Liebersee

Liebersee
Liebersee
Stadt Belgern
Koordinaten: 51° 28′ N, 13° 10′ O51.46416666666713.165Koordinaten: 51° 27′ 51″ N, 13° 9′ 54″ O
Eingemeindung: 1. März 1994

Liebersee ist ein 1251 erstmals erwähntes Dorf, heute Ortsteil von Belgern, am linken Rand des sächsischen Elbetals, zwischen Riesa und Torgau.

Bedeutung für die Archäologie hat das über fast 2000 Jahre von den unterschiedlichsten Kulturen der Region belegte Gräberfeld westlich der Ortschaft an der B 182. Auf insgesamt vier Hektar konnten rund 2000 Bestattungen von der jüngeren Bronzezeit bis an das Ende der Völkerwanderungszeit geborgen werden. Es handelt sich dabei neben dem Gräberfeld von Niederkaina in der Oberlausitz um den größten bekannten Bestattungsplatz in Sachsen.

Inhaltsverzeichnis

Forschungsgeschichte

1957 wurden bei der Anlage einer Kartoffelmiete erste Brandgräber entdeckt und geborgen. In den 1960er und 1970er Jahren fanden immer wieder Notbergungen bei der Anlage eines Baulagers statt. Von 1975 bis 1979 wurde der zentrale Teil des Begräbnisplatzes von 1,4 Hektar größe durch K. Kroitsch ergraben. Von 1995 bis 1998 erfolgte im Rahmen eines DFG-Projektes auf Grund der Bedeutung des Fundplatzes eine Nachuntersuchung der peripheren Bereiche. Es wurden weitere 500 Gräber erfasst.

Geschichte des Gräberfeldes

Die Belegung setzt in der jüngeren Bronzezeit mit etwa 500 Urnengräbern ein, davon gehören rund 50 noch zur Fremdgruppenzeit. Kulturell gehören die Gräber zur Lausitzer Kultur. Weitere 1000 Urnengräber stammen aus der nachfolgenden vorrömischen Eisenzeit. Die frühen Abschnitte sind durch überwiegend eng gestellte Urnengräber mit wenig Beigefäßen gekennzeichnet und gehören zur Billendorfer Gruppe der Lausitzer Kultur.

Die jüngeren Abschnitte lassen einen verstärkten Einfluss der Jastorf-Kultur in den einzeln gestellten Urnen mit Deckschalen erkennen. Brandgruben- und Brandschüttungsgräber fehlen vollständig. aus der Stufe LT D 2 (2. Hälfte des 1. Jahrhunderts) fanden sich keine Gräber. Es scheint eine Belegungsunterbrechung von mehreren Jahrzehnten gegeben zu haben. Die Belegung setzt räumlich getrennt von den letzten vorrömischen Gräbern in spätaugusteiische Zeit wieder ein. Rund 40 Gräber datieren in die ältere römische Kaiserzeit, darunter zwei Körpergräber. Ansonsten überwiegen Urnengräber, ab der Stufe B 2 kommen auch Brandgruben und Brandschüttungsgräber vor. Aus der jüngeren römischen Kaiserzeit stammen etwa 70–90 Brandgruben- und zehn Urnen-Brandschüttungsgräber. Die Gräber gehören zur Gruppe der Elbgermanen.

Aus der anschließenden Völkerwanderungszeit stammen 80 Körpergräber und zwei Pferdebestattungen sowie vier merowingerzeitliche Reihengrabgruppen mit 34 menschlichen Bestattungen und einer Pferdebestattung. Den zeitlichen Abschluss bilden 20 frühmittelalterlich-slawische Urnen- und Brandschüttungsgräber mit Gefäßen Prager Typs.

Literatur

J. Bemmann, W. Ender: Liebersee: Ein polykultureller Bestattungsplatz an der Elbe. Bd. 1–6, Stuttgart 1999–2008

Weblinks

  • Liebersee im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen

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