Lingchi

Lingchi

Bei Lingchi (chinesisch 凌遲 / 凌迟 língchí) oder auch Leng-Tch´e [1] handelt es sich um eine spezielle Form des Zu-Tode-Folterns, das in China bis 1905 gesetzlich praktiziert wurde.

Inhaltsverzeichnis

Methode und Berichte

Lingchi im Jahr 1910 in Peking

Hierbei werden dem aufrecht an einen Pfahl gefesselten Opfer nacheinander Körperteile vom Rumpf abgetrennt: zunächst die Brust, Teile des Oberschenkels, die Arme, Beine und abschließend der Kopf. Die Opfer wurden vorher unter sedierende Drogen gesetzt.

Lingchi wurde in Europa durch illustrierte Reiseberichte bekannt, etwa durch Louis Carpeauxs Pekin qui s'en va (Peking wie es war) aus dem Jahr 1913. Das Buch zeigt Fotos des letzten offiziellen Lingchi, der Hinrichtung von Fu Zhu Li (alte Transkription Fou-chou-li), einer Wache im Dienste des mongolischen Prinzen Ao-Han-Quan. Am Vorabend des chinesischen Neujahrsfestes im Februar 1905 hatte er seinen Herrn ermordet und wurde daraufhin zum Tode durch Lingchi verurteilt. Das Urteil wurde am 9. April 1905 vollstreckt.

Verarbeitung in der Literatur und Medien

Einen besonderen intellektuellen, religions- und kulturphilosophischen Stellenwert erhielt diese Form der Todesstrafe durch ihre Behandlung durch Georges Bataille. In dessen Texten L'expérience intérieur von 1943 (Die innere Erfahrung) und Le coupable von 1944 berichtet er von seinen nachhaltigen erotischen Reaktionen auf Lingchi-Fotografien. Bataille war 1934 auf den dritten Band (1933) des Nouveau traité de psychologie des französischen Psychologen Georges Dumas gestoßen.[2] Bataille lernte später auch die alten Originalfotografien der Hinrichtung kennen, die im Musée de l'Homme aufbewahrt wurden. Er benutzte fünf Fotos für seine illustrierte Kunstgeschichte Les larmes d'eros, 1961, Die Tränen des Eros.[3] Die Illustration Folter in Batailles berühmtem Aufsatz über das Heilige, Le sacré (1939) zeigt ein aztekisches Opfer.

Belege

  1. Kate Millett Entmenschlicht – Versuch über die Folter. Junius Verlag GmbH, Hamburg, 1993, ISBN 3-88506-225-9, S. 148.
  2. Lingchi-Bilder finden sich auch im zweiten, Bataille wohl unbekannten Band (1932) dieses achtbändigen Werks (Paris, 1930-1943).
  3. Es spricht einiges dafür, dass Lo Duca, der Herausgeber der Tränen des Eros eigentlich ihr Autor oder ein Herausgeber von Gesprächsprotokollen mit Bataille war, so die These des herausragenden westlichen Lingchi-Experten, Jérome Bourgon; Timothy Brook, Jérome Bourgon u. Gregory Blue, Death by a Thousand Cuts, Harvard UP, Cambr., Mass., 2008, S. 235f. Bataille war lange vor seinem Tod 1962 krank und eigentlich nicht mehr arbeitsfähig.

Weblinks

 Commons: Lingchi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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