- Lineage
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Eine Lineage ['lɪnɪɪdʒ] (engl. für Abstammung), auch Abstammungsgruppe oder unilineare Deszendenzgruppe genannt, bezeichnet in der Ethnologie und Anthropologie eine blutsverwandte Gruppe. Angehörige einer Lineage berufen sich auf ihre gemeinsame Abstammung von einem Ahn oder einer Ahnin. Meist bilden mehrere Lineages einen Klan, von denen wiederum mehrere zusammen eine Ethnie bilden. Der Begriff Lineage ist insbesondere für das Verständnis der sozialen Organisation von indigenen Völkern von Bedeutung.
Eine Lineage übernimmt im Allgemeinen wirtschaftliche, religiöse und juristische Funktionen. In akephalen bzw. segmentären Gesellschaften übernehmen die verschiedenen Lineages auch politische Funktionen, bzw. stellt sich gesellschaftliche Ordnung über das Zusammenspiel von Lineages her, welche als gleichartige und gleichrangige Segmente aufgefasst werden. Je nach Deszendenzregel, wird ein Kind Mitglied der Lineage seiner Mutter (Matrilineage) oder seines Vaters (Patrilineage).
In ihrem Buch African Political Systems (1940) beschreiben Meyer Fortes und Edward Evans-Pritchard die sogenannten Lineage-Theorie. Der zufolge ist ein Lineage-System als Grundlage einer politischen Struktur von segmentären Gesellschaften, also ohne Zentralgewalt, zu sehen.[1] Diese Theorie wird jedoch in der ethnologischen Forschung seit den 1960er Jahren kontrovers diskutiert.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Meyer Fortes; Edward E. Evans-Pritchard (Hrsg.): African Political Systems. Oxford 1940, S. 7
Literatur
- Walter Hirschberg (Hrsg.): Neues Wörterbuch der Völkerkunde. Dieter Reimer Verlag, Berlin 2005
- Meyer Fortes, Edward E. Evans-Pritchard (Hrsg.): African Political Systems. Oxford 1940
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