Lesestein

Lesestein
Lesesteinhaufen im Landschaftsschutzgebiet Königswald (Potsdam)
Rain mit Lesesteinen in Nordostdeutschland

Als Lesesteine werden in der Geomorphologie und auch umgangssprachlich auf Wiesen, Weiden und Äckern liegende Steine und Blöcke genannt, die keine Verbindung zum anstehenden Gestein haben. Sie wurden durch die Verwitterung aus dem Verband gelockert und durch die Erosion oder durch bodenmechanische Vorgänge, aber auch durch die Bodenbearbeitung an die Erdoberfläche gebracht. Da sie die Bodenbearbeitung stören bzw. die Produktivität der bearbeiteten Fläche mindern, werden sie durch „Ablesen“ beseitigt und meist an den Feldrändern gesammelt oder auch abgefahren. In besonders „steinreichen“ Gegenden werden sie zu Lesesteinhaufen, Lesesteinwällen oder Trockenmauern aufgeschichtet. Da durch die fortschreitende Bodenerosion und durch Frosthub (vor allem in den eiszeitlichen Lockergesteinen) laufend neue Steine an die Erdoberfläche kommen (umgangssprachlich: „nachwachsen“), muss das Ablesen immer wieder durchgeführt werden.

Inhaltsverzeichnis

Naturschutz und Biotope

Lesesteinhaufen und -wälle aus Lesesteinen gelten als seltene beziehungsweise wertvolle Lebensräume und sind daher regional naturschutzrechtlich geschützt (z. B. Schleswig-Holstein und Brandenburg), da sie wichtige Lebensräume für Kriechtiere, Insekten, kleine Säugetiere und Pflanzen sind. Oftmals entwickelt sich aus einem Lesesteinhaufen auch ein kleines Gehölz oder Gebüsch.

Lesestein als Baustein

Lesesteinmauern aus Basalt umgeben Olivenbäume. Hauran-Gebiet im Süden von Syrien

Lesesteine wurden in vielen ländlichen Regionen der Welt (z. B. Irland, Mediterrangebiete) neben Bruchsteinen zum Bau von Häusern (z. B. Trulli), Speichern und Unterständen verwendet. Sehr verbreitet ist bzw. war das Aufschichten von Lesesteinen an den Grundstücks- und Weidegebietsgrenzen zu Trockenmauern oder die Verwendung in Terrassenmauern an Hängen. Diese können unter Umständen als kulturhistorische Landschaftselemente gelten und schützenswert sein[1].

In den eiszeitlich beeinflussten Regionen Nordostdeutschlands, in denen kein Festgestein ansteht, sondern die Lesesteine aus den eiszeitlichen Lockergesteinen stammen, werden Lesesteine meist (auch umgangssprachlich) als Feldsteine bezeichnet. Da sie durch den glazialen Transport meist gut gerundet sind, lassen sie sich nicht schichten, sondern werden in Lesesteinhaufen - oder wällen bzw. Feldsteinhaufen gesammelt. Sie dienten in diesen Regionen vom Mittelalter bis in die Neuzeit hinein häufig als Baumaterial. Der Begriff Feldstein wird daher weniger im Sinne des geomorphologischen Begriffs Lesestein verwendet, sondern ist in erster Linie als Bezeichnung für einen Naturwerkstein in der Architektur (Feldsteinkirchen) und im Bauwesen (Feldsteinmauern) verbreitet[2].

Literatur

  • Lexikon der Geowissenschaften Band 2 Instr bis Nor. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg, Berlin 2001 ISBN 3-8274-0422-3

Einzelnachweis

  1. Jürgen Peters und Burkhard Klinkhammer: Kulturhistorische Landschaftselemente. Naturschutz und Landschaftsplanung, Zeitschrift für angewandte Ökologie, 32(5): 147-152, Stuttgart 2000
  2. Hillert Ibbeken: Die mittelalterlichen Feld- und Bruchsteinkirchen im Fläming. 240 S., Berlin Verlag 1999 ISBN 3-8305-0039-4

Weblinks

 Commons: Lesesteine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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