- Anpassungsfähigkeit
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Als Anpassungsfähigkeit, auch Adaptivität oder Flexibilität, wird die Fähigkeit eines Lebewesens oder einer Gesellschaft zur Veränderung oder Selbstorganisation bezeichnet, dank der auf gewandelte äußere Umstände im Sinne einer veränderten Wechselwirkung zwischen (kollektiven) Akteuren untereinander (Assimilation) oder ihrer Umgebung gegenüber reagiert werden kann.
Es ist die Fähigkeit, sich auf geänderte Anforderungen und Gegebenheiten einer Umwelt einzustellen. Sie weist auf eine umstellungsfähige und wenig festgefahrene Bindungs- und Verhaltensstruktur hin (Opportunismus). Das Potenzial der Flexibilität liegt begründet in der Erweiterung des Aktionsraums, der die möglichen Handlungsalternativen in einer Entscheidungssituation umfasst, sowie in der Reduzierung der benötigten Zeit, einzelne Strategien und Aktionen umzusetzen und durchzuführen. Der Begriffskomplex ist eng mit dem Begriff „Lernen“ verwandt. Bei einfachen Verhaltensverstärkungen spricht man von Sensitivierung, das Gegenteil ist die Habituation beziehungsweise Gewöhnung.
In der Biologie galt evolutionäre Anpassung als davon anzugrenzender Fall, der sich nur auf die „Natur“ als System (Populationen), nicht aber auf Individuen bezieht. Im Kontext der Epigenetik wird über erweiterte Konzepte des selektiven Ablesens der Geninformation nachgedacht.
Beispiele sind:
- die Anpassung der Spermien an Verdünnungen oder Temperaturen, die Äquilibrierung
- Assimilation im soziologischen Sinne
- Dynamik der Anpassung im sozialpsychologischen Sinn nach Alexander Mitscherlich (1908–1982)[1]
- Assimilation in der Lernpsychologie
- Anpassung in der Medizin als allgemeine physiologische oder psychologische Kompensation, vgl. auch Krankheitslehre
- Anpassung an Stress; siehe Stressoren und Lerntheorie
- Anpassung der Leistungsfähigkeit des Organismus als Reaktion auf einen Trainingsreiz; siehe Superkompensation
- Akklimatisation, die individuelle physiologische Anpassung eines Organismus an sich verändernde Umweltfaktoren
- Abgleich von endogenen Rhythmen an Zeitverschiebungen (Chronobiologie: Photoperiodik, Schlaf-Wach-Perioden und anderes)
- Anpassung von gesellschaftlichen und ökologischen Systemen oder Individuen an die Folgen des Klimawandels.
Untersucht wird die Anpassungsfähigkeit in der Verhaltensbiologie beziehungsweise der experimentellen Psychologie und Soziologie. Anwendung finden Modelle über Anpassungsfähigkeit auch in der Betriebswirtschaft, der Bionik und Adaptronik (Adaptivität von Informationssystemen, Künstliche Intelligenz) und anderen. Ein Bindeglied dabei bildet die Kognitionswissenschaft.
Siehe auch
- Anpassungsreaktion, die Reaktion von Zellen oder Gewebe auf veränderte Umweltbedingungen oder Schädigungen
- Sensorische Adaptation, Anpassung der Sinneszellen an die jeweiligen Reizgrößen;
- im speziellen Adaptation (Auge) und Adaptation (Akustik)
Literatur
- H. Precht, J. Christophersen, H. Hensel, W. Larcher (Hrsg.): Temperature and Life. Springer, Berlin 1973, ISBN 978-0387064413
Einzelnachweise
- ↑ Mitscherlich, Alexander Auf dem Weg zur vaterlosen Gesellschaft. Ideen zur Sozialpsychologie. Piper München, 10. Auflage 1996, ISBN 3-492-20045-1, Kap. I. Vorläufiges zur Dynamik der Anpassung. Seite 9–21
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