Gräberfeld

Gräberfeld
Gräberfeld während der archäologischen Ausgrabungen mit den auf dem Boden angezeichneten Umrissen der einzelnen Grabgruben

Ein Gräberfeld ist eine Ansammlung beliebiger Gräber in Form von Erdbestattungen (auch als Brandgräber). Es handelt sich in der Regel jedoch um Grabhügel, Urnen- und Flachgräber. Der neutrale Begriff findet in der kontinentaleuropäischen Archäologie und anderen Kulturwissenschaften als Alternative zu dem christlichen Ausdruck „Friedhof“ Anwendung.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung

Im Gegensatz zu einem Gräberfeld ist eine Nekropole oder Totenstadt (altgr. nekrós ,Toter‘ und polis ,Stadt‘) eine größere Begräbnis- und Weihestätte des Altertums und der Frühgeschichte. Nekropolen liegen oft abseits der Wohnsiedlungen. In griechischen, römischen, phönizischen und jüdischen Orten war es aus religiösen Gründen vorgeschrieben. Der Begriff „Nekropole“ kollidiert teilweise mit der Bezeichnung „Gräberfeld“. Im weitesten Sinne sind die Grabstätten der Nekropole jedoch gebäudeartig.

Beschreibung

Die Anzahl der Bestattungen ist bei der Begriffswahl weniger relevant. Theoretisch kann ab drei Gräbern von einem Gräberfeld gesprochen werden, zumal stets damit gerechnet werden muss, dass es durch Erosion, Überbauung oder landwirtschaftliche Arbeiten zum Verlust von Bestattungen gekommen sein kann. Aus diesem Grund ist zu beachten, dass selbst auf vollständig erforschten Gräberfeldern meist nur eine Mindestanzahl von Gräbern als gesichert angegeben werden kann. Ein Gräberfeld muss nicht nur aus Gräbernfunden bestehen. Hinzu gehören jene Objekte, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Bestattungen stehen oder im Rahmen des Totenrituals eine Rolle spielten. Bautasteine, Runensteine, Feuerstellen, Schiffssetzungen, Totenhütten oder Menhire gehören dazu, sofern ihre Gleichzeitigkeit mit der Bestattungsplatznutzung belegt ist.

Die Belegungsdauer, d.h. die aktive Nutzungszeit eines Gräberfeldes, ist sehr verschieden und kann sich von einer Generation bis über mehrere Kulturen - in Einzelfällen also sogar über mehrere Jahrtausende - erstrecken. Während die Belegungsdauer offensichtlich stärker von demographischen bzw. lokalen Bedingungen unterliegt und weniger kulturspezifisch ist, kann die Platzwahl (z.B. auf Höhenzügen oder in der Nähe wesentlich älterer Grabhügel) durchaus zu den Charakteristika einer Kultur gehören.

Die Gräberfeldanalyse bildet eine wichtige Grundlage der archäologischen Forschung.

Arten

Körperbestattung zweier Mädchen in einer Grabgrube (Doppelbestattung)

Der Begriff kann, dem Bestattungsritus entsprechend, in Unterkategorien aufgeteilt werden:

  • Hügelgräberfeld, wenn es sich um überhügelte Bestattungen handelt
  • Körpergräberfeld, wenn es sich ausschließlich um unverbrannte Bestattungen handelt
  • Reihengräberfeld, wenn die Bestatteten einheitlich ausgerichtet liegen
  • Knochenlagerfeld, wenn lediglich gesammelte, bzw. exhumierte Knochen an einem Platz bestattet werden
  • Brandgräberfeld, wenn es sich ausschließlich um verbrannte Bestattungen handelt
  • Brandschüttgräberfeld, wenn die Beisetzung des Leichenbrandes und der Beigaben einem anderen Ort als die Verbrennung stattfindet
  • Brandgrubengräberfeld, wenn die Verbrennung und Beisetzung an ein und derselben Stelle geschieht
  • Urnengräberfeld, wenn die Überreste in Urnen beigesetzt werden. Die Prägnanz dieser Sitte im jungbronzezeitlichen Mitteleuropa verlieh der Kulturerscheinung ihren Namen: Urnenfelderkultur
  • birituelles Gräberfeld (lat. bi, zwei), wenn es sich sowohl um Brand- als auch um Körpergräber handelt

Merowingerzeitliche Gräberfelder

Alamannische Gräber im Gräberfeld von Stuttgart-Feuerbach während der Ausgrabung durch Richard Kallee [1]

Gräberfelder folgen in der Auswahl ihrer Areale gewissen Mustern oder zeigen regionale Gemeinsamkeiten. So wurden Gräberfelder in fränkischen und alamannischen Gebieten der Merowingerzeit bevorzugt auf einem leicht ansteigenden Gelände oberhalb der zugehörigen Ansiedlung, mit Blickkontakt auf die Siedlung, angelegt. In ebenen Gebieten wurde dagegen eine räumliche Nähe zur Siedlung bevorzugt. Gelegentlich ändern ganze Gräbergruppen einer Periode ihre geographische Ausrichtung gegenüber früheren Bestattungen, was durch Änderungen in den religiöse Vorstellungen erklärbar ist. Eine häufig anzutreffende Ausrichtung der Gräber ist die Ost-West-Richtung, der Kopf des Verstorbenen im Westen [2].

