Lawrence Richard Walters

Lawrence Richard Walters
Cluster Ballooning als Extremsport betrieben

Lawrence Richard Walters, kurz Larry Walters (* 19. April 1949; † 6. Oktober 1993) wurde als Lawnchair Larry (Gartenstuhl-Larry), auch Lawn Chair Pilot (Gartenstuhl-Pilot) weltbekannt. Am 2. Juli 1982 unternahm er einen abenteuerlichen Flug mit einem selbstgebauten Fluggefährt, getauft die „Inspiration I“, das aus einem Gartenstuhl bestand, der an heliumgefüllten Wetterballons befestigt war.

Geschichte

Aus Erzählungen wird berichtet, dass Larry Walters schon immer fliegen wollte, er aber aufgrund seiner schlechten Augen bei der US-Luftwaffe abgelehnt wurde. Schon mit 13 hatte er jedoch die fixe Idee, mit Heliumballons, die er in einem Navy-Militärshop gesehen hatte, in die Luft zu steigen. In diesen Kindertagen schwebte ihm vor, einige dieser Ballons an seinem Gartenstuhl zu befestigen, etwa 10 Meter abzuheben und nach ein paar Stunden wieder zu Boden zu sinken, indem er mit einem Luftgewehr einige Ballons zerschießen würde.

Es dauerte bis ins Jahr 1982, dass er diese Idee tatsächlich umsetzen würde. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin machte er sich daran, ein Fluggefährt mit Wetterballons zu bauen. Sie kauften 45 je vier Fuß große Wetterballons bei California Toy Time Ballons zusammen mit den notwendigen Heliumflaschen. Um keinen Verdacht zu erregen, nutzten sie dabei einen gefälschten Auftrag seines angeblichen Arbeitgebers, den FilmFair Studios, die die Ballons für einen TV-Werbespot bräuchten. Im Garten des Hauses seiner Freundin in San Pedro (Kalifornien) begannen sie dann mit dem Zusammenbau. Die Ballons wurden dabei an seinem Sears Patio Chair, einer robusten Verandabank, befestigt und mit Helium befüllt. Er nahm neben dem Luftgewehr auch einen Fallschirm, CB-Funk, Sandwiches, Getränke und eine Kamera mit. Er schnallte sich auf dem Stuhl fest, und seine Lebensgefährtin kappte die Leinen, die an seinem Jeep befestigt waren.

Ab diesem Punkt verlief es allerdings anders als geplant. Er hatte ursprünglich erwartet, etwa 100 Fuß aufzusteigen, aber sein Luftgefährt stieg rasant auf 16.000 Fuß (etwa 4900 m). Während der instabilen Fahrt traute er sich auch nicht, einige Ballons zu zerschießen, um nicht abzukippen. Er driftete über Long Beach hinweg schließlich in den Anflugkorridor des Long Beach Airport, wo er gesichtet wurde.

Nach etwa 45 Minuten in der Luft dämmerte ihm, dass er wohl doch einige Ballons zerschießen müsste. Nach einigen Schüssen verlor er sein Gewehr, sank jedoch nun langsam zu Boden, bis sich schließlich nach einer zweistündigen Fahrt mit rund 20 km Flugstrecke einige hängende Leinen in Stromkabeln verfingen, wobei gleich noch ein zwanzigminütiger Stromausfall in der Nachbarschaft von Long Beach verursacht wurde, der es Walters ermöglichte, sich ohne Gefahr eines Stromschlages auf den Boden herunterzuhangeln. Wieder am Boden, wurde er umgehend von Polizisten vom LAPD festgenommen, die ihn schon erwartet hatten.

Die FAA, die US-Luftfahrtbehörde, belegte ihn anschließend mit einer Strafe von 4000 US-Dollar wegen Verletzung von Flugregeln. Walters legte jedoch gegen das Urteil Berufung ein und wurde in zweiter Instanz zu 1500 US-Dollar Strafe verurteilt. Unter anderem vertrat das Gericht die Auffassung, dass die Belangung wegen „Führen eines Fluggefährts ohne Flugzulassung“ nichtig sei, da ein Verandastuhl keine Zulassung benötige, jedoch bekannte sich Walters schuldig, „Keine Zweiwegekommunikation mit der Flugsicherung“ errichtet zu haben. Die FAA erkannte an, dass „Walters Flug wahrscheinlich gefährlich war, er aber nicht beabsichtigte, irgendjemanden zu gefährden“.

