- Lesestift-Methode
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Die Readerscan-Methode ist ein elektronisches Verfahren zur Erfassung des Leseverhaltens bei Printmedien. Das Verfahren erlaubt es, in Form einer Lesequote auszuweisen, was Leser und Leserinnen in Zeitungen oder Zeitschriften lesen und bis zu welcher Stelle sie es lesen. Das System zur Erfassung der Lesegewohnheiten mit Hilfe eines Scanners in Stiftform entwickelte der Schweizer Carlo Imboden.
Inhaltsverzeichnis
Methode
Eine Gruppe von 120 bis 400 Lesern – repräsentativ ausgewählt – erhält einen elektronischen Handscanner zum Erfassen der gelesenen Texte. Die Redaktion legt Stichprobenzahl und -struktur des zu messenden Printtitels fest. Die Mitglieder der Gruppe lesen wie gewohnt die Zeitung oder Zeitschrift. Mit dem Scanner erfassen sie während des Lesevorganges die Texte und damit auch die Stellen, bei denen sie aus dem Artikel aussteigen. Die gescannten Ausstiegszeilen werden gespeichert und über ein Modem in ein Rechenzentrum zur Auswertung übertragen. Im Rechenzentrum werden die eingescannten Zeilen mit der elektronischen Vorlage des Printobjektes abgeglichen. Auf diese Weise lässt sich feststellen, welcher Leser welchen Artikel bis zu welcher Stelle gelesen hat. Der Durchschnitt aller „Lesetiefen“ pro Artikel ergibt die Lesequote des Artikels, mit anderen Worten den Nutzungsgrad. [1]
Für jeden einzelnen Artikel wird ausgewiesen, wie intensiv er von der Leserschaft genutzt wurde. Es kann festgestellt werden, ob nur der Titel, auch der Vorspann und ob der Fließtext teilweise oder ganz gelesen wurde. Die Daten über das Leseverhalten werden unmittelbar nach dem Lesen der Ausgabe erfasst, ausgewertet und stehen schon am Erscheinungstage der jeweiligen Ausgabe der Redaktion zur Verfügung.
Das Nutzungsverhalten der Leserschaft wird üblicherweise in mehreren Messwellen gemessen. Dabei bestimmt die Redaktion Anzahl und Länge der Messwellen. Bei Tages- und Wochenzeitungen hat sich ein mehrstufiges Verfahren eingebürgert, mit drei bis vier Messperioden von je vier bis 14 Wochen.
Die Redaktionen können die Daten aus Readerscan verwenden, um die „Lesernähe“ des Blattes zu beurteilen und die Nutzung der verschiedenen Ressorts. Das Interesse der Verlage besteht darin, ihre Auflage durch leserangepasste Inhalte zu halten oder zu steigern.
Kritik
- Das Verfahren ist nur beschränkt geeignet, die flüchtigen Momente des Leseverhaltens festzuhalten, so etwa das Screening von Seiten beim Umschlagen der Zeitungsseiten. Hierzu eignet sich besser der Einsatz von Blickverlaufsverfahren.
- Die Kriterien für die Auswahl der 120 Leser sind für die Redaktionen nicht nachvollziehbar, die Zahl ist zu klein für verlässliche Aussagen, der Zeitraum von drei Wochen zu kurz; Testpersonen verhalten sich in einem kurzen Zeitraum möglicherweise anders als außerhalb des Tests.
- Zum Vergleich: das Programm der Fernsehanstalten verbessert sich objektiv auch nicht durch die Ermittlung der Einschaltquoten.
- Der Einsatz der Hardware ist sehr kostspielig - zudem beeinflusst der Einsatz dieser möglicherweise das Leseverhalten der Teilnehmer.
- Die Anzahl der Teilnehmer - bei einem Teilnehmer-„Pool“ von etwa 120 Lesern - ist vergleichsweise klein im Vergleich zur gesamten Leserschaft. Deshalb sind die gewonnen Ergebnisse mitunter nicht repräsentativ.
Weblinks
- Stefan Niggemeier: Der Leser, das unbekannte Wesen, faz.net vom 4. April 2006
- Forscher ermitteln Verhalten von Zeitungskonsumenten, ndr.de vom 1. Dezember 2004
- Kritischer Beitrag: 120 Panelisten werden uns lehren, das Lesen zu fürchten
Quellen
- ↑ Michaela Böhm: Readerscan angesetzt - Leser markieren eigene Interessen verdi.de vom 8. September 2005
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