Lhermitte-Duclos-Syndrom

Lhermitte-Duclos-Syndrom

Das Lhermitte-Duclos-Syndrom (LDD, auch Dysplastisches Gangliozytom) ist eine seltene Neubildung des Kleinhirns. Es wird als Unterform des Cowden-Syndroms beschrieben.

Die Erstbeschreibung des Leidens erfolgte 1920 durch Jacques Jean Lhermitte und P. Duclos.

Inhaltsverzeichnis

Pathologie und Histopathologie

Histologisches Präparat eines dysplastischen Galgliozytoms (HE-Färbung) in niedriger Vergrößerung
Histologisches Präparat eines dysplastischen Kleinhirns bei der Lhermitte-Duclos-Erkrankung (Luxol-Nissl-Färbung). Die Schichtung der normalen Kleinhirnrinde ist gestört.
Histologisches Präparat (Immunhistochemische Färbung gegen Calbindin) eines dysplastischen Kleinhirns bei Lhermitte-Duclos-Erkrankung. Die dysplastischen Purkinjezellen werden hier sichtbar.

Nach der WHO-Klassifikation der Tumoren des zentralen Nervensystems zählt es zu den Grad I Tumoren. Die Krankheit zeigt allerdings gleichzeitig Charakteristika einer gutartigen Neubildung und einer Fehlbildung, so dass die genaue Einordnung noch unklar ist. Auch ob es sich um ein Hamartom handeln könnte, ist in Fachkreisen umstritten.

Bei der Entstehung spielt das Tumorsuppressorgen PTEN eine Rolle. Dem Cowdensyndom liegt eine Keimbahnmutation des PTEN-Gens zugrunde. In Mausmodellen konnte die Rolle des PTEN-Gens bei der Pathogenese der Lhermitte-Duclos-Erkrankung nachgewiesen werden: Eine gezielte Ausschaltung von PTEN im Kleinhirn führt zu einer Faltungs- und Zellwanderungsstörung ähnlich der Architekturstörungen beim Menschen.

Auf zellulärer Ebene sieht man dysplastische (hypertrophe und später blasig aufgetriebene (vakuolisierte)) Purkinjezellen. Die Schichtung des Kleinhirns ist umgekehrt (invertiert) und die Körnerzellschicht ist weitgehend aufgelöst.

Symptome, Diagnostik und Therapie

Zu den klinischen Symptomen gehören Kopfschmerzen, Bewegungsstörungen und Tremor (Zittern), Sehstörungen und eine Vergrößerung des Kopfes, die einen Hydrozephalus imitieren kann. Die Beschwerden nehmen über Monate bis Jahre langsam zu.

Das Elektroenzephalogramm kann verändert sein. Die Magnetresonanztomographie bietet heute eine sichere Nachweismethode, beweisend ist der histopathologische Befund.

Die Therapie besteht in der operativen Entfernung der Tumormasse. Rezidive sind allerdings häufig. In einigen Fällen mit familiärer Häufung konnte eine autosomal-dominante Vererbung des Leidens bewiesen werden.

Quellen

Literatur

  • J. Lhermitte, P. Duclos: Sur un ganglioneurome diffuse du cortex du cervelet. Bulletin de l'Association francaise pour l'etude du cancer, Paris, 1920, 9: 99-107.
  • Marino S, Krimpenfort P, Leung C, van der Korput HA, Trapman J, Camenisch I, Berns A, Brandner S. PTEN is essential for cell migration but not for fate determination and tumourigenesis in the cerebellum. Development. 2002 Jul;129(14):3513-22.

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