Larry Walters wurde später eine „lobende Erwähnung“ im Darwin-Award zuteil, und er tingelte durch mehrere Shows im Fernsehen und anderen Medien. Er gab seinen Job als LKW-Fahrer auf, versuchte sich einige Zeit als Motivationstrainer, konnte aber von den Auftritten letztlich nicht leben. Schließlich arbeitete er bei der US-Forstaufsicht. Am 6. Oktober 1993 beging er im Angeles National Forest Selbstmord, indem er sich selbst ins Herz schoss.

Moderne Sagen

Larry Walters Flug steht im Zentrum vieler moderner Sagen, die die Geschichte noch deutlich abenteuerlicher machen, als sie tatsächlich war. So hatte Larry Walters während des gesamten Flugs Funkkontakt mit seiner „Bodencrew“, seiner Lebensgefährtin Carol Van Deusen und einem guten Freund Ron Richlin. Er hatte während des Flugs auch Kontakt mit REACT (Radio Emergency Associated Communication Teams, die den Notfunk auf CB Kanal 9 überwachen), bei denen auch eine Aufzeichnung des Funkverkehrs vorliegt. Als er etwa in den Luftkorridor eindrang, belegen die Protokolle etwa folgende Sätze:

  • REACT: What information do you wish me to tell them (the airport) at this time as to your location and your difficulty? (Welche Informationen sollen wir an sie (den Flughafen) weitergeben bezüglich ihrer Position und ihrer Schwierigkeiten?)
  • Larry: Ah, the difficulty is, ah, this was an unauthorised balloon launch, and, uh, I know I'm in a federal airspace, and, uh, I'm sure my ground crew has alerted the proper authority. But, uh, just call them and tell them I'm okay. (Äh, die Schwierigkeit ist, äh, dies war ein unautorisierter Ballonstart, und, nun ja, ich weiß, ich bin in hoheitlichem Luftraum, und, äh, ich bin sicher, meine Bodencrew hat die zuständigen Behörden schon alarmiert. Aber, äh, ruft sie mal und sagt ihnen Bescheid, dass ich okay bin.)

Zu den fehlerhaften Elementen dieser modernen Sage gehören:

  • Larry verlor beim Start wirklich seine Brille, er hatte jedoch eine Ersatzbrille dabei.
  • Er flog nicht in den Anflugkorridor des LAX Los Angeles International Airport, sondern „nur“ in den des Long Beach Airport, der von Flugzeugen von TWA und Delta Air Lines angeflogen wird, die ihn sichteten und dem Tower meldeten.
  • Larry flog nicht über offenes Meer, sondern landete einige Kilometer weiter in bewohntem Gebiet nordöstlich des Long-Beach-Flughafens.
  • Larry verlor sein Luftgewehr nicht gleich beim Start, sondern erst, als er schon einige Ballons zerschossen hatte.
  • Larry kaufte die Ballons nicht in einem Militärshop, sondern bei einem spezialisierten Ballonausrüster.
  • Sein Gartenstuhl war kein Klappstuhl, sondern ein recht stabiler Verandastuhl.
  • Er gab den Stuhl einem Nachbarsjungen, der ihn unverändert besitzt, was ihm erst schmerzlich auffiel, als das Smithsonian Institute anfragte, ob es den Stuhl ausstellen könne.

Cluster Ballooning ist übrigens tatsächlich auch ein Extremsport, bei der sich ein Ballonfahrer mittels eines Geschirrs an Heliumballons befestigt. Im Gegensatz zu Heißluftballons ist die Fahrt jedoch sehr unruhig und fast nicht zu kontrollieren. Jedoch ebenfalls im Gegensatz zu anderen Ballongefährten kann man damit schnell große Höhen erreichen – der aktuelle Guinness-Weltrekord wird von Ian Ashpole gehalten, der am 28. Oktober 2001, über Chatteris, Cambridgeshire, UK, mit 600 Spielzeugballons eine Höhe von 11.000 Fuß (3.350 m) erreichte. Die Larry Walters zugeschriebene Höhe von 12.000 Fuß wird übrigens nicht als Rekord anerkannt, da er keinen Höhenmesser mitführte. Ebenso sei erwähnt, dass Larry Walters über Techniken des Cluster Ballooning nicht informiert war. So führt man hier meist wassergefüllten Ballast mit, um die Rückfahrt zum Boden wenigstens ein bisschen beeinflussen zu können – auch Larry Walters hatte eigentlich vor, in unbewohntem Gebiet zu landen.

Weblinks


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