Leonardo III. Tocco

Leonardo III. Tocco

Leonardo III. Tocco († um 1495 in Süditalien) aus der italienischen Familie Tocco war von 1448 bis 1479 letzter Pfalzgraf von Kefalonia und Despot von Arta.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit und Jugend

Leonardo III. Tocco wurde als ältester von drei Söhnen des Carlo II. Tocco und der Raimondina di Ventimiglia geboren. Seine jüngeren Brüder waren Antonio Tocco und Giovanni Tocco.

Als sein Vater 1448 starb, war Leonardo III. noch zu jung um allein zu regieren, sein Vater hatte deshalb vor seinem Tod einen Regentschaftsrat, bestehend aus vier Gouverneuren, zusammengestellt, welcher im Namen Leonardos die Regierungsgeschäfte ausübte. Dieser Regentschaftsrat akzeptierte sofort nach dem Tod des Vaters die Suzeränität (Oberherrschaft) der Republik Venedig, um so einer osmanischen Eroberung zu entgehen.

Das Reich Leonardos III. befand sich nämlich in einer bedrohlichen Situation: Während Leonardos Großonkel Carlo I. Tocco noch als mächtiger Fürst geherrscht hatte, wurde Leonardos Vater Carlo II. in einen Erbfolgekrieg mit Memnon Tocco verwickelt. Dieser illegitime Nachkomme der Familie rief die Osmanen zu Hilfe und eroberte mit ihrer Unterstützung große Teile des Despotats Epirus.

Leonardo III. als Herrscher

Die Osmanen nutzten nun den Tod des Vaters Carlo II. als Gelegenheit, erneut in Epirus einzufallen. Am 24. März 1449 eroberten sie ohne große Gegenwehr Arta und alle anderen Gebiete der Tocci auf dem griechischen Festland außer den Festungen Vonitsa, Varnazza und Angelokastron. Leonardo III. Tocco floh auf die ionischen Inseln und richtete seine Residenz in Santa Maura ein. Obwohl er das Despotat Epirus und Arta verloren hatte, bezeichnete er sich weiterhin als „Despot von Arta“. Er wurde als Unterhändler der Venezianer tätig.

Am 1. Mai 1463 heiratete Leonardo III. in Dubrovnik Milicia Branković, die Tochter des serbischen Despoten Lazar Branković. Sie starb aber bereits 1464.

1463 brach ein Krieg zwischen Venezianern und Osmanen aus, während dieses venezianisch-türkischen Krieges (bis 1479) flohen viele Flüchtlinge in die Pfalzgrafschaft Kefalonia.

1477 heirate Leonardo III. als zweite Frau Francesca Marzano von Aragonien, die Tochter des Mariani Marzano Principe di Rossano, Duca di Squillace e Sessa. Durch diese Heirat mit der neapolitanischen Adligen näherte er sich dem Königreich Neapel an, welches aber mit der Republik Venedig verfeindet war. Die Venezianer stoppten daraufhin jegliche Unterstützung und schlossen 1479 seine Ländereien ausdrücklich nicht in den Friedensvertrag mit den Osmanen ein. Da Leonardo III. die Heirat auch nicht mit dem osmanischen Sultan abgesprochen hatte und des Weiteren während des Krieges den Venezianern auf Zante Unterschlupf geboten hatte, planten die Osmanen nun die Eroberung seiner übrigen Ländereien.

Auslöser der osmanischen Invasion wurde schließlich die Tatsache, dass Leonardo III. Tocco seinem verfeindetem Verwandten Memnon Tocco, inzwischen osmanischer Sandschak-Bey von Ioannina, einen Tribut von 500 Goldstücken zu entrichten hatte. Da er ihm aber angeblich statt des Tributes nur einen Korb voller Früchte lieferte, nutzten die Osmanen diesen Anlass, um 1479 mit der Invasion der ionischen Inseln zu beginnen. Der Sandschakbey von Valona, Gedik Ahmed-Pascha, segelte mit einer Flotte aus 39 Schiffen auf die Inseln, um sie für den osmanischen Sultan in Besitz zu nehmen. Zur gleichen Zeit fielen die letzten drei Festungen auf dem Festland an die Osmanen.

Auch die Venezianer hatten den Sturz Leonardos III. Tocco geplant, als Verbündeter Neapels war er für die Republik nicht mehr tragbar. Sie landeten deshalb mit fünfhundert Reitern auf Zante und besetzten die Insel. Die gleichzeitige Anwesenheit von Osmanen und Venezianern auf den ionischen Inseln hätte beinahe zum Bruch des Waffenstillstandes zwischen den beiden Mächten geführt.

Im Exil

Leonardo III. Tocco dachte nicht an Widerstand, er floh mit seiner Familie und seinen Besitztümern ins Königreich Neapel. Dort wurde er von König Ferrante von Neapel empfangen und mit den Feudalherrschaften von Calimera und Briatico in Kalabrien belehnt. Leonardo hatte keinen schlechten Tausch gemacht, denn auf den ionischen Inseln war er bei den Untertanen verhasst.

Dennoch plante er die Rückeroberung seiner Pfalzgrafschaft. Er wurde zusammen mit seinen Brüdern bei Papst Sixtus IV. empfangen, der ihnen seine Unterstützung zusicherte und Leonardo III. mit einem Geschenk aus der päpstlichen Schatzkammer von 1000 Dukaten sowie mit einem Jahresgeld von 2000 Dukaten unterstützte.

Trotzdem unternahm Leonardo keine Versuche, seinen Besitz zurückzuerobern. Er starb um 1495 im südlichen Italien. Sein Bruder Antonio Tocco hingegen eroberte mit Hilfe katalanischer Söldner 1480/81 Kefalonia und Zante zurück. Er wurde aber 1482 von den Venezianern von Zante vertrieben und 1483 von den eigenen Soldaten, die zu den Venezianern überliefen, in der Festung von Kefalonia ermordet.

Die ionischen Inseln waren daraufhin einige Zeit zwischen Venezianern und Osmanen umstritten, bis sie um 1500 venezianische Kolonie wurden. Epirus wurde endgültig osmanisch.

Leonardos III. Nachkommen führten bis ins 17. Jahrhundert die Titel „Despot von Arta“ und „Pfalzgraf von Kefalonia“.

Nachkommen

  • mit Milicia Branković:
    • Carlo III. Tocco (* 1464; † um 1518), Titular-Despot von Arta und Graf von Zante, verheiratet mit Andronica Araniti, Tochter des Konstandini Comnino Araniti
  • mit Francesca Marzano von Aragonien:
    • Ippolita Tocco
    • Raimundina Tocco
    • Leonora Tocco, Nonne
    • Pietro Tocco († jung)
    • Maria Tocco, heiratete Pietro Talamanca, Signore di Carini
  • mit einer unbekannten Mätresse:
    • Ferrante Tocco († 13. April 1535), illegitimer Sohn, spanischer Botschafter in England

Weblinks

Vorgänger Amt Nachfolger
Carlo II. Tocco Despot von Epirus
Despot von Arta

1448–1479
(Teil des Osmanischen Reichs)
Pfalzgraf von Kefalonia
1448–1479
(Osmanische Besetzung, dann venezianische Kolonie)
Herzog von Leukadia
1448–1479

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