- Lehnübersetzung
-
Lehnübersetzung bezeichnet einen zusammengesetzten Begriff, der nach einem Fremdwort gebildet wurde, indem beide bzw. alle Bestandteile des Fremdwortes einzeln in eine andere Sprache übersetzt wurden. So entstanden zum Beispiel die Wörter „Großmutter“ und „Großvater“ als wörtliche Übersetzung von französisch „grand-mère“ und „grand-père“. Andere Beispiele sind „Flutlicht“ (engl. flood light) und „Datenverarbeitung“ (engl. data processing).
Wird nur ein Bestandteil des Ausgangswortes wörtlich übersetzt, spricht man von Lehnübertragung. Bewusste Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen sind Möglichkeiten, eine Sprache zu bereichern, ohne als Fremdwort erkennbare oder meist beim ersten Hören unverständliche Fremdwörter einzuführen. Daneben gibt es auch unbewusste Lehnübersetzungen wie nicht wirklich „eigentlich nicht“ (= engl. not really). Dies wird gerne als Beispiel für eine schlechte Übersetzung zitiert, weil in der deutschen Sprache „nicht wirklich“ zumeist im Sinne von „fast gar nicht“ oder "nur eingeschränkt" benutzt wird. Sprachkritiker wie Wolf Schneider oder Bastian Sick bemängeln in ihren Publikationen auch speziell diese Lehnübersetzung. Schneider bezeichnet diesen Ausdruck als Beispiel für einen gespreizten Anglizismus.
Der Begriff und die sonstige Betz'sche Lehnwortterminologie wird vor allem in der Germanistik, der deutschsprachigen Romanistik und der Slawistik verwendet.
Literatur
- E. Back: Wesen und Wert der Lehnübersetzung. Dissertation, Universität Gießen, 1935
- Deutsche Wortgeschichte. Hrsg. von Friedrich Maurer und Heinz Rupp., 3. Aufl. Berlin: de Gruyter, 1974, S. 135–163,
Weblinks
Wiktionary: Lehnübersetzung – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikimedia Foundation.