Zeitliche Einordnung

Die Merowingerzeitlichen Gräberfelder zeichnen sich durch zahlreiche Grabbeigaben, wie Waffen, Ton- und Glasgefäße, sowie Schmuckstücke aus. Sie werden etwa vom 5. bis ins 8. Jahrhundert genutzt und lassen sich in drei Zeitabschnitte untergliedern:[3]

  • Der erste Abschnitt umfasst die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts und das frühe 6. Jahrhundert bis etwa 530 n. Chr.. Der Anteil dieser frühen Gräber an den Gräberfeldern ist gering, was damit zu erklären ist, dass in dieser Zeit die Beigabensitte nicht sehr verbreitet war, was die Gräber schwerer auffindbar macht, beziehungsweise völlig andere Bestattungsformen vorherrschten.
  • Der zweite Abschnitt reicht von etwa 530 bis etwa 585 n. Chr. und beinhaltet die mit Abstand meisten Gräber. Typisch ist eine regelhafte und relativ gleichförmige Beigabensitte. In Frauengräbern findet sich als charakteristisches Element die Vierfibeltracht mit Almandin-Scheibenfibeln, Bügelfibeln, S-Fibeln und Vogelfibeln, sowie einteilige Gürtelgarnituren und Schilddornschnallen. Männergräber sind durch Waffenbeigaben, vor allem Schmalsaxe und Schildbuckel mit Spitzenknopf gekennzeichnet.
  • Der dritte Zeitabschnitt umfasst etwa die Zeit von 585-670 n. Chr.. Die typischen Grabbeigaben dieses Abschnitts sind eine Einfibeltracht mit Goldscheibenfibeln bei Frauen, sowie Breitsaxe und Schildbuckel ohne Spitzenknopf bei Männern. Sehr charakteristisch sind weiterhin Gürtel aus mehrteiligen Garnituren mit halbrunden oder triangulären Beschlägen. An den Beschlägen finden sich häufig Tauschierungen mit geometrischen Mustern oder Tierstildekor.

Im Laufe des 7. Jahrhunderts enden die Merowingerzeitlichen Reihengräberfelder. Nach und nach ging die Beigabensitte zurück, wobei große regionale Unterschiede zu verzeichnen sind. Im westlichen Mitteleuropa endet die Beigabensitte in der Regel früher als im Osten. Allerdings finden Gefäßbeigaben im Niederrheingebiet bis ins 8. Jahrhundert Verwendung, während diese Sitte in Bayern im frühen 7. Jahrhundert stark rückläufig ist. Auch verlagern sich die Friedhöfe am Übergang des 7. zum 8. Jahrhunderts von den Randbereichen außerhalb der Siedlungen zu den Kirchen, die inmitten der Dörfer liegen.

Verbreitung

Gräberfelder der Merowingerzeit finden sich etwa in den südlichen und westlichen Teilen Deutschlands sowie anderen Ländern im Rheingebiet. Bedeutende Gräberfelder im alemannischen Bereich sind etwa das Gräberfeld von Weingarten und das Gräberfeld von Oberflacht. Weitere größere, meowingerzeitliche Gräberfeldern im Rheingebiet und Süddeutschland sind beispielsweise Altenerding, Andernach, Aubing, Beckum, Bülach, Dittenheim, Deersheim, Donaueschingen, Ehrang, Eichstetten, Fridingen, Krefeld-Gellep, Holzgerlingen, Kirchheim-Heuau, Jülich, Schretzheim, Stuttgart-Feuerbach, Unterhaching, Weilbach, Westheim in Mittelfranken um nur einige zu nennen. Im Gebiet der Sachsen, in Norddeutschland und auf der jütischen Halbinsel herrschten in der Kaiserzeit Urnengräber vor. Ab dem 4. Jahrhundert mischten sich Körpergräber darunter. Aus dem 5. und 6. Jahrhundert liegen relativ wenige Gräberfälder aus den sächsischen Gebieten vor, da viele Bestattungsplätze aufgegeben wurden. Eines, das sehr lange genutzt wurde ist etwa jenes aus Liebenau im heutigen Niedersachsen. Einige Gräberfelder enthalten auch Pferdegräber, wie etwa jenes aus Alach in Thüringen oder Dörverden in Niedersachsen[4].

Weitere Beispiele

Gräberfelder verschiedener Kulturen und Epochen lassen sich zum Beispiel in Skandinavien finden in oder bei Gettlinge, Blomsholm, Li, Mala, Trullhalsar, Vätteryd und Lindholm Høje.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Oskar Paret: Die frühschwäbischen Gräberfelder von Groß-Stuttgart und ihre Zeit. Felix Krais Verlag, Stuttgart 1937 (Veröffentlichungen des Archivs Stuttgart. Heft 2, ISSN 0934-8743).
  2. Gerhard Fingerlin: Zur alamannischen Siedlungsgeschichte des 3.–7. Jahrhunderts. In: Wolfgang Hübener (Hrsg.): Die Alemannen in der Frühzeit. Konkordia, Bühl 1974, S. 45–88 (Veröffentlichung des Alemannischen Instituts 34, ZDB-ID 741612-x).
  3. Frank Siegmund:Alemannen und Franken. 2. Auflage. Walter de Gruyter Verlag, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-11-016788-3 (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände 23), (Zugleich: Göttingen, Univ., Habil.-Schr., 1996).
  4. Frank Siegmund:Alemannen und Franken. 2. Auflage. Walter de Gruyter Verlag, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-11-016788-3 (Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände 23), (Zugleich: Göttingen, Univ., Habil.-Schr., 1996).

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