aufgehängt ist. Die Arteria laryngea inferior (untere Kehlkopfarterie) stammt aus dem Truncus thyrocervicalis (A. thyroidea inferior) der A. subclavia (Schlüsselbeinarterie). Sie versorgt aufsteigend die Luftröhre und den unteren Teil des Kehlkopfes.
Der Verlauf der Venen orientiert sich grob an dem der Arterien, wie in den meisten Regionen des Körpers.
Krankheiten
Fehlbildungen (Formanomalien) des Kehlkopfs sind relativ selten.
Eine Entzündung des Kehlkopfs wird als Laryngitis bezeichnet. Sie kann beispielsweise bei einem Infekt der Atemwege auftreten. Bestimmte Infektionskrankheiten äußern sich bevorzugt als Kehlkopfentzündung, beispielsweise die Diphtherie („Krupp“). Als Pseudokrupp wird die Laryngitis subglottica, eine Entzündung des Kehlkopfes knapp unterhalb der Stimmbänder bezeichnet. Der Kehlkopfkrebs ist eine typische Erkrankung von Rauchern.
Eine schlaffe Lähmung der Stimmritze mit Intermediärstellung eines oder beider Stimmbänder infolge einer Schädigung des Nervus laryngeus inferior (Nervus laryngeus recurrens) und des Nervus laryngeus superior bezeichnet man als Kadaverstellung. Bei Pferden tritt eine einseitige Lähmung des Nervus laryngeus recurrens recht häufig auf und führt zu einer einseitigen Stimmbandlähmung (Kehlkopfpfeifen, englisch roaring).
Untersuchung
1858 wurde von Ludwig Türck (1810-1868) und Johann Nepomuk Czermak (1828-1873) die Laryngoskopie als Spiegelbetrachtung mit von außen reflektiertem Licht, also unter Verwendung eines Kehlkopfspiegels und eines Stirnspiegels, in die klinische Praxis eingeführt. Diese Methode ist auch heute noch die Standardmethode des HNO-Arztes zur Untersuchung des Kehlkopfes.
Modernere Untersuchungsmethoden verwenden zur Untersuchung des Kehlkopfs Endoskope, einerseits das Larynx-Endoskop, ein starres Endoskop, das in den Mund eingeführt wird und über eine 90°-Optik den Blick abwärts in den Kehlkopf ermöglicht, andererseits flexible Endoskope, die über Nase und Nasenrachen eingeführt werden und auf diesem Wege die Untersuchung des Kehlkopfes ermöglichen.
Von außen kann man den Kehlkopf tastend untersuchen. Gute Kehlkopfbilder liefern das Computertomogramm und die Kernspinuntersuchung.
Weblinks
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